- Henry Grimes
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Henry Alonzo Grimes (* 3. November 1935 in Philadelphia) ist ein amerikanischer Jazz-Kontrabassist. Er galt als einer der wichtigsten Vertreter seines Instruments im Free Jazz, zog sich aber Ende der 1960er Jahre überraschend und so vollständig aus der Musikwelt zurück, dass man ihn für tot hielt. Sein ebenso überraschendes Comeback nach knapp dreieinhalb Jahrzehnten im Jahre 2003 wurde in der Jazzszene als Sensation empfunden.
Leben und Wirken
Henry Grimes wuchs in Philadelphia auf, wo er zunächst Geige und später neben dem Kontrabass auch die Tuba erlernte. Anfang der 50er Jahre nahm er ein Musikstudium an der renommierten New Yorker Juilliard School auf und etablierte sich parallel dazu schnell als gefragter Bassist in der Jazzszene der Metropole. Neben Engagements bei bereits arrivierten Musikern wie Benny Goodman, Coleman Hawkins oder Gerry Mulligan arbeitete er mit Vorliebe mit den Exponenten des seinerzeit aktuellen Hard Bop wie Sonny Rollins oder Thelonious Monk zusammen.
Als Charles Mingus, selbst Kontrabassist und einer der „geistigen Väter“ der New Yorker Jazz-Avantgarde, 1957 für seine Band eine Bassisten suchte, um selbst Piano spielen zu können, griff er auf Henry Grimes zurück, was für den kaum 30-Jährigen einen weiteren enormen Prestigegewinn in der Szene zeitigte. Grimes' ausgefeilte Instrumentaltechnik und seine Offenheit für den experimentierfreudigen musikalischen Zeitgeist brachten bereits ab 1960 in Kontakt mit den späteren Pionieren des freien Jazz wie etwa Cecil Taylor, Steve Lacy, Albert Ayler, Pharoah Sanders oder Archie Shepp.
Grimes' Spiel ist auf mehreren Dutzend Alben, die zwischen 1955 und 1968 entstanden, zu hören. Darunter sind vor allem einige Aufnahmen hervorzuheben, die heute als „Klassiker“ des Jazz der sechziger Jahre gelten, wie etwa Cecil Taylors Unit Structures, Don Cherrys Symphony for Improvisors und Complete Communion oder Perry Robinsons Funk Dumpling und auf Out of the Afternoon im Quartett von Roy Haynes mit Roland Kirk.
Im Verlauf einer Tournee entschied sich Grimes 1968, nach Kalifornien zu übersiedeln, wo er das Bassspiel jedoch nach kurzer Zeit aus Mangel an Engagements aufgab. Er verkaufte sein Instrument und lebte in bescheidensten Verhältnissen von Gelegenheitsjobs, sein Verschwinden von der Jazzszene war so vollkommen, dass selbst enge Weggefährten nichts über seinen Verbleib auszusagen wussten. Erst im Jahr 2003 konnte ein jazzbegeisterter Sozialarbeiter den bereits Totgeglaubten in Los Angeles ausfindig machen. Mit einem von William Parker zur Verfügung gestellten Bass nahm Grimes seine Karriere binnen kurzer Zeit wieder auf. Neben seiner umfangreichen Konzerttätigkeit in Europa und den USA ist der Bassist wegen seines charismatischen Vortragsstils mittlerweile auch ein begehrter Dozent auf internationalen Jazz-Workshops.
Im März 2007 ist Grimes’ erstes Buch signs along the road im Kölner Verlag buddy’s knife jazzedition erschienen. In der Zeit, als ihm ein Bass zum Spielen fehlte, schrieb Grimes beinahe ununterbrochen. Seine mit signs along the road veröffentlichte Auswahl an Gedichten zeugt von Grimes' einzigartiger Fähigkeit, Musik in geschriebene Sprache zu übertragen.
Literatur
- Martin Kunzler: Jazz-Lexikon. Directmedia, Berlin 2005, ISBN 3-89853-018-3
Weblinks
Kategorien:- Mann
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- Geboren 1935
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