Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche

Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche
Karte
Karte der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche
Basisdaten
Fläche: 16.525 km²
Leitender Geistlicher: Bischof Gerhard Ulrich, Bischöfin Kirsten Fehrs und Bischofsbevollmächtigter Gothart Magaard
Mitgliedschaft: VELKD, EKD, LWB
Sprengel: 2
Kirchenkreise: 11
Kirchengemeinden: 594
Gemeindeglieder: 2.019.243 (2010)
Ev. in % der Bev.: -
Offizielle Website: www.nordelbien.de und www.kirche.de

Die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche (NEK) mit Sitz in Kiel, manchmal kurz auch nur „Nordelbien“ genannt, ist eine von 22 Gliedkirchen (Landeskirchen) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Wie alle Landeskirchen ist sie eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Kirche hat 2.019.243 Mitglieder (Stand: 2010)[1] in 594 Kirchengemeinden und ist eine der lutherischen Kirchen innerhalb der EKD. Sie ist ferner Mitglied der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

Die Bischofskirchen der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche sind der Schleswiger Dom (St. Petri) und die Hauptkirche St. Michaelis (der „Michel“) in Hamburg. Bis Ende 2003 unterhielt die Landeskirche eine Evangelische Akademie in Bad Segeberg beziehungsweise Hamburg.

Seit April 2007 laufen offizielle Sondierungsgespräche mit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Evangelischen Kirche über eine Fusion zu einer vereinigten evangelischen Nordkirche im Ostseeraum,[2] am 5. Februar 2009 wurde ein Fusionsvertrag unterzeichnet, der die Bildung der Evangelischen Kirche im Norden zu Pfingsten 2012 vorsieht,[3] am 28. März 2009 stimmte die Synode in Rendsburg mit 102 Stimmen der 128 Synodalen für die Fusion. Vom 29.-31. Oktober 2010 tagte in Travemünde die 1. Verfassunggebende Synode der Nordkirche, die neben der 1. Lesung der neuen Verfassung und des Einführungsgesetzes auch den Namen "Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche)" festlegte.

Inhaltsverzeichnis

Gebiet der Landeskirche

Das Gebiet der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche umfasst die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein mit Ausnahme der Evangelisch-Lutherischen Domgemeinde in Ratzeburg (Schleswig-Holstein), die zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs gehört. Darüber hinaus gehören noch die Evangelisch-lutherische Erlösergemeinde Vahrendorf (Gemeinde Rosengarten) in Niedersachsen und die deutschsprachige Minderheiten-Kirchengemeinde der deutschen Nordschleswiger in Dänemark zur Nordelbischen Kirche.

Geschichte

Die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche wurde am 1. Januar 1977 durch Vereinigung von vier selbständigen Landeskirchen und eines Kirchenkreises einer weiteren fünften Landeskirche gebildet. Dabei handelte es sich um die Evangelisch-Lutherische Kirche im Hamburgischen Staate, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Lübeck, die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holstein und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Eutin sowie den Kirchenkreis Harburg der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers. Die Initiative zur Fusion dieser Landeskirchen ging von der Schleswig-Holsteinischen Kirche aus, deren Synode bereits 1956 einen entsprechenden Beschluss gefasst hatte. Doch dauerte es noch 20 Jahre, bis die Verfassung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche vom 12. Juni 1976 in Kraft trat. Zuvor war mit dem Vertrag über die Bildung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche vom 1. Juli 1970 die NEK entstanden.

Evangelisch-Lutherische Kirche im Hamburgischen Staate

Die Evangelisch-Lutherische Kirche im Hamburgischen Staate bestand bis 1860 aus dem Stadtgebiet der Stadt Hamburg. Im Rahmen der dann folgenden Ausdehnung der Stadt behielt sie aber ihr Gebiet bei. Erst die Kirchenfusion von 1977 brachte eine neue Grenzziehung, die das Stadtgebiet von Hamburg mit einigen nördlichen Gemeinden im schleswig-holsteinischen Kreis Stormarn im Sprengel Hamburg der neu gebildeten Landeskirche vereinigte.

