- Heimatkunst
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Die Heimatkunst war eine literarische Strömung im deutschsprachigen Raum von etwa 1890 bis 1910. Sie entstand in unmittelbarem Anschluss an den Naturalismus. Der Hauptpropagandist der neuen Bewegung wurde der Schriftsteller und Literaturhistoriker Adolf Bartels, der 1898 in einem Artikel in der Zeitschrift Der Kunstwart erstmals den Begriff „Heimatkunst“ verwendete. Gemeinsam mit Friedrich Lienhard verbreitete er die neuen Anschauungen in der kurzlebigen, in Berlin erscheinenden Zeitschrift „Die Heimat“.
Inhaltsverzeichnis
Ziele
Die neue Bewegung sollte vom Subjekt der Großstadt weg und in Richtung Heimat und Volkstum gehen. Mit der weiten Auffassung von „Heimat“ ist nicht nur ländliches, sondern auch städtisches Leben gemeint, da auch die Stadt Heimat sein kann. Ziel war hier aber die ländlich geprägte Kleinstadt.
Wie der Naturalismus, von dem sie einige Techniken übernahm, sollte sie neben der Liebe zur Heimat auch Kritik an ihr üben, was ihr aber nicht durchgehend gelang. Insgesamt wandte sich die Heimatkunst gegen den Naturalismus, ebenso gegen die modernen Naturwissenschaften und die Technisierung; vielmehr war sie eine agrarische Restaurationsbewegung. Damit nahm sie etliche Gedanken der späteren Ökologiebewegung vorweg. Mit ihrer durchwegs konservativen, antimodernistischen, -rationalistischen und -intellektuellen Grundhaltung war in ihr jedoch auch schon die spätere Blut-und-Boden-Dichtung angelegt: So galt „der Jude“ als Symbol für die Industrialisierung, gemeinhin den Kommerz und auch der Arbeiterbewegung. Die Heimatkunst wandte sich gegen „Sozialdemokratisierung“ ebenso wie gegen kalten Kapitalismus.
Die Heimatkunst pflegte zudem den Kult um große Persönlichkeiten; so spielte beispielsweise Rembrandt in seiner Funktion als (angeblicher) Erzieher und Führer des Volkes eine wichtige Rolle. In der Auffassung der Heimatkunst war er ein Symbol für den „zurück-zur-Natur“-Gedanken.
Ein typisches Merkmal ist die Kategorisierung in gesund und krank; gesund ist demnach das Dorf, der Berg (die Höhe des Berges), die Tradition; krank hingegen die Stadt, das Tal, die Moderne, der Professor.
Vertreter
- Julius Langbehn
- Wilhelm Ulbrich
- Ernst Wachler
- Adolf Bartels
- Friedrich Lienhard
- Hermann Löns
- Gustav Frenssen
- Wilhelm von Polenz
- Timm Kröger
- Clara Viebig
- Gustav Streicher
- Heinrich Sohnrey
Wichtige Werke
- Julius Langbehn – Rembrandt als Erzieher (1890)
- Adolf Bartels – Heimatkunst. Ein Wort zur Verständigung (1902)
- Wilhelm von Polenz – Der Büttnerbauer (1895)
- Clara Viebig – Das Kreuz im Venn (1908)
- Hermann Löns – Der Wehrwolf (1910)
- Gustav Frenssen – Jörn Uhl (1901)
- Dietrich Speckmann – Heidehof Lohe (1903)
- Heinrich Sohnrey – Der Bruderhof (1897)
Zeitschriften
- Die Heimat
- Blätter für Literatur und Volkstum
- Der Türmer
Kategorien:- Literatur (19. Jahrhundert)
- Literatur (20. Jahrhundert)
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