Herbertstraße (Hamburg)

Herbertstraße (Hamburg)
Hinweisschild
Typischer Laden in der Hamburger Herbertstraße
Blick in die Herbertstraße
Die Herbertstraße in Hamburg

Die Herbertstraße (ehem. Heinrichstraße) ist eine Straße in Hamburg, die seit Beginn der Bebauung im 19. Jahrhundert zur Prostitution (von heute rund 250 Frauen) genutzt wird. Sie liegt auf St. Pauli in der Nähe der Reeperbahn. Die Straße ist etwa 60 Meter lang und seit 1933 an beiden Enden mit Barrieren abgesperrt, so dass kein Einblick von außerhalb möglich ist. An diesen Barrieren sind seit den 1970er Jahren Schilder angebracht, die Minderjährigen und Frauen den Zutritt zu verbieten versuchen. Diese Schilder wurden von der Polizei „zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung“ und auf Bitten der Prostituierten angebracht.[1] Juristisch ist die Herbertstraße allerdings ein öffentlicher Weg und darf de jure von jedermann betreten werden.

In den Häusern an der Herbertstraße sitzen die Prostituierten auf Hockern in Schaufenstern, präsentieren sich und warten auf Freier, oder sprechen die männlichen Passanten bei geöffnetem Fenster an.

Zur Zeit des Nationalsozialismus herrschte ein Verbot von Striptease und Prostitution. Da jedoch ein Verbot des auf St. Pauli typischen Gewerbes nicht konsequent durchgesetzt werden konnte, wurden diese Tätigkeiten nur in einer Gasse geduldet – in der Herbertstraße. Damit niemand im Vorbeigehen sehen konnte, was eigentlich nicht sein durfte, ließ die Gauleitung Sichtblenden an beiden Enden der Straße errichten.

1967 drehte der Hamburger Regisseur Jürgen Roland in der Herbertstraße Szenen mit Prostituierten für den Film Polizeirevier Davidswache über die Davidwache an der Reeperbahn.[2]

In der Herbertstraße arbeitete von 1972 bis 1990 Domenica Niehoff als Prostituierte und als Domina.[3] In den 1980er Jahren war Niehoff durch zahlreiche Medienauftritte die prominenteste Prostituierte Deutschlands.

Der Radiosender Energy Hamburg erhielt im September 2005 einen Bußgeldbescheid über 10.000 Euro durch die Hamburgische Anstalt für neue Medien, da er im März die Sendung „Morning Live aus der Herbertstraße“ ausgestrahlt hatte, deren Inhalt aufgrund „der jugendbeeinträchtigenden Darstellung sexueller Praktiken und Angebote von Prostituierten“ beanstandet worden war. Während der Sendung hatte die Studio-Moderatorin mehrfach zu zwei Reportern und zwei Prostituierten in die Herbertstraße geschaltet, wobei die beiden Prostituierten ausführlich über ihre Dienste berichteten.

Die Herbertstraße ist nicht nach einer speziellen Person benannt, sondern Teil eines Namenskonzeptes „männliche Vornamen mit alphabetisch fortschreitendem ersten Buchstaben“, genau wie die benachbarte Davidstraße (bekannt durch die Davidwache).

Ähnliche Bordellstraßen – teilweise auch mit Sichtblenden und einem begrenzten Zugang nur für Erwachsene – gibt es u.a. in Aachen (Antoniusstraße), Bochum (Im Winkel), Braunschweig (Bruchstraße), Helenenstraße (Bremen), Hagen, Minden (Rampenloch), Mannheim (Lupinenstraße), Essen (Stahlstraße), Duisburg (Vulkanstraße), Oberhausen (Flaßhofstraße), Düsseldorf (Hinter dem Bahndamm), Dortmund (Linienstraße), Hannover (Ludwigstraße) und Karlsruhe (Brunnenstraße).

Einzelnachweise

  1. Hamburger Abendblatt „Mythos Herbertstraße: Sex ab 100 Euro“
  2. Film- und Fernsehmuseum Hamburg „Herbertstraße“
  3. Domenica Niehoff: Körper mit Seele. Mein Leben. Aufgezeichnet von Hans Eppendorfer, Droemer Knaur, München 1994, ISBN 3-426-75062-7.

Weblinks

 Commons: Herbertstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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