Mit der Fusion 1977 ging der Hauptteil der Evangelisch-Lutherische Kirche im Hamburgischen Staate im neu gebildeten Sprengel Hamburg auf. Der bisherige Landesbischof von Hamburg wurde somit Bischof des neu entstandenen Sprengels Hamburg. Die Bischofskanzlei wurde auch nach Fusion mit anderen Zuständigkeiten weitergeführt. Letzter Landesbischof war Hans-Otto Wölber, der ab 1977 Bischof des neu umschriebenen Sprengels Hamburg wurde.

Evangelisch-Lutherische Kirche im Lübeckischen Staate

Die Ursprünge der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lübeck lagen im ursprünglich katholischen Fürstbistum Lübeck, das seit 1163 existierte. Seit der Reformation im Jahr 1530 war die Hansestadt Lübeck evangelisch, das Gebiet der Stadt und das Kirchengebiet waren identisch. An der Spitze der Kirche stand der von der Landessynode gewählte Senior, der ab 1934 den Titel „Bischof“ erhielt. Die 31 Gemeinden wurden bei der Fusion 1977 als Propstei (heute Kirchenkreis) ein Teil des neu umschriebenen Sprengels Holstein-Lübeck. Letzter Bischof der Landeskirche Lübeck war Karlheinz Stoll. Mit Elisabeth Haseloff ließ die Evangelisch-Lutherische Kirche in Lübeck 1958 die erste Pastorin in Deutschland zu, die dieselben Rechte wie ihre Kollegen hatte. [4]

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holstein

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holstein bestand aus den Gebieten der Länder Schleswig und Holstein. Beide gingen nach dem Ende der dänischen Verwaltung 1867 an Preußen. Preußen gründete für die damalige Provinz eine Landeskirche mit einem gemeinsamen Landeskonsistorium. Die Kirche wurde 1876 durch das bisherige Herzogtum Lauenburg ergänzt, das als Landessuperintendentur eingegliedert wurde. Der Landessuperintendent von Lauenburg nahm in seinem Wirkungskreis bischöfliche Aufgaben war.

Weltlicher Leiter der Kirche war der Präsident des Konsistoriums, geistliche Leiter der Kirche waren die beiden Generalsuperintendenten, später Bischöfe, von Schleswig (Sitz in Schleswig) und Holstein (Sitz in Kiel), die den gleichnamigen beiden Sprengeln der Kirche vorstanden.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 führte auch in der schleswig-holsteinischen Landeskirche zu dem Versuch der Deutschen Christen (DC), die Kirche im Sinne der NSDAP „gleichzuschalten“. Auf der „braunen Synode“ am 12. September 1933 in Rendsburg, auf der sie die Mehrheit hatten, zwangen sie die Bischöfe Eduard Völkel (Schleswig) und Adolf Mordhorst (Holstein) zum Rücktritt und erhoben den DC-Pastor Adalbert Paulsen zum alleinigen Landesbischof. Nach dem „Führerprinzip“ regierte der Landesbischof allein mit Unterstützung des Landeskirchenausses und des Konsistoriums. Nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur 1945 gab Paulsen sein Amt auf. Mit der Wahl von Wilhelm Halfmann zum Bischof für Holstein (1946) und Reinhard Wester zum Bischof für Schleswig (1947) kehrte man zu der alten Ordnung zurück.

Die letzten Bischöfe der Landeskirche waren Alfred Petersen (Schleswig) sowie Friedrich Hübner, der ab 1977 Bischof von Holstein-Lübeck war.

Mit der Fusion 1977 wurde der Sprengel Holstein der bisherigen Schleswig-Holsteinischen Landeskirche neu umschrieben. Er wurde um die Propsteien der bisherigen Evangelischen Landeskirche Eutin sowie der Evangelischen Kirche in Lübeck erweitert, musste aber seine südlichen Bereiche an den Sprengel Hamburg abgeben. Seine neue Bezeichnung war Sprengel Holstein-Lübeck.

