Heisterbacherrott

Heisterbacherrott
Heisterbacherrott
Wappen der ehemaligen Gemeinde Heisterbacherrott
Koordinaten: 50° 42′ N, 7° 14′ O50.6966666666677.2361111111111168Koordinaten: 50° 41′ 48″ N, 7° 14′ 10″ O
Höhe: 168–235 m
Fläche: 2,00 km²
Einwohner: 2.116 (30. Juni 2011)
Eingemeindung: 1. Aug. 1969
Postleitzahl: 53639
Vorwahl: 02244

Heisterbacherrott ist ein Wallfahrtsort mit etwa 2100 Einwohnern und liegt am nördlichen Rand des Siebengebirges in Nordrhein-Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg wird Heisterbacherrott 1173 als Rhoda erwähnt.

1555 war Heisterbacherrott eine Honschaft im bergischen Amt Löwenburg.[1]

Die ehemalige Gemeinde Heisterbacherrott gehörte zur Bürgermeisterei Oberkassel. Die Gemeinde hatte 1885 eine Fläche von 200 ha, davon 159 ha Acker-, 6 ha Wiesen- und 28 ha Waldfläche.[2] Heute gehört das Gebiet zur Stadt Königswinter. Die Gemeinde bestand 1885 neben Heisterbacherrott aus zwei weiteren Ortsteilen: Frohnhof und Scheid. Es gab in der Gemeinde 88 Wohngebäude (einschließlich unbewohnter) mit 91 Haushalten. Dort lebten 446 Einwohner (223 Männer und 223 Frauen). Alle Bürger waren damals katholisch, die Gemeinde hatte damals in Niederdollendorf ihre Pfarrkirche.[2]

Die Kirche in der Ortsmitte ist dem heiligen Judas Thaddäus geweiht. Das 1892 aus Bruchsteinen aus dem Stenzelberg erbaute Gebäude enthält Reliquien des Heiligen und ein Gnadenbild mit seiner Darstellung.[3]

1967 hatte Heisterbacherrott 1.303 Einwohner, von denen 24 in der Land- und Forstwirtschaft, 231 im verarbeitenden Gewerbe und 158 im Dienstleistungsbereich tätig waren. In einem Industriebetrieb arbeiteten 12 Mitarbeiter. 323 Auspendlern standen 16 Einpendler gegenüber. An öffentlichen Einrichtungen waren 1967 vorhanden: eine nicht voll ausgebaute Volksschule, ein Sportplatz, eine Bücherei.[4]

Seit dem 1. August 1969 ist Heisterbacherrott ein Stadtteil von Königswinter.[5]

Bevölkerungsentwicklung

Heisterbacherrott
Jahr Einwohner
1885 446
1912 503
1939 624
2004 ca. 2000
2006 2241
2008 2215
2010 2207

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kloster Heisterbach

Bei Heisterbacherrott lag das Kloster Heisterbach

Das ehemalige Kloster Heisterbach liegt im Heisterbachtal zwischen Oberdollendorf und Heisterbacherrott (Stadtgebiet Königswinter).

Haus Schlesien

Haus Schlesien mit Gerhart-Hauptmann-Büste von Arno Breker

Haus Schlesien war früher ein zisterziensischer Wirtschaftshof. Der Hof an der Hauptstraße wurde 1978 vom Verein Haus Schlesien e. V. erworben und bis 1981 umgebaut. Heute beherbergt der frühere Fronhof unter anderem ein Kultur- und Bildungszentrum, ein Museum für schlesische Landeskunde und eine Präsenzbibliothek. Vor dem Hauptgebäude erinnert eine von Arno Breker 1988 geschaffene Büste an den schlesischen Dichter Gerhart Hauptmann.

Nikolauskapelle

Nikolauskapelle

Die heutige Nikolauskapelle wurde um 1150 als Markuskapelle gebaut und dürfte zu dieser Zeit Bestandteil des damaligen Roda-Hofes gewesen sein. Später war für einige Zeit der heilige Bernhard Patron der Kapelle. Die Kapelle wurde im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt und 1676 wieder aufgebaut, wobei das romanische Kreuzgewölbe durch einen Dachstuhl aus Holz ersetzt wurde. Anschließend wurde sie dem heiligen Nikolaus geweiht (Nikolaus von Myra ist der Schutzpatron der Fischer und reisenden Händler; an der Kapelle ging die Handelsstraße von Kircheib zum Fischerort Niederdollendorf vorbei). Anfangs war sie zusammen mit dem Fronhof Eigentum des Frauenklosters Schwarzrheindorf. Im 13. Jahrhundert ging sie an die Abtei Heisterbach und blieb dort bis zur Säkularisation 1803. Danach wurde sie durch die Pfarre Niederdollendorf verwaltet und war ab 1866 im Besitz der zu dem Zeitpunkt errichteten Rektorats-Pfarrei Heisterbacherrott. Sehr gelitten hat die Kapelle während des Zweiten Weltkrieges, als sie als Lagerraum für Kunstdünger verwendet wurde. 1975/76 erfolgte die letzte Renovierung. Sie ist durch aufsteigende Feuchtigkeit stark gefährdet. Im Dezember 2006 begann die Restaurierung der Nikolauskapelle, die Innensanierung wurde bis April 2008 abgeschlossen.[6]

