Hamburg-Klasse

Hamburg-Klasse
Hamburg-Klasse
Zerstörer Schleswig-Holstein
Zerstörer Schleswig-Holstein
Geschichte
Typ Zerstörer
Namensgeber Bundesland Hamburg
Einheiten 4 gebaut, 0 in Dienst
Bauwerft

Stülcken-Werft

Dienstzeit 1964 - 1994
Technische Daten
Verdrängung

4.050 Tonnen

Länge

133,70 Meter

Breite

13,40 Meter

Tiefgang

4,80 Meter

Besatzung

280 Mann (20 Offiziere)

Antrieb

4 Kessel, 2 Turbinen, 68.000 PS

Geschwindigkeit

35 Knoten ( D182: 37 Knoten )

Reichweite

6000 Seemeilen bei 13 kn

Die Hamburg-Klasse (auch Klasse 101, nach Umbau Klasse 101A) war eine Klasse von Zerstörern der Bundesmarine, die Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre gebaut wurde. Die vier Einheiten der Hamburg-Klasse waren bis Mitte der 1990er Jahre im Dienst und gehörten mit einer Verdrängung von 4.050 Tonnen zu den größten Schiffen der Bundesmarine.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Planung und Bau

Die ersten Zerstörer der deutschen Bundesmarine nach dem Zweiten Weltkrieg waren sechs alte US-amerikanische Zerstörer der Fletcher-Klasse, die als Zerstörer 1 bis Zerstörer 6 in Dienst gestellt worden waren.

Die Schleswig-Holstein (D-182) wird von der USS Iowa (BB-61) betankt, 1986

Bereits 1955, zu Beginn der deutschen Wiederbewaffnung, wurden, jedoch unter dem Namen „Zerstörer 55“, auch deutsche Neubauten ins Auge gefasst.[1] Ursprünglich waren zwölf Einheiten dieser Zerstörerklasse geplant, tatsächlich in Auftrag gegeben wurden jedoch vier.

Das erste Schiff, die Hamburg (D-181), wurde am 29. Januar 1959 auf der Hamburger Stülcken-Werft auf Kiel gelegt. Aufgrund einer Gasexplosion in der Bauwerft verzögerte sich die Indienststellung bis März 1964.[2] Der Hamburg folgten ihre Schwesterschiffe Schleswig-Holstein (D-182, Indienststellung Oktober 1964), Bayern (D-183, Indienststellung Juli 1965) und Hessen (D-184, Indienststellung Oktober 1968). Die Klassenbezeichnung lautete nun Hamburg-Klasse bzw. Klasse 101.

Bezeichnung

Benannt wurden die Schiffe nach deutschen Bundesländern, wobei jeder Name bereits auch von früheren deutschen Kriegsschiffen getragen worden war: Hamburg war der Name einer Radkorvette (siehe Hamburg (1841)) während des Schleswig-Holsteinischen Krieges und eines Kleinen Kreuzers der Kaiserlichen Marine gewesen (siehe SMS Hamburg); Hessen, Schleswig-Holstein und Bayern waren die Namen von Linienschiffen der kaiserlichen Marine.

Dienstzeit

Die vier Schiffe taten jeweils rund 30 Jahre Dienst, Mitte der 1970er Jahre (also auch ungefähr zur Hälfte ihrer Dienstzeit) erfolgte ein Umbau zur Klasse 101A. Beginnend mit der Hessen 1990 wurden die Zerstörer der Hamburg-Klasse dann bis 1994 alle außer Dienst gestellt und über das Verwertungsunternehmen des Bundes verkauft und anschließend verschrottet.

Technik

Rumpf

Zerstörer Hamburg mit drei Bugtorpedorohren

Die Zerstörer der Hamburg-Klasse waren 133,70 Meter lang und 13,40 Meter breit. Ihr Tiefgang betrug 4,80 Meter, die Wasserverdrängung 4.050 Tonnen. Die Schiffe waren mit fünf Decks äußerst hoch und deswegen im Marinejargon auch als „Hochhäuser“ bekannt.[3] Im Rahmen des Umbaus zur Klasse 101A erhielten die Zerstörer, die vorher nur über einen relativ kleinen Fahrstand unter einer offenen Brücke verfügten, eine geschlossene Brücke. Den freien Platz zwischen den Schornsteinen bezeichnete man auch als „Heizer-Wiese“, weil sich die Heizer in ihrer Freiwache dort manchmal aufhielten.

Antrieb

Der Antrieb der Schiffe der Hamburg-Klasse bestand aus vier WAHODAG-Hochdruck-Heißdampfkesseln, die mit bis zu vier Kesselbrennern pro Kessel befeuert waren und zwei Hochdruck-Turbinen. Sie erzeugten rund 68.000 PS und brachten das Schiff auf eine Höchstgeschwindigkeit von 35 Knoten. Ab Oktober 1990 erfolgte eine Depotinstandsetzung im Marinearsenal Wilhelmshaven mit Stilllegung von zwei der insgesamt vier Kessel.