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Eutin

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Eutin ging nach dem Ersten Weltkrieg aus einem Teil der oldenburgischen Kirche hervor. Ihr Gebiet bestand in etwa aus dem weltlichen Herrschaftsgebiet der Fürstbischöfe von Lübeck, dem ehemaligen Hochstift Lübeck, das 1803 als Fürstentum Lübeck säkularisiert wurde.

Letzter Bischof der Landeskirche Eutin war Wilhelm Kieckbusch. Vor der Fusion umfasste die Landeskirche etwa 20 Gemeinden. Bis 2009 bildeten diese Gemeinden eine Propstei (heute Kirchenkreis) innerhalb des Sprengels Holstein-Lübeck.

Kirchenkreis Harburg

Der Kirchenkreis Harburg war Teil der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers. Als es in den 1970er Jahren um die Neubildung der Landeskirchen in Nordelbien ging, beteiligte sich auch der Kirchenkreis Harburg an der Diskussion. Dies lag daran, dass die ehemalige Stadt Harburg infolge des Groß-Hamburg-Gesetzes seit 1937 zur Stadt Hamburg gehörte, kirchlich jedoch bei Hannover verblieben war. Man wollte die politischen und kirchlichen Grenzen möglichst vereinheitlichen. So beteiligte sich der Kirchenkreis Harburg an der Fusion und wurde danach ein Kirchenkreis im Sprengel Hamburg der neuen Kirche. Im Gegenzug gab die Ev.-Luth. Kirche im Hamburgischen Staate ihre Gemeinden in Cuxhaven, das bis 1937 zu Hamburg gehört hatte, an die Hannoversche Landeskirche ab. Erstmals seit 1937 gehörte somit die gesamte Stadt Hamburg (wieder) zu einer einheitlichen evangelischen Landeskirche.

Leitung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche

Die im Februar 2010 gewählte Kirchenleitung, mit Bischöfin Maria Jepsen (4. von rechts) und Bischof Gerhard Ulrich (ganz rechts).

An der Spitze der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche steht die Kirchenleitung, die aus zehn von der Synode für sechs Jahre gewählten Mitgliedern sowie aus dem Bischofskollegium besteht. Einer der beiden Bischöfe hat den Vorsitz der Kirchenleitung inne. Nach Vollendung ihres 65. Lebensjahres treten die Bischöfe in der Regel in den Ruhestand.

Bischöfe

  • Sprengel Hamburg und Lübeck (seit 1. Oktober 2008)
    • 2008 bis 16. Juli 2010: Maria Jepsen, war bereits seit 1992 Bischöfin von Hamburg.
    • 2010-2011: Propst Jürgen Bollmann übernahm das Amt des ständigen bischöflichen Vertreters nach Jepsens Rücktritt[5] kommissarisch.[6]
    • ab 15. November 2011: Kirsten Fehrs wurde am 17. Juni 2011 von der Nordelbischen Synode in der Hauptkirche Sankt Michaelis zur neuen Bischöfin gewählt.[7]
  • Sprengel Schleswig und Holstein (seit 1. Oktober 2008)
    • seit 2008: Gerhard Ulrich
    • seit 2009: Gothart Magaard, Bischöflicher Bevollmächtigter für den Sprengel Schleswig und Holstein (neu geschaffenes Amt; Magaard soll damit Bischof Ulrich im Rahmen der Fusion der drei „Nordkirchen“ in seiner Arbeit als Bischof entlasten; der Sprengel Schleswig und Holstein hat somit quasi zwei „Bischöfe“)

Frühere Sprengel (bis 30. September 2008):

  • Sprengel Hamburg
  • Sprengel Holstein-Lübeck (Sitz Lübeck)

Vorsitzender der Kirchenleitung war von 2004 bis 2008 der Schleswiger Bischof Hans Christian Knuth. Mit der Wahl von Gerhard Ulrich zu Knuths Nachfolger setzte die Nordelbische Kirche zum 1. Oktober 2008 das neue Bischofsmodell mit einem erweiterten Sprengel Schleswig und Holstein sowie dem veränderten Sprengel Hamburg-Lübeck um. Gerhard Ulrich wurde somit Bischof von Schleswig und Holstein, Maria Jepsen Bischöfin von Hamburg und Lübeck (bis zum 16. Juli 2010).

