- Heinrich von Lausanne
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Heinrich von Lausanne war im beginnenden 12. Jahrhundert ein häretischer Wanderprediger, den die historische Forschung des 18. Jahrhunderts fälschlicherweise mit Lausanne in Verbindung brachte.
Heinrich ist erstmals im Jahr 1116 als Prediger in der Diözese Le Mans bezeugt, wo er massive Unruhen verursachte. Sein Aufrufen zur Buße und zur Ächtung von sündhaft lebenden Priestern führte ebenso wie die Zwangsverheiratung von Prostituierten zum Entzug der Predigerlaubnis und zu seiner Vertreibung. Neues Wirkungsfeld Heinrichs wurden Südfrankreich und die Provence, wo er 1135 vom Erzbischof von Arles inhaftiert wurde. Auf einem Konzil in Pisa schwor der Wanderprediger seinem häretischen Glauben ab und beschwor seinen Eintritt ins Zisterzienserkloster Cîteaux. Indes, nach 1135 ist er als Prediger im Midi feststellbar, wo er – in Anlehnung an Petrus von Bruys? – zunehmend radikalere Thesen über Kirchenamt, Priestertum und Gläubige vertrat. Überliefert ist diesbezüglich ein Gespräch des Heinrich mit einem Mönch Wilhelm. Trotz seiner erneuten Verurteilung auf dem Zweiten Laterankonzil 1139 predigte Heinrich weiter und muss besonders in Toulouse einigen Zulauf gehabt haben. 1145 versuchte es der berühmte Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux mit einer „Gegenmission“. Heinrich wurde gefangen genommen, über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Heinrich kann auch als Gründer einer Sekte gelten, seine Anhänger waren die Henricianer.
Literatur
- A. Patschovsky: Heinrich „von Lausanne“. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 4, Artemis & Winkler, München/Zürich 1989, ISBN 3-7608-8904-2, Sp. 2096.
- K. Herbers (Hg.): Europa an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert. Beiträge zu Ehren von Werner Goez. Stuttgart 2001, S. 235f
- Friedrich Wilhelm Bautz: Heinrich von Lausanne. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 682–682.
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