Heinrich Anacker

Heinrich Anacker

Heinrich Anacker (* 29. Januar 1901 in Buchs, Kanton Aargau; † 14. Januar 1971 in Wasserburg am Bodensee) war ein erfolgreicher schweizerisch-deutscher Propaganda-Schriftsteller im Nationalsozialismus.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heinrich Anacker wurde als Sohn des aus Thüringen stammenden Lithographie-Fabrikbesitzers Georg Heinrich Anacker geboren, seine Mutter Barbara Elisabeth war Deutsch-Schweizerin. Anacker besuchte in Aarau das Gymnasium (Alte Kantonsschule Aarau), wo er der Studentenverbindung „Humanitas“ angehörte. Bereits 1921, im gleichen Jahr, in dem er das Abitur absolvierte, erschien sein erster Gedichtband Klinge kleines Frühlingslied im Verlag Sauerländer in Aarau.

Später studierte Anacker Literaturwissenschaft in Zürich und Wien, war Mitglied der Wandervögel, hatte 1922 den ersten Kontakt mit der NS-Bewegung und war seit 1924 NSDAP- und SA-Mitglied. Seit 1921 lebte er nach dem Erfolg seines Erstlingswerkes Klinge, kleines Frühlingslied als freier Schriftsteller.[2]

Ab 1928 lebte Anacker dauerhaft in Deutschland. Er war persönlich bekannt mit führenden Nationalsozialisten wie Julius Streicher, der ihn förderte [3] und saß als Reichskultursenator im Kulturrat der Reichsschrifttumskammer. Er erhielt einer Reihe nationalsozialistischer Auszeichnungen, so 1934 den Dietrich-Eckart-Preis (für das Chorspiel SA ruft ins Volk), 1936 den Kunstpreis der NSDAP für sein Gesamtwerk und 1939 den Ehrenring der Mannschafts-Frontdichter in der NS-Kriegsopferversorgung.

1939 wurde Anacker auf eigenen Wunsch aus der Schweiz ausgebürgert. Während des Zweiten Weltkrieges war er als Kriegsberichterstatter, einfacher Soldat und Sanitäter tätig. 1945 war er Kriegsgefangener im US-Internierungslager Ansbach. Er wurde als minderbelastet entnazifiziert und mit 60 Tagen Sonderarbeit und 500 DM Geldstrafe belegt.

Zahlreiche von Anackers Schriften sowie ein Buch über ihn von Paul Gerhardt Dippel (Heinrich Anacker, Deutscher Volksverlag, München 1937) wurden in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[4][5]

Sein väterliches Erbe ermöglichte es ihm, in Salach und Wasserburg am Bodensee zu leben und zu schreiben. Er starb am 14. Januar 1971.

Werk

Anacker gilt als einer der wortführenden NS-Dichter. Schon im NS-Staat wurde betont, dass er der erste gewesen sei, der Gedichte über die NS-Bewegung geschrieben habe.[6] Seine zahlreichen propagandistischen Gedichte erschienen häufig zuerst im Völkischen Beobachter und später in Buchform.

Viele der Marschlieder, die in der Hitler-Jugend und anderen NS-Organisationen gesungen wurden, stammten von ihm. Sein größter Erfolg war das sentimental-unpolitische Seemannslied Antje, mein blondes Kind. [7] Weitere Lieder von ihm sind u.a. Braun ist unser Kampfgewand (Kampflied der SA), Englands Stunde hat geschlagen, Die Fackel geht von Hand zu Hand, Hört ihr die Trommel schlagen? (Lied der HJ) und Wir sind die Soldaten der neuen Front.