Im Mai 2009 sollte zudem eine Leitende Bischöfin oder ein Leitender Bischof mit Sitz in Kiel gewählt werden. Mit dem Fusionsvertrag vom Februar 2009 verzichtete die Nordelbische Kirche jedoch auf diese Besetzung.[8]

Landessynode

Als „Parlament“ hat die Landeskirche eine Synode. Deren Mitglieder, die Synodalen, werden von den Kirchenkreissynoden, von den Mitarbeitern und aus den Diensten und Werken gewählt; ein Teil der Synodalen wird berufen. Ihr Vorsitzender ist der Präsident der Synode, derzeit Hans-Peter Strenge. Die Synode tagt in der Regel zweimal im Jahr, aufgrund der Fusionsvorbereitungen aber derzeit deutlich häufiger. Ihre Aufgaben sind ähnlich wie die von politischen Parlamenten.

Leitung und Verwaltung der Landeskirche

Nordelbisches Kirchenamt und Verwaltungshierarchie

Die Kirchenleitung hat ihren Sitz in Kiel und führt die Aufsicht über das von einer Präsidentin oder einem Präsidenten geleitete Nordelbische Kirchenamt. Neben dem Präsidenten gehören sieben für die verschiedenen Dezernate verantwortlichen Oberkirchenräte, weitere Referentinnen und Referenten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Kirchenamt. Es ist für die Ausführung der Kirchengesetze und Kirchenleitungsbeschlüsse verantwortlich und führt die Aufsicht über die nachgeordneten Verwaltungen.

Präsidenten des Nordelbischen Kirchenamts

  • 1975–1984: Horst Göldner
  • 1984–2002: Klaus Blaschke
  • 2002–0000: Frauke Hansen-Dix

Die Kirchenleitung vertritt die Nordelbische Kirche in der Öffentlichkeit und leitet sie im Rahmen der Beschlüsse der Synode. Sie führt außerdem die Aufsicht über das Nordelbische Kirchenamt. Sie ist neben dem Bischofskollegium und der Synode eines der Hauptorgane der NEK.

In der Verwaltungshierarchie ist die Landeskirche von unten nach oben aufgebaut: An der Basis stehen die Kirchengemeinden als Körperschaften des öffentlichen Rechts mit gewählten Kirchenvorständen und den Pastoren. Die Kirchenvorstände werden von den Gemeindegliedern gewählt. Weitere Kirchenvorsteher werden berufen. Der Kirchenvorstand lädt alle konfirmierten Gemeindemitglieder mindestens einmal jährlich zur Gemeindeversammlung ein.

Mehrere Kirchengemeinden bilden zusammen einen Kirchenkreis (in der allgemeinen Verwaltung einem Landkreis vergleichbar), an dessen Spitze ein Propst steht; in großen Kirchenkreisen gibt es teilweise auch mehrere Pröpste. Die Kirchenkreise sind ebenfalls Körperschaften des öffentlichen Rechts und haben als Gremium die Kirchenkreissynode mit einem Kirchenkreisvorstand. Die Mitglieder der Kirchenkreissynode werden von den jeweiligen Kirchenvorständen der Kirchengemeinden gewählt. Einige Synodale werden auch berufen.

Mehrere Kirchenkreise bilden zusammen einen Sprengel, an dessen Spitze ein Bischof steht. Der Sprengelbeirat unterstützt den Bischof in der Wahrnehmung seiner geistlichen Aufgaben. Die beiden Sprengel bilden zusammen die Landeskirche (in der allgemeinen Verwaltung dem Bundesland vergleichbar).

