Helodermatidae

Helodermatidae
Krustenechsen
Gila-Krustenechse (Heloderma suspectum suspectum)]]

Gila-Krustenechse (Heloderma suspectum suspectum)]]

Systematik
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Unterordnung: Echsen (Lacertilia)
Teilordnung: Waranartige (Varanomorpha)
Familie: Krustenechsen (Helodermatidae)
Gattung: Krustenechsen
Wissenschaftlicher Name
Heloderma
Wiegmann, 1829
Arten

Die Krustenechsen (Heloderma) sind eine Gattung in der Klasse der Reptilien (Reptilia). Diese Gattung wüstenbewohnender Echsen aus Nordamerika stellt mit ihren zwei Vertretern die einzigen Echsen, von denen man weiß, dass sie giftig sind.

Inhaltsverzeichnis

Morphologie

Allgemeines

Der Kopf von Krustenechsen ist breit und leicht abgeflacht. Er geht mit einem kurzen Hals in den walzenförmigen Körper über. Der dicke Schwanz ist rundlich. Krustenechsen erreichen Längen von 60 bis 80 Zentimetern, wobei der Schwanz etwa zwei Drittel der Kopfrumpflänge misst. Der Schwanz hat 25-40 Wirbel. Die kurzen, kräftigen Beine haben 5 Zehen mit Krallen.

Dorsale Haut (Dorsales Integument) einer Gila-Krustenechse

Schuppenkleid

Die Dorsalseite von Krustenechsen ist neben den gewöhnlichen Schuppen mit großen, am Grunde verknöcherten Hornschuppen bedeckt. Die Ventralseite kennzeichnen flache, kaum verknöcherte und regelmäßig in Querreihen angeordnete kleine Schilder. Auffallend ist die gelbblasse oder orangene bis rote Fleckung oder Sprenkelung, welche zusammen mit der restlichen schwarzen Haut eine kontrastreiche, auffällige Warnfärbung ergibt, welche Fressfeinde vor dem Gift warnt.

Gebiss und Organe mit toxischem Zusammenhang

Die Zähne sind als Fangzähne ausgebildet und leicht nach hinten gekrümmt. Zähne des Unterkiefers weisen an Vorder- und Hinterseite jeweils eine Längsfurche zum Einleiten von Gift in die Bisswunde eines attackierten Organismus. Im Gegensatz zu giftigen Schlangen befinden sich die paarigen, 40 x 5 Millimeter großen Giftdrüsen am Hinterrand des Unterkiefers.

Vorkommen

Die zwei Arten der Krustenechsen kommen ausschließlich in Nordamerika und dem nördlichen Mittelamerika vor. Die Gila-Krustenechse kommt hauptsächlich in einem Teil des westlichen Nordamerikas vor. Das von ihnen bewohnte Gebiet erstreckt sich vom südlichen Nevada und vom südöstlichen Utah bis hin nach Sonora im nordwestlichen Mexiko. Die Skorpions-Krustenechse lebt in einem Gebiet, das sich vom nordwestlichen bis zum südwestlichen Mexiko erstreckt. Die Tiere bewohnen meist aride Wüsten und Halbwüsten. Voraussetzungen scheinen wenigstens geringe Niederschläge und grabfähiger Boden zu sein.

Lebensweise

Allgemeines

Krustenechsen sind hauptsächlich nachtaktiv, während der kälteren Jahreszeiten kommen sie manchmal auch am Tag aus ihren selbstgegrabenen oder naturgegebenen beziehungsweise von anderen Tieren erbauten Erdhöhlen heraus. Kurz nach dem Verlassen ihrer Höhle sind Krustenechsen träge, werden aber mit fortschreitender Nacht aktiver, agiler und schneller.

Gila-Krustenechse in der Dämmerung auf Nahrungssuche

Ernährung

Krustenechsen fressen bevorzugt nestjunge Nager und andere bodenbewohnende Kleinsäuger, sowohl ausgewachsen als auch Jungtiere, sowie Jungvögel, speziell die bodenbewohnender Arten. Ferner werden Eier verschiedener Landtiere gefressen. Diese Beute finden sie mittels ihres Jacobsonschen Organes (Wahrnehmung von Duftstoffen durch Züngeln, ähnlich den Schlangen) und töten die Beute mit ihrem Biss, hierbei kann es sowohl ein Giftbiss sein als auch ein Tötungsbiss, bei dem kein Gift injiziert wird, jedoch ist die Injizierung von Gift bei der Jagd sehr selten.

