Hans Lamm

Hans Lamm

Hans Lamm (* 8. Juni 1913 in München; † 23. April 1985 in München) war ein Journalist, Publizist und Verbandsfunktionär. Von 1970 bis 1985 war er Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und Direktoriumsmitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der gebürtige Münchner legte 1932 an der Luitpold-Oberrealschule das Abitur ab und begann ein Jurastudium in Berlin. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wechselte er zur Journalistik, weil ihm als Juden der Zugang zu entsprechenden Positionen nach dem Studium verwehrt worden wäre. 1934-1937 war er in der Sozialabteilung der Münchner Jüdischen Gemeinde tätig. 1938 emigrierte er in die USA und studierte 1939 bis 1941 Soziologie an der Universität von Kansas City.

Im Juni 1945 kehrte er als Repräsentant der Hilfsorganisation UNRRA nach München zurück und war als Übersetzer bei den Nürnberger Prozessen tätig. 1951 wurde er von der Universität Erlangen aufgrund einer Arbeit "Über die innere und äussere Entwicklung des deutschen Judentums 1933-1945" zum Dr. phil. promoviert. Ab 1955 lebte er endgültig wieder in Deutschland und war zunächst Kultur-Dezernent des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er war u.a. auch Übersetzer des Buchs Warum wir nicht warten können von Martin Luther King.

Ab 1960 bis zu seiner Pensionierung 1976 war er Abteilungsleiter an der Münchner Volkshochschule und auch selbst als Vortragender aktiv. Von 1970 bis zu seinem Tod war er als Nachfolger von Dr. Siegfried Neuland Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Auch als Mitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit bemühte er sich lange Jahre um ein gutes Einvernehmen mit anderen Konfessionen und Kulturkreisen und setzte sich gleichzeitig für die Rechte von Minderheiten ein. Er stiftete der Hebräischen Universität Jerusalem einen Stipendienfonds zur alljährlichen Förderung je eines arabischen und eines jüdischen Studenten.

Werke

  • Über die innere und äussere Entwicklung des deutschen Judentums im Dritten Reich, Erlangen, Univ., Diss., 1951.
  • Von Juden in München. Ein Gedenkbuch, München, 1958.
  • Der Eichmann-Prozeß in der deutschen öffentlichen Meinung. Eine Dokumentensammlung, Frankfurt am Main, 1961.
  • An und über Juden, 1964.
  • Karl Marx und das Judentum, 1969.
  • Vergangene Tage. Jüdische Kultur in München. Hrsg. von Hans Lamm, München / Wien, 1982.
  • Deutsch-Jüdische Publizistik. Ausgewählte Aufsätze 1933-1983, 1984.

Literatur

  • Andrea Sinn: Und ich lebe wieder an der Isar. Exil und Rückkehr des Münchner Juden Hans Lamm, München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2008. ISBN 978-3-486-58395-3

Weblink


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lamm (Begriffsklärung) — Lamm bezeichnet: Lamm, Jungtier eines Schafes oder einer Ziege Lamm, namentlich:: Lamm (Gemeinde St. Andrä), Katastralgemeinde im Lavanttal, Kärnten Lamm (Gemeinde Zederhaus), Katastralgemeinde der Gemeinde Zederhaus im Lungau, Salzburger Land… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Wolff (Filmemacher) — Hans Wolff (* 2. Oktober 1911 in Berlin; † 1. Juni 1979 ebenda) war ein deutscher Drehbuchautor, Cutter, Herstellungsleiter, Schauspieler und Filmregisseur. Leben Hans Wolff studierte Jura an den Universitäten von Freiburg, Bonn und Paris. 1933… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Peter Wodarz — (* März 1948 in Wiesbaden) ist Koch, Gastronom und Veranstaltungsmanager. Bekannt wurde er durch seine Restaurants „Die Ente im Lehel“ in München und Die Ente vom Lehel in Wiesbaden und die Etablierung der Erlebnisgastronomie mit den Restaurant… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Martin Harder — (* 4. September 1942 in Langenfeld) ist Kirchenjurist und Konsistorialpräsident a.D. des Konsistoriums der Pommerschen Evangelischen Kirche in Greifswald. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 „Inoffizieller Mitarbeiter“ des Ministeriums für… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Skirecki — (* 18. April 1935 in Siegersdorf/Niederschlesien) ist ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Herausgeberschaft …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Lamm (Jurist) — Fritz Lamm (* 21. Dezember 1876 in Görlitz; † 3. Dezember 1942 im KZ Sachsenhausen) war Beamter im Wohlfahrts und Jugendamt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Als Jurist kämpfte er für die Rechte elternloser jüdischer Kinder in der NS Zeit. 1942… …   Deutsch Wikipedia

  • Gasthaus Lamm (Langenbrettach) — Gasthaus Lamm in Langenbrettach Brettach Das Gasthaus Lamm in Langenbrettach Brettach im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden Württemberg geht im Kern auf das Jahr 1601 zurück und ist eines der ältesten Gebäude des Ortes. Ein Gasthaus befindet …   Deutsch Wikipedia

  • Sankt Hans — Johannes (ganz rechts) mit Benedikt von Nursia, Laurentius von Rom und Gregor dem Großen auf einem Bild von Andrea Mantegna (1459). Johannes der Täufer יוֹחָנָן הַמַּטְבִּיל (lat. Io(h)annes Baptista, heb. Jochanan ben Sacharja …   Deutsch Wikipedia

  • Agi Lamm — (Pseudonym: Agi; * 7. Juni 1914 in Budapest; † 25. August 1996 in Buenos Aires) war eine ungarisch argentinische Grafikerin und Illustratorin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Illustrierte Bücher (Auswahl) 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Lai–Lam — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”