Heinrich Hubert Houben

Heinrich Hubert Houben

Heinrich Hubert Houben (* 30. März 1875 in Aachen; † 27. Juli 1935 in Berlin) war ein deutscher Literaturwissenschaftler und Publizist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Houben machte 1893 in Düsseldorf das Abitur, studierte anschließend Germanistik, Philosophie und Geschichte in Bonn, Berlin und Greifswald und promovierte 1898 mit einer Arbeit „Studien über die Dramen Karl Gutzkows“. Von 1897–1898 war er als Redakteur der Düsseldorfer Neuesten Nachrichten tätig, lehrte von 1898 bis 1905 an der Humboldt-Akademie, der Lessing-Hochschule und der Schule des Deutschen Theaters in Berlin, war von 1907 bis 1919 Mitarbeiter des Verlages F.A. Brockhaus in Leipzig, von 1919 bis 1921 Direktor der literarischen Abteilung des Messeamtes in Leipzig und 1921–1923 literarischer Direktor des Deutschen Verlages in Berlin. Hier lebte er seit 1923 bis zu seinem Tode als freier Publizist. Seit 1916 trug Houben den Professorentitel, der ihm vom Sächsischen Kultusministerium verliehen worden war.

Zu Houbens Forschungsschwerpunkten zählten vier Bereiche:

Houben war 1902 Gründer und bis 1907 Sekretär der Deutschen Bibliographischen Gesellschaft in Berlin, die zahlreiche Repertorien für Periodika des 19. Jahrhunderts (Almanache der Romantik, Zeitschriften des Jungen Deutschland, Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung) und andere Quellenwerke erarbeitet hat, etwa 1905 ein Register zu den Tagebüchern Varnhagens. Houben war einer der ersten Wissenschaftler in Deutschland, der literatur-, theater- und kulturhistorisch bedeutende Periodika des 19. Jahrhunderts systematisch und archivalisch erschloss und ihren Inhalt zugänglich machte.

Darüber hinaus spürte Houben mehrere verborgene Schriftstellernachlässe oder Teilnachlässe auf und entdeckte unter anderem die für die Goetheforschung bedeutenden Weimarer Tagebücher von Frédéric Soret, die er 1929 veröffentlichte. Er legte umfangreiche Sammlungen von Autographen und Briefabschriften an, darunter eine viele Tausend Briefe umfassende Gutzkow-Sammlung, die sich heute in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main befindet, sowie eine Sammlung von Briefen Heinrich Laubes. Ferner hat er in Staatsarchiven mit der Sichtung von Zensurakten vornehmlich des 19. Jahrhunderts Grundlagenforschung für sein Werk „Verbotene Literatur“ geleistet. Als Herausgeber mehrerer Einzel- und Werkausgaben (darunter eine fünfzigbändige Laube-Ausgabe), mit biographischen Monographien, Aufsätzen und Quellenwerken hat Houben ein vielfältiges literaturwissenschaftliches Lebenswerk hinterlassen. In späteren Jahren hat Houben Reiseberichte bearbeitet (u. a. Werke von Sven Hedin) und geschrieben, die hohe Auflagen erreichten und in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

Houben war seit 1902 mit der Kinder- und Jugendbuchautorin Martha Houben-Granow (1874–1951) verheiratet.

Werke (Auswahl)

Zumeist publizierte Houben seine Werke als „H. H. Houben“.

  • Gutzkow-Funde. Beiträge zur Litteratur- und Kulturgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin: Wolff 1901
  • Emil Devrient. Sein Leben, sein Wirken, sein Nachlass. Frankfurt a.M.: Ruetten u. Loening 1903
  • Heinrich Laubes Leben und Schaffen. Sonderabdruck aus: Heinrich Laubes ausgewählte Werke in zehn Bänden. Leipzig: Hesse 1905
  • Zeitschriften des Jungen Deutschlands. 2 Bde. Behr, Berlin 1905–1909. (= Veröffentlichungen der Deutschen Bibliographischen Gesellschaft. Bd. 4–5. Bibliographisches Repertorium. Bd. 3–4.)
  • (Hrsg.) Karl Gutzkows ausgewählte Werke in zwölf Bänden. Leipzig: Hesse [1908]
  • (Hrsg.) Heinrich Laubes gesammelte Werke in fünfzig Bänden. Unter Mitwirkung von Albert Händel. Leipzig: Hesse 1908–1909
  • Jungdeutscher Sturm und Drang. Ergebnisse und Studien. Leipzig: Brockhaus 1911
  • Verbotene Literatur von der klassischen Zeit bis zur Gegenwart. Ein kritisch-historisches Lexikon über verbotene Bücher, Zeitschriften und Theaterstücke, Schriftsteller und Verleger. 2 Bde., Berlin: Rowohlt 1924; (Bd. 2:) Bremen: Schünemann 1928. (Nachdruck: Olms Verlag 1992, ISBN 3-487-01027-5). Digitalisierte Ausgabe der beiden Bände von 1924 der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Johann Peter Eckermann. Sein Leben für Goethe. Nach seinen neuaufgefundenen Tagebüchern und Briefen dargestellt. 2 Bde., Leipzig: Haessel 1925-28
  • Kleine Blumen, kleine Blätter aus Biedermeier und Vormärz. Ein Strauß zu meinem 50. Geburtstag. Dessau: Rauch 1925
  • Polizei und Zensur. Längs- und Querschnitte durch die Geschichte der Buch- und Theaterzensur Berlin: Gersbach 1926
  • Der Ruf des Nordens. Abenteuer und Heldentum der Nordpolfahrer, Wegweiser-Verlag, Berlin 1927
  • (Hrsg.) Frédéric Soret: Zehn Jahre bei Goethe. Erinnerungen an Weimars klassische Zeit 1822–1832. Aus Sorets handschriftl. Nachlaß, seinen Tagebüchern und seinem Briefwechsel. Leipzig: Brockhaus 1929.
  • (Hrsg.) Gespräche mit Heine. Potsdam: Rütten und Löning ²1948 (zuerst 1926)
  • Hier Zensur – wer dort? Der gefesselte Biedermeier. Leipzig: Reclam 1990. (= Reclams Universal-Bibliothek. Bd. 1340. [Nachdruck der Ausgaben von 1918 u. 1924. Mit einem Nachwort von Günter de Bruyn.]

Literatur

  • Gerhard Rudolph: Houben. In: Neue Deutsche Biographie. Bd. 9. Berlin: Humblot & Duncker 1972. S. 658-659
  • Hans-Dieter Holzhausen: Finderglück im Sucherlohn. Zum Gedenken an H. H. Houben. In: Philobiblon. 1995, S. 228-241
  • Ute Schneider: Houben, Heinrich Hubert. In: Internationales Germanistenlexikon 1800-1950. Hg. u. eingeleitet von Christoph König. Bd. 2. Berlin, New York: de Gruyter 2003. S. 810-812

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