Aloizy Ehrlich

Aloizy Ehrlich

Aloizy "Alex" Ehrlich (* 1914[1] in Komańcza; † 7. Dezember 1992 in Saint-Denis) war ein französischer Tischtennisspieler polnischer Abstammung. Er wurde dreimal Vizeweltmeister im Einzel.

Inhaltsverzeichnis

Aktive Zeit in Polen

Alex Ehrlich wuchs in Frankreich auf, vertrat allerdings Polen zwischen 1934 und 1949 achtmal bei Weltmeisterschaften. Dabei gewann er dreimal die Silbermedaille im Einzel: Er unterlag in den Endspielen 1936 dem Tschechen Stanislav Kolář sowie 1937 und 1939 jeweils dem Österreicher Richard Bergmann. Mit der polnischen Mannschaft holte er 1935 und 1936 Bronze.

1934 wurde er bei der Wahl der zehn besten polnischen Sportler auf Platz 8 gewählt.[2] 1939 trainierte Ehrlich die ägyptische Nationalmannschaft als Vorbereitung auf die WM.[3]

Ehrlich war Jude. Dies bewog ihn (zwischen 1949 und 1951) nach Frankreich zu emigrieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er, da er im Ausland lebte, von der polnischen Nationalmannschaft zur Persona non grata erklärt.[2]

Aktive Zeit in Frankreich

1936 wurde er britischer Meister und 1937 und 1939 französischer.[2] Von 1952 bis 1963 wurde Ehrlich für Frankreich sechsmal für Weltmeisterschaften nominiert. 1957 erreichte er im Einzel das Viertelfinale.

Weitere Erfolge

1934/35 wurde Alex Ehrlich polnischer Meister. Zudem siegte er noch mehrmals bei Internationalen Meisterschaften:

  • 1935/36 Internationaler Englischer Meister
  • 1937/38 Internationaler Französischer Meister
  • 1938/39 Internationaler Französischer Meister
  • 1949/50 Internationaler Irischer Meister
  • 1950/51 Internationaler Irischer Meister
  • 1950/51 Internationaler Englischer Meister
  • 1950/51 Internationaler Holländischer Meister
  • 1950/51 Internationaler Schweizer Meister im Doppel
  • 1955/56 Internationaler Deutscher Meister
  • 1956/57 Internationaler Holländischer Meister

[4]

Legendärer Ballwechsel

Legendär war Ehrlichs Match 1936 gegen den Rumänen Farkas Paneth, weil dieses mehr als zwei Stunden dauerte. Dies führte - neben anderen langen Matches - 1937 zur Einführung der Zeitregel, welche die Zeitdauer eines Spieles begrenzen soll.

Bei der Tischtennisweltmeisterschaft 1936 in Prag traten die Mannschaften von Polen und Rumänien gegeneinander an. Hier musste Ehrlich sich mit dem Abwehrspieler Farkas Paneth auseinandersetzen. Paneth erwartete, dass Ehrlich angreifen würde. Stattdessen schupfte dieser den Ball nur auf Paneths Rückhandseite. Paneth seinerseits retournierte immer wieder auf Ehrlichs Rückhand. Dieser Ballwechsel dauerte zwei Stunden und zwölf Minuten. Der Ball ging dabei laut verschiedenen Angaben 9.000[5] bis 12.000[6] mal über das Netz. Der Ballwechsel endete, als Ehrlich den Ball versehentlich auf Paneths Vorhandseite spielte; Paneth verschlug diesen Ball.

Die Spieler stellten die Situation, die zum ersten Punkt nach 132 Minuten führte, unterschiedlich dar. Ehrlich behauptete, der Ball wäre ihm vom Finger unkontrolliert auf Paneths Vorhand geflogen. Paneth dagegen machte eine Bananenschale, die von der Empore auf einen Nebentisch fiel, für seinen Fehlschlag verantwortlich.