Sprengel mit ihren Kirchenkreisen (seit 2009)

Die Nordelbische Kirche besteht seit einer Strukturreform im Jahr 2009 aus zwei Sprengeln mit zusammen 11 Kirchenkreisen und 594 Kirchengemeinden.[9]

  • Sprengel Schleswig und Holstein:
    • Altholstein (dem Kirchenkreis Altholstein gehören mit Holtenau und Pries/Friedrichsort auch zwei Gemeinden in Südschleswig an.)
    • Dithmarschen
    • Nordfriesland
    • Ostholstein
    • Plön-Segeberg
    • Rantzau-Münsterdorf
    • Rendsburg-Eckernförde
    • Schleswig-Flensburg
  • Sprengel Hamburg und Lübeck:
    • Hamburg-Ost (dem Kirchenkreis Hamburg-Ost gehört mit der Gemeinde Vahrendorf auch eine Gemeinde in Niedersachsen an)
    • Hamburg-West/Südholstein
    • Lübeck-Lauenburg (die Domgemeinde Ratzeburg gehört seit 1554 der Mecklenburgischen Landeskirche an)

Zum Sprengel Schleswig und Holstein gehört auch die Nordschleswigsche Gemeinde, eine deutschsprachige Gemeinde mit mehreren Pfarrstellen in Dänemark, die dort den rechtlichen Status einer „Freigemeinde“ hat.

Von 1977 bis 2008 verteilten sich 27 Kirchenkreise auf drei Sprengel:

  • Sprengel Hamburg: Alt-Hamburg, Altona, Blankenese, Harburg, Niendorf, Stormarn
  • Sprengel Holstein-Lübeck: Eutin, Kiel, Herzogtum Lauenburg, Lübeck, Münsterdorf, Neumünster, Oldenburg in Holstein, Pinneberg, Plön, Rantzau, Segeberg
  • Sprengel Schleswig: Angeln, Eckernförde, Eiderstedt, Flensburg, Husum-Bredstedt, Norderdithmarschen, Rendsburg, Schleswig, Süderdithmarschen, Südtondern

Kirchengemeinden

Die Kirchenkreise sind in 594 Kirchengemeinden unterteilt. Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich die Zahl der Kirchengemeinden zunächst stark erhöht, indem meist in Städten durch Zuzüge die Kirchengemeinden so groß wurden, dass man sie aufteilte und damit neue Kirchengemeinden entstanden. Inzwischen wurde viele Kirchengemeinden wieder zu größeren zusammengeschlossen. Die Verteilung der Kirchengemeinden auf die drei Sprengel ist wie folgt:

  • Sprengel Hamburg und Lübeck: 226 Kirchengemeinden
  • Sprengel Schleswig und Holstein: 368 Kirchengemeinden

Geplante Fusion zur Nordkirche zu Pfingsten 2012

Seit April 2007 laufen offizielle Sondierungsgespräche mit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Evangelischen Kirche über eine Fusion zu einer vereinigten evangelischen Nordkirche im Ostseeraum,[10] am 5. Februar 2009 wurde ein Fusionsvertrag unterzeichnet, der die Bildung der Evangelischen Kirche im Norden zu Pfingsten 2012 vorsieht,[11] am 28. März 2009 stimmte die Synode in Rendsburg mit 102 Stimmen der 128 Synodalen für die Fusion. Vom 29.-31. Oktober 2010 tagte in Travemünde die 1. Verfassunggebende Synode der Nordkirche, die neben der 1. Lesung der neuen Verfassung und des Einführungsgesetzes auch den Namen "Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche)" festlegte.

Nordelbienkreuz

Seit dem 23. November 2007 verwendet die Nordelbische Kirche ein eigenständig konzipiertes Logo. In abstrakter Weise werden zwei für die Nordelbische Kirche charakteristischen Symbole miteinander verbunden. Zum einen das Kreuz, das traditionell als Symbol für die Kirche Jesu Christi steht und zum anderen das Segel, als Zeichen einer modernen und lebendigen Kirche zwischen den Meeren: +). Die abstrakte Gestaltungsweise des Nordelbienkreuzes erlaubt eine Darstellung auf allen Tastaturen, ähnlich einem Emoticon.[12]

