Hauptkirche Sankt Jacobi (Hamburg)

Hauptkirche Sankt Jacobi (Hamburg)
St. Jacobi.
1830
Kirchhof 1880

Die Sankt-Jacobi-Kirche ist eine der fünf evangelisch-lutherischen Hauptkirchen Hamburgs. Trotz vieler Veränderungen im Laufe der Geschichte und massiver Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg ist die Kirche einer der wenigen erhaltenen mittelalterlichen Bauten in der Stadtmitte. Sie ist ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Hauptkirche St. Jacobi liegt im Hamburger Zentrum im Stadtteil Altstadt in der Nähe der Mönckebergstraße, von der sie durch eine Häuserzeile getrennt ist. Im Süden der Kirche verläuft die Steinstraße, eine der Hauptstraßen des frühen Hamburg, die für die Entstehung der Kirche maßgeblich ist. An diese Straße grenzt das Kontorhausviertel. Das Umfeld der Kirche ist in seinen Bauten wesentlich jünger als St. Jacobi und wurde zum größten Teil erst im 20. Jahrhundert gestaltet.

Geschichte

St. Jacobi ging aus einer Kapelle an einem Jakobsweg hervor. Deshalb wurde die Kirche dem Apostel Jakobus geweiht. Bei der ersten Erwähnung 1255 lag St. Jacobi noch außerhalb der gesicherten Stadt östlich des Heidenwalls. Erst nach der Erweiterung der Stadtmauer 1260 wurde sie in die Hamburger Stadtbefestigung einbezogen.

Der Hauptteil der Kirche geht auf einen Neubau im 14. Jahrhundert zurück: Zwischen 1350 und etwa 1400 baute man eine dreischiffige Hallenkirche im gotischen Stil, ähnlich der benachbarten Kirche St. Petri. 1438 entstand im Nordosten ein Sakristeianbau, heute Hamburgs einziges Zeugnis gotischer Profanarchitektur. Zum Ende des 15. Jahrhunderts wurde St. Jacobi um ein viertes Kirchenschiff an der Südseite erweitert. Im Mittelalter bestand der Turm der Kirche aus fünf Stockwerken, besaß allerdings keinen Turmhelm, sondern schloss mit zwei parallelen Satteldächern ab. Erst mit Beginn der frühen Neuzeit wurde in den Jahren zwischen 1587 und 1590 ein Turmhelm geschaffen, der in seiner spätgotischen Gestaltung der nahen St. Getrudenkapelle entlehnt war.

Eine weitere Veränderung des Baus erfolgte Mitte des 18. Jahrhunderts: Statische Probleme am westlichen Ende der Kirche verlangten, die Fundamente zu sichern und das Mauerwerk zu verstärken; hierdurch wurde die Westfront auch in ihrem Aussehen verändert. Die Pläne hierfür lieferte der Architekt Johann-Nikolaus Kuhn († 13. November 1744).

1769 wurde St. Jacobi auf Anregung von Johann Albert Heinrich Reimarus mit dem ersten Blitzableiter in Deutschland versehen, der durch Mathias Andreas Mettlerkamp ausgeführt wurde.[2]

Anfang des 19. Jahrhundert diente St. Jacobi wie viele Kirchen napoleonischen Truppen als Pferdestall. 1826/27 wurde der spätgotische Turmhelm wegen Baufälligkeit abgerissen und durch einen neuen ersetzt. Umfassende Veränderungen der Kirche erfolgten zwischen 1859 und 1869. So wurde das Kupferdach durch eine Schieferbedeckung ersetzt und eine neogotische Eingangshalle an der Südseite des Kirchenbaus errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Innenraum erneuert.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche zerstört. Sie brannte aus, und der Turm stürzte durch die Gewölbe in den Innenraum. Die historische Innenausstattung hatte vorher evakuiert werden können. Nach dem Krieg wurde St. Jacobi nach mittelalterlichem Vorbild bis 1963 wiederhergestellt; nur der Turm wurde modern gestaltet.

Ausstattung

Chorfenster von Charles Crodel mit St.-Trinitatis-Altar

St. Jacobi besitzt drei mittelalterliche Altäre: den St.-Trinitatis-Altar im Hauptchor (um 1518), den St.-Petri-Altar im ersten Südschiff (1508) und den aus dem Hamburger Mariendom stammenden St.-Lukas-Altar im 2. Südschiff von Hinrik Bornemann († 1499). Beachtung verdient auch der Herrensaal, der ursprünglich als Bibliothek diente. Seit 1543 war er Versammlungssaal der Kirchherren und erhielt 1710 eine neue Ausstattung. Die Deckengemälde mit Bürgertugenden weisen hin auf die Bedeutung der Kirchspielverwaltung für das Stadtregiment und stammen wie die Landschaftsgemälde an den Wänden von Johann Moritz Riesenberger d.J. (1673/7-7. Mai. 1740).[3] Wappentafeln an der Wand nennen Pastoren, Kirchspielherren und Geschworene seit dem 16. Jahrhundert. Die Glasmalerei an den Chorfenstern führte 1959-63 Charles Crodel aus, der auch die Farbglasfenster der Matthäuskirche in Winterhude und von St. Marien in Fuhlsbüttel schuf.

Im Turm befinden sich sieben Glocken in der Schlagtonfolge a0–c1–d1–f1–g1–b1–c2. Sie wurden im Jahre 1959 von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker gegossen.

Orgel

Hauptartikel: Orgel der Hauptkirche St. Jacobi (Hamburg)

Die berühmte Arp-Schnitger-Orgel von 1693 auf der Westempore ist mit ihren 60 Registern und ca. 4.000 Pfeifen die größte erhaltene Barockorgel im nordeuropäischen Raum. Ab 1989 wurde sie grundlegend restauriert. Seit ihrer festlichen Wiedereinweihung Ostern 1993 ist sie jeden Sonntag im Gottesdienst zu hören.

Auf die Stelle für den Ersten Organisten der St.-Jacobi-Kirche soll sich Anfang des 18. Jahrhunderts auch Johann Sebastian Bach beworben haben, der aber aus finanziellen Gründen von der Kirchenleitung abgelehnt wurde. Bach ging daraufhin nach Leipzig.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.bbk.bund.de/nn_402322/SharedDocs/Publikationen/Broschueren__Flyer/Kulturgut__16-Beispiele,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Kulturgut_16-Beispiele.pdf
  2. http://www.dhw-feuerschutz.de/ueberuns/history1a.htm
  3. Rudolf Vierhaus, Deutsche biographische Enzyklopädie (DBE) Band 8 ISBN 3598250304

Literatur

  • Stefan Kleineschulte: St. Jacobi in Hamburg - mehr als eine Kirche des Mittelalters. In: Mittelalter in Hamburg: Kunstförderer, Burgen, Kirchen, Künstler und Kunstwerke. Hrsg. von Volker Plagemann. Dölling und Galitz, Hamburg 2000.

Weblinks

 Commons: St. Jacobi, Hamburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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