Herbert Selpin

Herbert Selpin

Herbert Selpin (* 29. Mai 1902 oder 1904 in Berlin; † 1. August 1942 ebenda) war ein deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach einem Medizinstudium in Berlin arbeitete Herbert Selpin zunächst in den verschiedensten Berufen (als Kunstantiquar, Buchhändler, Börsenvertreter, Boxer, Berufstänzer), bevor er Mitte der 1920er Jahre als Volontär zur Ufa kam und dort unter anderem an der Produktion von Friedrich Wilhelm Murnaus Faust – eine deutsche Volkssage (1925/26) mitwirkte. Anschließend arbeitete Selpin in wechselnden Positionen – u. a. als Regieassistent – vier Jahre lang für die Berliner Filmproduktionsgesellschaft Fox-Europa. 1927 arbeitete er im Stab von Walther Ruttmann an der Produktion von Berlin – Die Sinfonie der Großstadt mit. Nach einer weiteren kurzen Episode als Schnittmeister bei verschiedenen Produktionsgesellschaften führte Selpin 1931 erstmals selbst Regie („Chauffeur Antoinette“, Excelsior-Film GmbH Berlin).

Dank der ungewöhnlich vielfältigen Einflüsse, die er in den 1920er Jahren erlebt hatte, entwickelte Herbert Selpin sich zu einem der künstlerisch interessantesten Regisseure, die nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten in Deutschland blieben. Seit 1934 gehörte er der NSDAP an.[1] Selpins Markenzeichen war die Produktion von Filmen der unterschiedlichsten Genres. Selpin war ein Eklektiker, der immer Neues ausprobieren wollte, und ein Perfektionist, der jeden Film bis ins Detail durchgestaltete. Nachdem er viele Jahre in London verbracht hatte – dort hatte er u. a. mit Alexander Korda zusammengearbeitet – war Selpin England-freundlich eingestellt, eine Neigung, die ihn mit der nationalsozialistischen Filmpolitik gelegentlich in Konflikt brachte, da er es oft nicht fertigbrachte, Engländer unsympathisch darzustellen.

In vielen von Herbert Selpins Filmen erschien Hans Albers in der Hauptrolle.

Nachdem er in den 1930er Jahren nur vereinzelte und wenig beachtete Propagandafilme gedreht hatte – „Schwarzhemden“ (1933), „Die Reiter von Deutsch-Ostafrika“ (1934), „Alarm in Peking“ (1937) – führte Herbert Selpin 1941 in dem erfolgreichen antibritischen Propagandafilm „Carl Peters“ Regie. 1942 folgte der Propagandafilm Geheimakte WB 1. Heute ist umstritten, ob Selpin sich auf die Produktion von Propagandafilmen unter politischem Druck eingelassen hat oder weil ihn der Verdienst lockte.

Während der Dreharbeiten zu „Titanic“ im Jahr 1942 äußerte sich Selpin kritisch über die Wehrmacht, wurde von seinem Freund, dem Drehbuchautor Walter Zerlett-Olfenius, denunziert und schließlich, da er auch vor Joseph Goebbels nicht bereit war, seine Worte zurückzunehmen, verhaftet. Einen Tag später wurde er tot in seiner Zelle aufgefunden. Die Todesursache ist ungeklärt. Nach Guido Knopp, Autor von Hitlers Frauen, wurde er erhängt aufgefunden. Wahrscheinlich beging er Selbstmord, da ihm zuvor sein Ausschluss aus der Reichskulturkammer schriftlich mitgeteilt worden war.[1] Der Film „Titanic“ wurde von Werner Klingler fertiggestellt.

Herbert Selpin war von 1933 bis 1937 mit der Schauspielerin Annie Markart verheiratet.

Filmografie

  • 1926: Die Abenteuer eines Zehnmarkscheines (Regie-Assistenz)
  • 1930/31: Ariane (Schnitt)
  • 1931: So lang' noch ein Walzer von Strauß erklingt (Schnitt)
  • 1931: Opernredoute (Schnitt)
  • 1931: Eine Nacht im Grandhotel (Schnitt)
  • 1931: Die Sache August Schulze (Schnitt)
  • 1931: Der ungetreue Eckehart (Schnitt)
  • 1931: Chauffeur Antoinette (Regie)
  • 19332/33: Der Läufer von Marathon (Schnitt, Regie-Assistenz)
  • 1933: Camicia Nera/Schwarzhemden (Dokumentarfilm – Regie der deutschen Version)
  • 1933/34: Zwischen zwei Herzen (Regie)
  • 1933: Mädels von heute (Regie)
  • 1933: Kleiner Mann - was nun? (Schnitt, Drehbuch, Regie-Assistenz)
  • 1933: Der Traum vom Rhein (Regie)
  • 1934: Die Reiter von Deutsch-Ostafrika (Regie)
  • 1934: Der Springer von Pontresina (Regie)
  • 1935: Le domino vert (Regie)
  • 1935: Ein idealer Gatte (Regie)
  • 1935: Der grüne Domino (Regie)
  • 1936: Tobis-Klangfilm (Regie, Drehbuch)
  • 1936: Spiel an Bord (Regie, Drehbuch)
  • 1936: Romanze (Regie)
  • 1936: Die Frau des Anderen (Regie)
  • 1937: Die rote Mütze (Regie)
  • 1937: Alarm in Peking (Regie, Drehbuch)
  • 1938: Sergeant Berry (Regie)
  • 1938: Ich liebe Dich (Regie, Drehbuch)
  • 1938/39: Wasser für Canitoga (Regie)
  • 1939: Ein Mann auf Abwegen (Regie)
  • 1940: Trenck, der Pandur (Regie)
  • 1940: Carl Peters (Regie, Drehbuch)
  • 1941: Geheimakte WB 1 (Regie, Drehbuch
  • 1942: Titanic (Regie, Drehbuch)

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 567.

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