Energie aus der Nahrung speichern sie als Fett in ihrem deshalb oft sehr breiten Schwanz. Von diesem Fettspeicher wird bei klimatisch bedingten Fastenzeiten, welche im natürlichen Lebensraum der Krustenechsen sehr häufig und lang sind, gezehrt. Auch bei anderen Gründen, durch welche die Nahrungsaufnahme längere Zeit unterbleibt, zehren die Echsen vom Schwanzfett. Auch wenn sie dann oft extrem abmagern, können bei geringer Bewegungsaktivität Krustenechsen teils mehrjährige Fastenzeiten überleben.

Fortpflanzung und Entwicklung

Die Weibchen der Krustenechsen legen eine Weile nach der Paarung etwa drei bis 13 längliche und walzenförmige Eier in feuchtere Erdlöcher. Nach einer Inkubationszeit von meist etwa 30 Tagen schlüpfen die meist circa 20 Zentimeter langen Jungtiere. Da sie wegen ihrer Toxizität und ihrer Größe meist nicht gejagt werden, und im Fall der Bejagung nur durch Kojoten, Greifvögeln und Menschen gejagt werden, erreichen sie wohl ein hohes Alter. In Gefangenschaft gehaltene Tiere wurden teils über 20 Jahre alt.

Toxizität

Der Vorgang des Giftbisses

Vor dem Verteidigungsbiss warnen die Krustenechsen mit Fauchen und Zischen. Wenn die Tiere zugebissen haben, lassen sie anders als Giftschlangen nicht schnellstmöglich los, sondern kauen heftig auf der Bissstelle herum. Das Gift läuft hierbei nicht wie bei Giftschlangen durch spritzenartige Zähne und wird direkt in das Opfer injiziert, sondern läuft von der Giftdrüse im Unterkiefer durch eine Art Rinne zwischen Kiefer und Lippe mittels Pressbewegungen schließlich zur Wunde, wo das Gift in den Blutkreislauf des Opfers eingeht. Pro Biss werden etwa 20 Tropfen Gift abgesondert, die Injizierung von diesen dauert wesentlich länger als bei anderen toxischen Organismen.

Skorpion-Krustenechse im Buffalo Zoo in Buffalo, Vereinigte Staaten von Amerika.

Symptome, Wirkung und Einsatz

Symptome des Bisses einer Krustenechse sind unter anderem starke Schmerzen, Schwellungen, blau-rote Hautverfärbung, Erbrechen, Übelkeit, Körpertemperaturerhöhung, Bluthochdruck und Wundinfektionen. Es wirkt vorwiegend auf das Zentralnervensystem und tötet manchmal durch Lähmungen des Atemzentrums. Meist überleben die Gebissenen, da die injizierte Giftmenge geringer ist als bei anderen Gifttieren.

Das Gift ist in hohem Maße toxisch. Die LD50-Dosis (Giftdosis, bei der 50 % der vergifteten (Versuchs)Tiere bei einmaliger Anwendung sterben) für Mäuse liegt bei 1,4 Milligramm pro Kilogramm Körpermasse[1]. Die LD100 für einen einzelnen Menschen beträgt 0,005 Milligramm Trockengewicht[2].

Die Krustenechsen setzen ihr Gift fast nur zur Verteidigung ein, nur selten wird es bei der Jagd gebraucht.

Seit dem 20. November 2006 ist auch in Deutschland ein aus dem Speichel der nordamerikanischen Krustenechse hergestelltes Arzneimittel zur Behandlung des Diabetes mellitus zugelassen. Der Wirkstoff ("Exenatide") soll gegenüber herkömmlichen Insulinpräparaten zahlreiche Vorteile aufweisen. So soll etwa auf Grund der besseren Einstellbarkeit des Blutzuckerspiegels ein häufiges Messen desselben nicht mehr notwendig sein.