Gemäß damaligen Berichten wurden während dieses längsten Ballwechsels zehn Schiedsrichter ausgewechselt. Ehrlich aß ein paar Würstchen mit Brötchen und Senf, ohne das Spiel zu unterbrechen. Auch soll er nebenbei eine Partie Schach gespielt haben.[6]

Über den weiteren Fortgang dieses Spiels gibt es unterschiedliche Darstellungen. Manche Quellen geben an, dass der Rest des ersten Satzes von Ehrlich in relativ kurzer Zeit mit 21:6 gewonnen wurde, ebenso der zweite Satz mit 21:8[7]. Andere Quellen besagen, dass der zweite Ballwechsel weitere 20 Minuten dauerte. Darauf warf Paneth seinen Schläger nach Alex Ehrlich und verließ entnervt die Halle. Das Match wurde beim Stande von 2:0 im ersten Satz abgebrochen.[8]

Nach der aktiven Karriere

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere wirkte Alex Ehrlich in vielen Ländern als Trainer. Auch manche deutsche Vereine wurden von ihm trainiert, beispielsweise 1952 auch die besten Spieler von Bayern.[9]

Er entwickelte einen Tischtennisroboter, den er 1964 in Malmö vorstellte. In Frankreich betrieb er ein Ferienzentrum mit Tischtennis-Trainingsangeboten.

Im Dezember 1992 starb Alex Ehrlich im Krankenhaus von Saint-Denis.

Ergebnisse aus der ITTF-Datenbank

[10]

Verband Veranstaltung Jahr Ort Land Einzel Doppel Mixed Team
FRA  Weltmeisterschaft  1963  Prag  TCH   letzte 256  keine Teiln.  keine Teiln.   
FRA  Weltmeisterschaft  1959  Dortmund  FRG   letzte 256  keine Teiln.  keine Teiln.   
FRA  Weltmeisterschaft  1957  Stockholm  SWE   Viertelfinale  Scratched  keine Teiln.   
FRA  Weltmeisterschaft  1955  Utrecht  NED   letzte 128  letzte 16  letzte 64   
FRA  Weltmeisterschaft  1954  Wembley  ENG   letzte 128  letzte 32  keine Teiln.   
FRA  Weltmeisterschaft  1952  Bombay  IND   letzte 64  letzte 16  keine Teiln.   
POL  Weltmeisterschaft  1949  Stockholm  SWE   letzte 16  letzte 16  keine Teiln.   
POL  Weltmeisterschaft  1947  Paris  FRA   Viertelfinale  keine Teiln.  Scratched   
POL  Weltmeisterschaft  1939  Kairo  EGY   Silber  Viertelfinale  letzte 16   
POL  Weltmeisterschaft  1938  Wembley  ENG   letzte 64  letzte 16  keine Teiln. 
POL  Weltmeisterschaft  1937  Baden  AUT   Silber  letzte 16  keine Teiln. 
POL  Weltmeisterschaft  1936  Prag  TCH   Silber  letzte 64  Viertelfinale  3
POL  Weltmeisterschaft  1935  Wembley  ENG   Halbfinale  letzte 16  letzte 32  3
POL  Weltmeisterschaft  1934  Paris  FRA   Viertelfinale  letzte 32  letzte 16  4

Literatur

  • (Q1) o.V.: Alex Ehrlich währt am längsten, in: Zeitschrift DTS, 1974/17, S.17.
  • (Q2) Manfred Schäfer: Alex Ehrlich ist tot, in: Zeitschrift DTS, 1993/2, S.24.

Einzelnachweise

  1. Der Geburtstag liegt wohl in der ersten Jahreshälfte. Zitat aus (Q1) - dem Heft vom 8. Juli 1974: Unlängst feierte ... Alex Ehrlich seinen 60. Geburtstag
  2. a b c http://www.tenisstolowy.pl/archiw/artykuly/18_polskiemedale.pdf (polnisch)
  3. Erich Bachmann im Tischtennis Magazin (TT-Verband Niedersachsen) 2004 Heft 6 S.12
  4. Erich Bachmann im Tischtennis Magazin (TT-Verband Niedersachsen) 2007 Heft 1 S.8
  5. http://www.lipica.org/?lng=eng&vie=cnt&act=1&id=2006041013020983
  6. a b http://observer.guardian.co.uk/osm/story/0,,756899,00.html
  7. (Q1), (Q2)
  8. Zeitschrift TOPSPIN (schweizer TT-Verband) 2004/2005 Heft 3 S.30-31
  9. Erich Bachmann im Tischtennis Magazin (TT-Verband Niedersachsen) 2005 Heft 7-8 S.16
  10. ITTF-Statistik (abgerufen am 5. September 2011)

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