Heinzenkunst

Heinzenkunst
Schematischer Aufbau einer Heinzenkunst

Eine Heinzenkunst, auch Taschenkunst genannt, ist eine Wasserhebemaschine, die im Mittelalter im Bergbau zum Heben des Grubenwassers diente. In Salzbrunnen diente sie zur Hebung der Sole und wurde dort auch als Büschelkunst bezeichnet.[1] Die Heinzenkunst wurde Anfang des 16. Jahrhunderts erfunden und 1535 im Harzer Bergbau eingeführt.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Über eine in einem Gestell gelagerte Antriebsscheibe wurde eine Endloskette gelegt, an der in kurzen Abständen Lederbälle oder Lederscheiben (Bälle, Taschen, Püschel) befestigt waren. Der Abstand der Lederbälle war gleichmäßig und betrug meist etwa 1-2 Meter. Die Lederbälle waren mit Stroh oder Reisig gefüllt und wurden mit der endlosen Kette durch eine senkrecht im Wasser stehende Holzröhre (Rohrtour) gezogen.[2] Die Kette wurde über eine weitere Scheibe, die sich im Schachtsumpf befand, umgelenkt. Die obere Scheibe war über eine Welle mit dem Antrieb verbunden. Die Rohrtour stand mit dem unteren Ende im Schachtsumpf, das obere Ende der Rohrtour reichte bis zum erstellten Wasserabflussniveau, das in einem Wasserlösungsstollen oder Übertage liegen konnte. Die einzelnen Rohre waren mit Eisenringen bewehrt und mit Eisenklammern am Schachtausbau befestigt. Rohrinnendurchmesser und der Durchmesser der Lederbälle waren genau aufeinander abgestimmt.[3]

Angetrieben wurde die Heinzenkunst zunächst mittels Muskelkraft, solche Antriebe wurden als Tretkunst bezeichnet. Um größere Förderleistungen zu erzielen, wurde die Heinzenkunst später über einen Pferdegöpel angetrieben, man nannte diese Art des Antriebes auch Rosskunst. Um noch größere Wassermengen aus noch größeren Teufen zu heben, wurde die Heinzenkunst mit Wasserkraft angetrieben. Hierbei wurde die Welle von einem Wasserrad, auch Kunstrad genannt, angetrieben.[4]

Funktion

Wurde das Wasserrad in Drehbewegung versetzt, setzte sich die Kette durch die Antriebsscheibe ebenfalls in Bewegung. Durch die Antriebsscheibe wurde die Endloskette mitgenommen, und die Lederbälle wurden durch das Rohr gezogen. Dabei wurde die im Rohr stehende Wassersäule von jedem Ball mit nach oben gezogen. Das Rohr füllte sich wieder, und der nächste Ball nahm dieses Wasser mit. Das Wasser wurde so durch das Rohr gezogen und an der Austrittsstelle in ein Gerinne entleert. Dieser Vorgang wiederholte sich, solange die Heinzenkunst angetrieben wurde und genügend Wasser in der Röhre stand.[5]

Antriebsleistung

Die Antriebsleistung der Heinzenkunst war je nach Antriebsart unterschiedlich. Die geringste Antriebsleistung wurde mit manuell angetriebenen Heinzenkünsten erzielt. Bei mit Wasserkraft angetriebenenen Heinzenkünsten betrug die Antriebsleistung, je nach Wassermenge und Wasserdruck, der auf das Kunstrad wirkte, etwa 3 Kilowatt. Mit so einer Heinzenkunst konnten pro Stunde etwa 4 m3 Wasser bei einer Förderhöhe von 45 Metern gehoben werden.[6] Agricola gibt für die Heinzenkunst eine Förderhöhe von 60 bis 70 Meter an. Nachteilig war der geringe Wirkungsgrad der Heinzenkunst. Waren die Püschel so groß, dass sie zu dicht an der Rohrwandung anlagen, ergaben sich zu große Reibungsverluste. Waren die Püschel zu klein, floss das gehobene Wasser teilweise seitlich wieder vorbei und nach unten.

Bilder

Literatur

  • Georg Agricola: Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen. In Kommission VDI-Verlag GmbH, Berlin

Einzelnachweise

  1. Carl Friedrich Richter: Neuestes Berg-und Hütten-Lexikon. Erster Band, Kleefeldsche Buchhandlung, Leipzig 1805.
  2. Mineralienatlas: Heinzenkunst.
  3. Wilfried Liessmann: Historischer Bergbau im Harz. 3. Auflage, Springer Verlag, Berlin und Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-31327-4.
  4. Bergknappe 112.
  5. Marcus Dehler: Wassermanagement im historischen Bergbau.
  6. Rolf Meurer: Wasserbau und Wasserwirtschaft in Deutschland. Parey Buchverlag, Berlin 2000, ISBN 3-8263-3303-9.

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