Dokumentierte Fälle von Bissen

Studie von Bogert und McDowell; Alkoholkonsum

Eine Untersuchung der Herpetologen Bogert und McDowell an 34 Fällen einer Bissattacke auf Menschen seitens der Krustenechsen hatte zum Ergebnis, dass etwa 12 von diesen Fällen tödlich verliefen. Weiters wurde festgestellt, dass viele Unfälle unter dem Einfluss von Alkohol geschahen. So berichtete Shannon im Jahre 1953 von folgendem Fall: Ein Offizier einer Wüstengarnision setzte eine Krustenechse vor sich auf den Tisch. Zuvor hatte er laut den Angaben in dem Bericht zwei Gläser Bier, sechs Martinis und fünf Whisky mit Soda getrunken. Das Tier öffnete sein Maul, hierauf streckte der Offizier seinen rechten Zeigefinger in das Maul mit dem Vorhaben, den Finger schneller wegzuziehen als die Krustenechse zuschnappt. Jedoch war die Krustenechse schneller und injizierte ihr Gift. Der Offizier versuchte, möglichst viel Gift aus der Wunde zu entfernen. Daraufhin legte er sich über der Bissstelle eine Bandage an und begab sich in ärztliche Behandlung. Der Offizier litt angeblich unter Kopfschmerzen, Ohrensausen und einer höheren Druckempfindlichkeit der Bissstelle. Wohl nur letztere war eine Folge des Bisses, die ersteren wohl Folgen des Alkoholkonsums. Die Herpetologen Bogert und McDowell berichteten überdies von einem Fall, bei dem ein Schwerbetrunkener Zugriff zu einer gefangenen Krustenechse hatte. Nach Schilderungen in dem Bericht war der Mann „so betrunken, dass er die Erde aufessen wollte“. Er griff die Krustenechse, wurde von ihr gebissen und starb kurze Zeit darauf.

Biss gegen deutschen Studenten

Etwa um 1980 wurde ein deutscher Student von einer Krustenechse gebissen. Das Exemplar biss wohl als Verteidigungsverhalten, als der Student eine Wunde auf der Ventralseite behandeln wollte. Wenige Minuten nach dem Biss in den rechten Handrücken stellten sich deutliche Zeichen von Schock, kurze Ohnmachtsanfälle, Erbrechen, Schweißausbrüche und ein starker Abfall des Blutdrucks ein. Die baldige Einlieferung in ein Krankenhaus und die dortige Behandlung senkten die Beschwerden, doch der Blutdruckabfall blieb lebensbedrohend. Daher versuchten die Ärzte, speziell den Kreislauf des Bissopfers zu stabilisieren. Erst nach zwei Tagen wurde dieses Ziel erreicht. Bis dahin litt der Patient unter plötzlichen extremen Abfällen des Blutdrucks. Nach dem damaligen Kenntnisstand wurde dem Bissopfer Antiserum gegen das Gift der Boomslang eingeflößt, doch spätere Erkenntnisse bewießen, dass das Serum gegen das Gift der Boomslang keine neutralisierende Wirkung auf das Gift von Vertretern der Gattung Heloderma hat. Weitere Folgen des Bisses waren starke Anschwellungen um die Bisswunde, welche sich zehn Tage hielten, und starke Schmerzen im betroffenen Arm. Beeinflussungen des Nervensystemes traten nicht auf, ebenso erlitten innere Organe keinen Schaden.

Verschiedene Herpetologen und Terrarianer

Ein weiterer deutscher Herpetologe beziehungsweise Terrarianer wurde von einer Gila-Krustenechse gebissen. Der Kiefer musste zuerst mit einem hierfür hergestellten Instrument gelöst werden. Nur wenige Zeit darauf trat eine starke Anschwellung des gebissenen Fingers und Teilen der Hand ein, darüber hinaus traten große Schmerzen ein. Die Bisswunde wirkte blass; überdies traten einige Ohnmachtsfälle auf, doch der Gebissene überlebte.

Einen anderen Terrarianer traf ein Biss etwa zehn Zentimeter oberhalb seiner Handwurzel, wo die Zähne etwa acht Millimeter tief eindrangen. Heftige Schmerzen kamen nach 20 Minuten auf, nach 30 Minuten hatte der Gebissene starke Angstgefühle. Schweißausbrüche, verringerte Atemfrequenz und einige leichte Ohnmachtanfälle begleiteten das Vergiftungsbild. Des Weiteren traten starke Kopfschmerzen und eine verringerte Herztätigkeit auf, dazu konnte für 24 Stunden vom Vergifteten kein Urin abgegeben werden. Der gebissene Arm blieb noch über eine Woche lang geschwollen, doch das Opfer genas schließlich.

Erste Hilfemaßnahmen

Vonnöten ist zuerst ein Lösen des sich festbeißenden Kiefers von der betroffen Gliedmaße. Dies kann mechanisch, durch sehr kaltes Wasser in grossen Mengen oder durch hochprozentigen Alkohol geschehen. Anschließend ist eine Schockprophylaxe und ein Konsultieren eines Arztes empfehlenswert.[3].