Anfänglich hatten die Schiffe zwei dreiflügelige, später zwei fünfflügelige Propeller.[4]

Bewaffnung

Der Zerstörer Hamburg (D-181) am 6. Juli 1981 bei einem Flottenbesuch in Florida, USA

Zu Beginn bestand die Bewaffnung der Zerstörer der Hamburg-Klasse vor allem aus Rohrwaffen: Die Schiffe verfügten über vier einzelne 100-mm-Geschütztürme und acht BREDA 40-mm-Zwillings-Flugabwehrkanonen. Ferner waren fünf 533-mm-Torpedorohre (drei im Bug, zwei im Heck) und zwei U-Jagd-Torpedorohre vorhanden. Die drei vorderen Torpedoausstoßrohre wurden später verschlossen und ersatzlos gestrichen. An U-Jagd-Mitteln waren zwei Bofors U-Jagd-Raketenwerfer 375 mm mit je vier Abschussrohren, sowie zwei Ablaufbühnen für Wasserbomben vorhanden.

Beim Umbau 1978 wurde einer der 100-mm-Türme (Turm Charlie) ausgebaut, ebenso die Torpedorohre. Stattdessen erhielten die Schiffe zwei Doppelstarter für Exocet-Flugkörper gegen Seeziele und zwei zusätzliche U-Jagd-Torpedorohre.

Zur Selbstverteidigung gegen Flugkörper waren zwei BREDA 40-mm-Düppelwerfer vorhanden.

Sowohl vor als auch nach dem Umbau war außerdem eine Minenzuladung möglich.

Elektronik/ Führungssystem

Verfügten die Zerstörer zunächst nur über mechanische Feuerleitanlagen (M2/ M4, Hersteller: Hollandse Signaal Apparaten), wurden sie im Rahmen des Umbaus zur Klasse 101A auch mit dem ursprünglich von den Schnellbooten S148 stammenden PALIS-System ausgerüstet und verfügten damit über eine rudimentäre Führungsfähigkeit mittels Link 11. Die Waffensysteme waren aber auch danach nicht integriert.

Als Ortungsmittel standen dem Z101A zur Verfügung:

  • Seezielradaranlage ZW, 3 cm, Hersteller: Hollandse Signaal Apparaten
  • Luftzielradaranlage DA, 5 cm, Hersteller: Hollandse Signaal Apparaten
  • Weitbereichsradaranlage LW, 15 cm, Hersteller: Hollandse Signaal Apparaten
  • Navigationsradar KH-14, Hersteller: Kelvin Hughes
  • eine Sonaranlage mit einziehbarem Dom
  • eine ESM-Anlage

Zur elektronischen Ausstattung gehörten auch diverse Sprech- und Schreibfunksende/-empfangsanlagen im UHF- sowie HF- Frequenzbereich.

Einheiten, Geschwader und Standorte

Sämtliche Einheiten der Hamburg-Klasse waren Teil des 2. Zerstörergeschwaders in Wilhemshaven.

Nr. Name Rufzeichen Kiellegung Bauwerft Stapellauf Indienststellung Außerdienststellung
D181 Hamburg DRAA 29. Januar 1959 H.C. Stülcken & Sohn 26. März 1960 23. März 1964 24. Februar 1994
D182 Schleswig-Holstein DRAB 20. August 1959 H.C. Stülcken & Sohn 20. August 1960 12. Oktober 1964 15. Dezember 1994
D183 Bayern DRAC 15. Februar 1961 H.C. Stülcken & Sohn 14. August 1962 6. Juli 1965 7. Dezember 1993
D184 Hessen DRAD 5. Februar 1961 H.C. Stülcken & Sohn 4. Mai 1963 8. Oktober 1968 29. März 1990

Einsatzprofil

Die Einsatzmöglichkeiten der Zerstörer der Hamburg-Klasse waren äußerst vielseitig. Neben der „klassischen“ Geleitsicherung und dem Bekämpfen von See- und Luftzielen waren die Zerstörer auch zum Kampf gegen U-Boote und zum Minenlegen geeignet.[5]

Jedoch galten ihre Fähigkeiten spätestens Ende der 1970er Jahre aufgrund der veralteten Elektronik (elektromechanische Feuerleitanlagen, siehe oben) als obsolet, da vor allem ihre Fähigkeit, moderne und schnelle Flugzeuge abwehren zu können, als zunehmend unzureichend eingeschätzt wurde. Lediglich die Flugkörperbewaffnung entsprach bis zu ihrer Ausmusterung dem Stand der Technik.

Unfälle

Bereits während des Baus der Hamburg kam es zu einer Gasexplosion, die ihre Fertigstellung verzögerte. Eine weitere Explosion mit Brand ereignete sich 1971 im E-Werk der Hessen und forderte zwei Todesopfer. 1980 kollidierte die Bayern mit dem Versorgungsschiff Spessart und trug schwere Schäden davon.

Literatur

  • Gerhard Koop/Siegfried Breyer: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956 bis heute., Bernard & Graefe Verlag, Bonn, 1996, ISBN 3-7637-5950-6
  • Zvonimir Freivogel: Die Zerstörer der Hamburg-Klasse. Die letzten ihrer Gattung. Podzun-Pallas-Verlag, Eggolsheim-Bammersdorf 2000. ISBN 978-3790907131

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zerstörer 55
  2. Koop/Breyer: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956 bis heute. S.48
  3. Marine.de Zerstörer Hamburg
  4. Koop/Breyer: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956 bis heute. S.50
  5. Zerstoerer-Hamburg.de: Allgemeine Daten

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