Hans-Ulrich Geschke

Hans-Ulrich Geschke

Hans-Ulrich Geschke (* 16. Mai 1907 in Frankfurt (Oder); † nach 1945) war ein deutscher Jurist, Gestapo-Beamter und SS-Oberführer (1944), der am Holocaust der ungarischen Juden beteiligt war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Schulbesuch studierte Schick Rechtswissenschaften und promovierte 1931 an der Universität Göttingen mit der Dissertation: Die Haftung des Dritten für den durch Vertragsverletzung oder unerlaubte Handlung gegenüber dem Kommissionär verursachten Schaden des Kommittenten zum Dr. jur.

Ab 1935 war Geschke Leiter der Kieler Stapostelle. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei wurde Geschke nach Prag versetzt, wo er Leiter der Gestapo wurde (vgl. Sonderaktion Prag). Geschke wurde 1941 zum Oberregierungsrat befördert.[1] Im September 1942 wurde Ernst Gerke Nachfolger Geschkes als Leiter der Prager Gestapo.

Im Herbst 1942 wurde Geschke Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD in Posen und wechselte zum 17. Dezember 1942 in gleicher Funktion nach Dresden.[2]

Am 19. März 1944, dem Tag der Besetzung Ungarns durch deutsche Truppen, wurde Geschke zum Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes unter dem SS-Obergruppenführer Otto Winkelmann ernannt. Er war dort organisatorisch der Vorgesetzte des Eichmannkommandos, Eichmann operierte aber weitgehend unabhängig von ihm.

Unter anderem mit der Hilfe des Budapester Telefonbuchs ließ er 200 „judenverdächtig“ klingende Namen möglichst mit Doktorgrad ermitteln. Diese Personen – meist Ärzte und Anwälte – wurden sofort inhaftiert, und am Abend meldete er die Festnahme von insgesamt 2.000 führenden Funktionären des ungarischen Judentums nach Berlin.

Geschke tauchte nach dem Krieg unter und wurde im Jahre 1959 von der Oberstaatsanwaltschaft von Frankfurt (Main) (4 Js 1017/59 OStA Ffm) für tot erklärt. Angeblich ist er bei der Schlacht um Budapest gefallen.

Literatur

  • Jan Björn Potthast: Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag – Gegenerforschung und Völkermord im Nationalsozialismus. Campus-Verlag, München 2002 ISBN 3-593-37060-3.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 181f.
  2. Jan Björn Potthast: Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag – Gegenerforschung und Völkermord im Nationalsozialismus. München 2002, S. 303

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