Systematik

Gila-Krustenechse im Bristol Zoo, Bristol, Vereinigtes Königreich

Allgemeines

Aufgrund vieler spezieller Merkmale werden die beiden Krustenechsen in die Familie Helodermatidae gestellt, welche sie begründen. Von der Gila-Krustenechse (synonym Gila-Tier odert Gila-Monster) existieren zwei Unterarten, von der Skorpion-Krustenechse (synonym Escorpion oder Skorpion-Giftechse) vier. Systematische Übersicht:

  • Gattung Krustenechsen (Heloderma)
    • Skorpion-Krustenechse (Heloderma horridum)
      • Heloderma horridum horridum (Wiegmann, 1829)
      • Heloderma horridum alvarezi (Bogert & Martên del Campo, 1956)
      • Heloderma horridum exasperatum (Bogert & Martên Del Campo, 1956)
      • Heloderma horridum charlesbogerti (Campbell & Vannini, 1988)
    • Gila-Krustenechse (Heloderma suspectum)
      • Heloderma suspectum cinctum (Bogert & Martên Del Campo, 1956)
      • Heloderma suspectum suspectum (Cope, 1869)

Unterscheiden lassen sich die beiden Arten unter anderem an der Größe (die Gila-Krustenechse wird etwa 60 Zentimeter lang, die Skorpion-Krustenechse 80 Zentimeter) und an der Färbung (Gila-Krustenechsen haben größere und auffälliger gefärbte Flecken als die Skorpion-Krustenechse).

Stammesgeschichte

Die ältesten bekannten Fossilien von Krustenechsen sind die Vertreter der Gruppen Estesia, Gobiderma und Paraderma; sie stammen aus der späten Kreide. Schließlich wurden die tertiären Gruppen Eurheloderma und Lowesaurus entdeckt. Überdies wurden Funde gemacht, welche den heute rezenten Gruppen zuzuordnen sind. Gobiderma scheint die ursprünglichste Form zu sein.

Krustenechsen und Menschen

Gefährdung, Schutz und Bestand

Derzeit existieren keine genauen Schätzungen über den Bestand. Seit 1986 gelten die beiden Arten der Krustenechsen als gefährdet. Seit 1996 sind beide Arten in der Roten Liste der IUCN als „vulnerable“ (gefährdet) gelistet. Krustenechsen sind unter anderem durch die Umweltverschmutzung gefährdet.

Haltung

ACHTUNG: Trotz der hier genannten Angaben ist vor dem Beginn der Haltung eine Weiterbildung durch Fachleute und spezielle Literatur notwendig! Aufgrund ihrer Giftigkeit sind Krustenechsen nur schlecht zu halten und nur für Experten auf dem Gebiet der Terraristik geeignet!

Skorpion-Krustenechsen benötigen ein großes Terrarium, in dem ein arides Klima simuliert werden sollte. Als Substrat eignet sich eine zehn bis 20 Zentimeter große Schicht aus einem Sand-Kies-Gemisch; wichtige Einrichtungsbestandteile sind große, zementierte Steinaufbauten und ein Wasserbecken. Als Heizung sind lokal eine Bodenheizung durch ein Heizkabel und starken Lampen nötig, welche für eine Temperatur von 25 bis 30 °C sorgen, doch es müssen kältere Plätze vorhanden sein. Nachts sollten die Werte auf 18 °C sinken. Im Winter sollte die Temperatur je nach Tageszeit 20 bis 12 °C betragen. Etwa alle 14 Tage werden zwei bis sechs Mäuse gefressen.

Gila-Krustenechsen hält man wie die Skorpion-Krustenechse, doch ist bei der Gila-Krustenechse ein größeres Wasserbecken mit 25 °C warmen Wasser ausschlaggebend.

Quellen

Literatur

  • H. Wermuth: Familie Krustenechsen in: Bernhard Grzimek (Hrsg.): Grzimeks Tierleben Kriechtiere, Bechtermünz, Augsburg 2000 (unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1979/80), S. 322-324, ISBN 3-8289-1603-1
  • Manfred Rogner: Echsen 2, Eugen Ulmer, S. 9-13, ISBN 3-8001-7253-4 Anmerkung: Diente vor allem als Quelle für die Haltung

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LD50 der Mäuse aus: http://www.gifte.de/Gifttiere/heloderma.htm
  2. LD für den Menschen aus: Manfred Rogner: Echsen 2, Eugen Ulmer, S. 10, ISBN 3-8001-7253-4
  3. Aus: http://www.gifte.de/Gifttiere/heloderma.htm

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