In seinen Liedern betonte Anacker die totale Ausrichtung auf die Autorität Adolf Hitlers, etwa in folgenden Versen: Wir werdend Volk, wir sind der rohe Stein - / Du, unser Führer, sollst der Steinmetz sein; / der Steinmetz, der mit schöpf´rischer Gewalt / den Stein erlöst von seiner Ungestalt./ Schlag immer zu! Wir halten duldend still,/ da deine strenge Hand uns formen will. [8]

Zur propagandistischen Weihnachtsringsendung 1941 schrieb Anacker ein Gedicht mit Hinweisen auf die damals von Deutschland in Europa weiträumig besetzten Gebiete.[9] Einer der Verse lautet: "Glocken der Heimat ertönen in Hellas und Flandern, / klingen in einsamen Bunkern an Newa und Don. / Über die Wogen, zu einsamen Booten sie wandern - / Jenseits der Meere noch jubelt ihr seliger Ton."

Gedichtbände

  • Klinge kleines Frühlingslied 1921
  • Auf Wanderwegen 1923
  • Sonne 1925
  • Ebbe und Flut 1927
  • Bunter Reigen. Neue Gedichte. 1931
  • Die Trommel. SA-Gedichte. 1932
  • Die Fanfare. Gedichte der deutschen Erhebung. 1933
  • Einkehr. Neue Gedichte. 1934
  • Singe, mein Volk! 37 Lieder von Heinrich Anacker vertont von Erich Wintermeier. 1935
  • Der Aufbau. Gedichte. 1936
  • Lieder aus Stille und Stürmen. Erinnerungen an Rügen. 1938
  • Ein Volk – ein Reich – ein Führer. Gedichte um Österreichs Heimkehr. 1938
  • Wir wachsen in das Reich hinein. Gedichte. 1938
  • Bereitschaft und Aufbruch. Gedichte aus dem Kriegswinter 1940. 1940
  • Heimat und Front. Gedichte aus dem Herbst 1939. 1940
  • Über die Maas, über Schelde und Rhein! Gedichte vom Feldzug im Westen. 1940
  • Die Fanfare. Gedichte der deutschen Erhebung. 1943
  • Glück auf, es geht gen Morgen! Gedichte. 1943
  • Marsch durch den Osten. Gedichte. 1943
  • Goldener Herbst. Sonette. 1951
  • Von Beilen, Barten und Häckchen. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des sächsischen Erzbergbaus. Berlin 1960

Literatur

  • Paul Gerhardt Dippel: Heinrich Anacker. Deutscher Volksverlag, München 1937
  • Ernst Klee: „Heinrich Anacker“ Eintrag in ders.: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-10-039326-5
  • Charles Linsmayer: Anacker, Heinrich im Historischen Lexikon der Schweiz
  • Günter Scholdt: Autoren über Hitler. Deutschsprachige Schriftsteller 1919–1945 und ihr Bild vom „Führer“. Bouvier, Bonn 1993. ISBN 3-416-02451-6
  • Verena Schulz: Heinrich Anacker, der „lyrische Streiter“. in Rolf Düsterberg, Hg.:Dichter für das »Dritte Reich«, Bd. 2.: Biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie. Neun Autorenporträts und ein Essay über literarische Gesellschaften zur Förderung des Werkes völkischer Dichter. Aisthesis, Bielefeld 2011 ISBN 9783895288555 S. 21 - 40

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gudrun Wilcke, Die Kinder- und Jugendliteratur des Nationalsozialismus als Instrument ideologischer Beeinflussung: Liedertexte, Erzählungen und Romane, Schulbücher, Zeitschriften, Bühnenwerke, Lang Verlag 2005, S.145
  2. http://www.linsmayer.ch/autoren/A/AnackerHeinrich.html
  3. http://homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/ChrAnacker.pdf
  4. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit.html
  5. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-d.html
  6. http://homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/ChrAnacker.pdf
  7. http://www.linsmayer.ch/autoren/A/AnackerHeinrich.html und http://ingeb.org/Lieder/dertagwa.html
  8. http://www.freitag.de/2001/34/01341602.php
  9. Heinrich Anacker: Weihnachtsringsendung 1941. In: Reichsrundfunk. Jahrgang 1941/42, Heft 21/22, S. 403.

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