Judas-Thaddäus-Wallfahrt

Judas Thaddäus
Wallfahrtskirche mit Kapelle

Die Wallfahrt zum Heiligen Judas Thaddäus nach Heisterbacherrott wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet. Der Ort hatte erstmals 1866 einen eigenen Seelsorger erhalten. 1890-1892 wurde eine neue Pfarrkirche erbaut und auf Wunsch des Stifters Theodor Schiffers aus Aachen dem Heiligen Judas Thaddäus geweiht. Ein Bild des Pfarrpatrons, das heutige Gnadenbild, kam 1895/96 von der Pfarrei Niederdollendorf. Es zeigt den Heiligen als Halbfigur mit Palmzweig im Arm; vor der Brust hält er ein Medaillon mit dem Brustbild Jesu. 1911 erwarb Rektor Jakob Schmidt eine Reliquie des Heiligen.

Im Laufe der Zeit begannen Gläubige vor dem Bild niederzuknien und Trost im Gebet zu suchen. Gertrud Finette aus Bad Godesberg pilgerte 1921 aus Dank für ihre Genesung nach doppelter Lungenentzündung das erste Mal nach Heisterbacherrott und gilt als Begründerin der Wallfahrt. Immer mehr Bekannte schlossen sich ihr bei ihren monatlichen Pilgergängen an. Rektor Theodor Helten, Pfarr-Rektor ab 1931, förderte die Wallfahrt entscheidend. Er begründete 1932 in der zweiten Novemberwoche eine "Thaddäus-Oktav". Trotz Schwierigkeiten in den Zeit des Nationalsozialismus mit Verboten der Fronleichnamsprozessionen stieg die Zahl der Wallfahrer ständig. Regelmäßige Pilgergruppen kamen neben Bad Godesberg auch aus Bonn, Siegburg und Brühl. Die Bonner Prozession umfasste 500 bis 700, maximal 1400 Teilnehmer, aus Godesberg kamen in den 1930er Jahren gewöhnlich etwa 400 Pilger.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Wallfahrt weiter zu. Gruppen kamen jetzt aus dem ganzen Rheinland. 1977 wurden in der Festoktav - jetzt Ende Oktober - 25.000 Pilger gezählt. 1964 wurde die an die Pfarrkirche angebaute Judas-Thaddäus-Kapelle eingeweiht, in die das Gnadenbild und die Reliquie übertragen wurden.[7]

Leddeköpp-Denkmal

Leddeköpp-Denkmal

Vor der Nikolauskapelle befindet sich das Leddeköpp-Denkmal: Es soll an die schwere Arbeit in den Steinbrüchen (z. B. im benachbarten Weilberg) bis 1940 erinnern. Deren Spitzname „Leddeköpp“, abgeleitet vom ledernen Kopf- und Schulterschutz der damaligen Steinbrecher, haftet den auch den heutigen Heisterbacherrottern noch an.

Einzelnachweise

  1. W. Harleß: Die Erkundigung über die Gerichtsverfassung im Herzogtum Berg vom Jahr 1555. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. 20. Band, Jahrgang 1884, Bonn 1885, S. 123.
  2. a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen von 1885
  3. http://www.kirche-am-oelberg.de/html/thomasberg.html
  4. Der Rhein-Sieg-Kreis. Herausgeber: Oberkreisdirektor Paul Kieras. Stuttgart 1983, S. 276.
  5. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
  6. http://www.kapelle.heisterbacherrott.de/
  7. Walz, Markus: "Man kann auch in Godesberg beten": Bonn und die Thaddäus-Wallfahrt Heisterbacherrott in: Katholisches Bildungswerk Bonn (Hrsg.), In Bonn katholisch sein. Ursprünge und Wandlungen der Kirche in einer rheinischen Stadt, Bonn 1989, 146-158

Literatur

  • Karl Josef Klöhs: Kaiserwetter am Siebengebirge. Edition Lodge 7, Königswinter 2003, ISBN 3-00-012113-7.

Weblinks

 Commons: Heisterbacherrott – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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