Partnerschaften

Die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche ist partnerschaftlich mit einer Reihe von Kirchen und Christenräten in aller Welt verbunden. Die Partnerschaftsarbeit wird entweder vom Nordelbischen Missionszentrum (Hamburg) oder das Ökumenedezernat (Kiel) organisiert, gepflegt werden die Beziehungen u.a. durch Gemeinde- und Kirchenkreispartnerschaften, Personalaustausch (Ökumenische Mitarbeit), Praktikums- und Stipendienprogramme (Der Andere Blick, Ökumenisch-missionarisches Stipendium) und das Christian-Jensen-Kolleg (Breklum). Partnerschaften bestehen mit folgenden Kirchen/Christenräten:

  • Afrika:
    • Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania,
    • Kenianische Evangelisch-Lutherische Kirche,
    • Evangelisch-Lutherische Kirche in der Demokratischen Republik Kongo
  • Lateinamerika:
    • Ev. Kirche Luth. Bekenntnisses in Brasilien,
    • Lutherische Kirche El Salvadors

Gesangbücher

Zum Zeitpunkt der Fusion 1977 war das Evangelische Kirchengesangbuch – Ausgabe für die Evangelisch-lutherischen Landeskirchen Schleswig-Holstein-Lauenburg, Hamburg, Lübeck und Eutin, Hamburg, ab 1950/53 eingeführt, gültig. In neueren Ausgaben trug das Gesangbuch den Titel Evangelisches Kirchengesangbuch – Ausgabe für die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche.

Seit 1994 singen die Gemeinden aus dem Evangelischen Gesangbuch – Ausgabe für die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche; Hamburg und Kiel, 1994

Daneben werden mit Loow nü e Hiire und Op goden Kurs auch Gesangbücher in friesischer und niederdeutscher Sprache verwendet.

Schließungen von Kirchen

Deutlich rückläufige Kirchensteuermittel und Mitgliedszahlen zwingen die Kirche – wie nahezu überall in Deutschland –, nicht nur Gemeinden zu fusionieren, sondern auch Kirchen zu schließen; speziell in Hamburg. Die Gebäude werden an andere Glaubensgemeinschaften abgetreten oder sogar abgerissen.

Siehe auch: Kirchensterben

Kindesmissbrauch

Im Juni 2010 wurde öffentlich bekannt, dass ein Pastor der Kirchengemeinde Ahrensburg von Ende der 70er- bis Mitte der 80er-Jahre mehrere Mädchen und Jungen sexuell missbraucht haben soll. Das Kirchenamt versetzte den Pfarrer nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe im Jahr 1999 als Gefängnispfarrer in die Jugendstrafanstalt Schleswig [13]. Ein Disziplinarverfahren wurde nicht eingeleitet [14]. Nachdem Der Spiegel am 10. Juli 2010 berichtet hatte, dass die Bischöfin im Sprengel Hamburg-Lübeck, Maria-Jepsen, bereits 1999 über sexuelle Übergriffe des Pastors aus Ahrensburg an Minderjährigen in ihrer Kirche informiert worden sein soll und nichts dagegen unternommen habe, trat diese am 16. Juli 2010 von ihrem Amt als Bischöfin zurück [15]. Jepsen sagte aus, nicht über die Missbrauchsfälle informiert gewesen zu sein, was jedoch im Widerspruch zu Aussagen unter anderem der früheren Pröpstin Emse steht [16]

Auch gegen einen zweiten Ahrensburger Pfarrer, der von den Vorfällen gewusst haben und nicht eingeschritten sein soll[17], wird wegen sexuellen Missbrauchs ermittelt [18]. Als Konsequenz der Vorfälle stellte die nordelbische Kirche im August 2010 zwei Ombudsfrauen für Opfer sexualisierter Gewalt ein [19]. Die örtliche Kirchengemeinde bat die Opfer im Sommer 2010 indes um Verzeihung [20] In einem offenen Brief an Bischof Ulrich vom Oktober 2010 kritisierte die Betroffeneninitiatve den Umgang der Landeskirche und insbesondere des Bischofs mit den Opfern [21]. Die Bürgerinitiative "Rückkehr zur Vernunft" kritisiert das Vorgehen des Kirchenvorstandes in der Aufklärung der Vorfälle als "unprofessionell" und als Beteiligung "an einer öffentlichen Hetzjagd"[22]. Weiterhin kritisiert die Initiative, dass mehrere Mitglieder des Kirchenvorstandes schon zu der Zeit der Vorfälle Mitglied des Kirchenvorstandes waren und daher keine Neutralität in diesen Fällen vorliege, die für eine inhaltliche Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe notwendig sei.

