- Heiliges Tier
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Heilige Tiere dienen im Zuge der Verehrung (Zoolatrie) als lebende Manifestationen von theriomorph (tiergestaltig) oder therianthrop (tiermenschlich) gedachten und dargestellten Göttern.
Inhaltsverzeichnis
Phänomen
Heilige Tiere finden sich sowohl bei Naturvölkern als auch bei Kulturvölkern. Sie werden verehrt, weil sie den Menschen an Kraft, Mut und Schlauheit überlegen sind. Das zugrunde liegende Motiv der Idee war demgemäß die Furcht, später gilt das Tier entweder als Verkörperung einer ihm innewohnenden Gottheit und steht damit unter Schutz und ist geheiligt. Mitunter verschmilzt die Tier- mit der Ahnenverehrung, wenn das Tier als Inkarnation einer zu einer Art Gottheit gewordenen Seele angesehen wird, beispielsweise im Totemismus.
Lokale Verbreitung
Im alten Ägypten wurden Stiere wie Mnevis und Apis, Widder, Katzen und Schakale verehrt, in Indien die Heilige Kuh und der heilige Affe, im Inkareich und in der gesamten eurasischen Vorgeschichte bis in Südasien die Schlange.
Tierkult in Ägypten
In Ägypten bestattete man nicht nur die Menschen nach den Bräuchen der Mumifizierung, auch die Hüllen heiliger Tiere sollten die Jahrhunderte überdauern und wurden mumifiziert. Es war von großer Wichtigkeit, dass die leblosen Körper erhalten blieben, denn nach ägyptischen Glauben konnte die unsterbliche Seele nur ihren Weg zum Reich des Osiris fortsetzen solange Geist und Körper existierten. In einigen Fällen kam es vor, dass in die Grabkammer eines Verstorbenen die Tiermumie eines geliebten Haustieres beigelegt wurde. Es sollte seinen Herren auf seiner langen Reise zum Totenreich beistehen. Es gab auch Tiermumien, die den Göttern als Opfer dargebracht wurden. Man bat mit ihrer Hilfe um die Gunst eines Gottes oder um seine Gnade ,falls man ihn erzürnt hatte. Diese Tiermumien, welche als Opfergabe dienten, bestanden meist aus: Krokodilen, Katzen, Stiere, Mäuse und Fischen. Der Tierkult hatte vermutlich zur Zeit der Pharaonen seinen Höhepunkt. Viele ägyptische Götter wurden mit Tieren in Verbindung gebracht, so hatte Thoth einen Ibiskopf, Anubis den Kopf eines Schakals und Hathor das Haupt einer Kuh. Manche Tiere hatten sogar das Privileg in den Priestertempeln der Götter zu leben. Nach ihren Tod wurden sie mumifiert und auf eigens angelegte Tierfriedhöfen beigesetzt. Als besonders heilig wurde der Apis-Bulle angesehen. Ihm kam der Rang einer Gottheit zuteil und so wurde er auch von den Priestern behandelt. Zu seinen Lebzeiten bekam er einen Palast und ein Harem von Kühen. Als er starb wurde ihm die Ehre einer aufwändigen Bestattung, die eines König würdig, war zuteil. Viele gläubige Ägypter kauften Tiermumien um sie ihren Göttern zu opfern, doch Vorsicht war geboten, nicht selten liefen sie dabei einen Betrüger auf, der Bündel aus Lumpen, Scherben und Knochen als angeblich echte Mumie zum Verkauf anbot.
Siehe auch
Literatur
- Martin Fitzenreiter: Tierkulte im Pharaonischen Ägypten und im Kulturvergleich. GHP, London 2003, ISBN 0-9550256-2-1 (Beiträge zur Ägyptologie und Sudanarchäologie Nr. 4).
- Diane Victoria Flores: The funerary sacrifice of animals during the predynastic period. Dissertation, University of Toronto, Toronto 2000, ISBN 0-612-45758-3
Weblinks
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