Im März 2009 wurde einem Lütjenseer Kirchenmusiker fristlos gekündigt, als der Kirche bekannt wurde, dass er im April 2008 wegen des Besitzes von kinderpornographischen Schriften zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. [23].

Siehe auch

Literatur

  • Niels Hasselmann: Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche. In: Theologische Realenzyklopädie. 24 (1994), S. 612–616 (Einführung und Lit.).
  • Rita Süssmuth, Renate Schmidt, Maria Jepsen, Miguel-Pascal Schaar (Hrsg.): Was bleibt? Vier Jahre kirchliche Aids-Arbeit in Hamburg. Eine Bestandsaufnahme. Über Hamburg-Leuchtfeuer, Aids-Gottesdienste wie: „Celebrate your life“, „Heaven can wait“, Probleme, Widerstände und Erfolge, über Kirche und Aids, über Aktivitäten, die bundesweit Beachtung und Nachahmung fanden. MännerschwarmSkript-Verlag, Hamburg 1995, ISBN 3-928983-28-8.

Weblinks

 Commons: Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. http://www.lutheranworld.org/lwf/wp-content/uploads/2011/03/LWF-Statistics-2010.pdf
  2. Evangelischer Pressedienst (epd) – Landesdienst Nord: „Nordkirche“: Nordelbische Synode für Fusionsverhandlungen
  3. Ostsee-Zeitung, 7. Februar 2009
  4. Rainer Hering: Frauen auf der Kanzel? Der lange Weg zur rechtlichen Gleichberechtigung
  5. Bischöfin Maria Jepsen tritt zurück, WELT Online, 16. Juli 2010
  6. Propst Bollmann übernimmt Jepsens Amtsgeschäfte. Evangelischer Pressedienst, abgerufen am 23. Juli 2010.
  7. Kirsten Fehrs zur neuen Bischöfin gewählt NDR.de, 17. Juni 2011, abgerufen am 19. Juli 2011
  8. Evangelischer Pressedienst: Kirchenleitungen unterzeichnen Fusionsvertrag; abgerufen am 7. Februar 2009
  9. Nordelbische Kirche, Aufbau und Struktur
  10. Evangelischer Pressedienst (epd) – Landesdienst Nord: „Nordkirche“: Nordelbische Synode für Fusionsverhandlungen
  11. Ostsee-Zeitung, 7. Februar 2009
  12. Nordelbischen Evangelisch-Lutherische Kirche: Ein neues graphisches Gesicht für Nordelbien
  13. Rücktritt einer Bischöfin: Ende der Stille. Der Tagesspiegel, abgerufen am 18. Juli 2010.
  14. Die Küsse eines Hirten. Der Spiegel, abgerufen am 22. Oktober 2010.
  15. Bischöfin soll schon vor Jahren von Missbrauchsfall gewusst haben. In: Spiegel Online, 12. Juli 2010.
  16. Zurückgetretene Bischöfin Jepsen: Glaube, Triebe, Vergessen. Der Spiegel, abgerufen am 22. Oktober 2010.
  17. Im Schutzraum des Schweigens. Die Zeit, abgerufen am 23. Juli 2010.
  18. Brüder ohne Hüter. taz, abgerufen am 22. Oktober 2010.
  19. Nordelbische Kirche stellt Ombudsfrauen vor. Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche, abgerufen am 22. Oktober 2010.
  20. Erklärung. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Ahrensburg, abgerufen am 22. Oktober 2010.
  21. Offener Brief. Verein Missbrauch in Ahrensburg, abgerufen am 22. Oktober 2010.
  22. Dialog in Ahrensburg. Rückkehr zur Vernunft, abgerufen am 16. Mai 2011.
  23. Verurteilter Kirchenmusiker hortete Kinderpornos - entlassen. Abgerufen am 19. Juli 2011.

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