- Rotlichtviertel
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Als Rotlichtviertel bezeichnet man einen Bereich einer Stadt, in dem sich Prostitution und andere Arten des Sexgewerbes konzentrieren. Die zugehörige soziale Umgebung ist das Rotlichtmilieu.
Der Begriff Rotlichtviertel wird in der Regel negativ wertend benutzt. Siehe hierzu auch Rotlicht (Prostitution).
Inhaltsverzeichnis
Herkunft des Begriffs
Der englische Begriff red-light district hat sich um 1900 gebildet, aber bereits 1850 gab es in der Greene Street in Manhattan (heute SoHo) eine Reihe von Bordellen, über deren Eingängen Gaslicht in roten (aber auch andersfarbigen) Glaskugeln brannte.[1] Im Deutschen tauchen die Begriffe Rotlicht-Distrikt und Rotlichtviertel erst im Laufe der frühen 1920er Jahre[2][3] auf. Dieser Begriff (italienisch: quartiere a luci rosse, niederländisch: rosse buurt) dokumentiert, dass in vielen Städten eine Art „Ghettoisierung“ des Bordell- und Prostituiertenmilieus stattgefunden hat. Ein ähnlicher Begriff im Japanischen ist akasen. Mit dem Begriff „Rotlichtmilieu“ wird meist auch kriminelles Verhalten (zum Beispiel Drogenhandel, Menschenhandel, Erpressung) assoziiert.
Entstehung und Struktur
Ein Viertel wird normalerweise nicht dadurch zum Rotlichtviertel, weil sich dort einige Bordelle befinden. Erst eine gewisse Anzahl bzw. eine Vielfältigkeit der Betriebe der Sex-Branche macht aus einem Viertel einer Stadt ein Rotlichtviertel. Das Spektrum der Angebote kann hierbei von der Prostitution am Straßenstrich oder in Bordellen über Sexshops und Striptease-Bars bzw. Table-Dance-Bars bis hin zu Pornokinos und Animierbars gehen.
Die Entstehung von Rotlichtvierteln wird durch einige soziale Faktoren gefördert. Oft haben Gäste der Einrichtungen des Rotlichtmilieus ein Interesse an örtlicher Nähe der verschiedenen Einrichtungen, um während der Vergnügungsphase problemlos zu Fuß einen Ortswechsel vornehmen zu können, etwa von einer Table-Dance-Bar in ein Animierlokal und von dort in ein Bordell.
Im Gebiet eines Rotlichtviertels besteht auch in geringerem Maße die Gefahr, auf Menschen zu treffen, die weder dem Rotlichtmilieu angehören, noch an ihm Interesse haben. Es ist vielen Nutzern peinlich, etwa sich nach dem Besuch eines exponiert gelegenen Sexshops beim Betreten der Straße schief angesehen fühlen zu müssen.
Der Charakter eines Rotlichtviertels hängt oft davon ab, ob eine Sperrstunde, also eine rechtliche Beschränkung der geschäftlichen Aktivitäten in der Nachtzeit, besteht oder nicht. Dies wirkt sich vor allem darauf aus, ob die einschlägigen Barbetriebe anzutreffen sind, von denen gegebenenfalls der Großteil des aktiven Lebens in einem Rotlichtviertel ausgeht. Vor allem in Rotlichtvierteln ohne Sperrstunde finden sich auch Vergnügungsbetriebe, die nicht dem Rotlichtmilieu angehören, wie Bars, Restaurants, Spielhöllen, Theater, Kabaretts und Ähnliches.
Besonderheiten deutscher Rotlichtviertel
Aufgrund der vergleichsweise liberalen Rechtslage in Deutschland – beispielsweise der Anerkennung der Prostitution als Beruf – weisen Rotlichtviertel eine weniger versteckte und offenere Struktur auf als in vielen anderen Ländern. Die Machtverhältnisse in deutschen Rotlichtvierteln haben sich in den letzten Jahren, wie allgemein im Rotlichtmilieu grundlegend verändert.
Hintergründe
Die Entstehung von Rotlichtvierteln in Deutschland wurde entscheidend durch Sperrgebietsverordnungen begünstigt; also durch kommunale bzw. städtische Rechtsverordnungen, welche die Ausübung der Prostitution nur außerhalb eines bestimmten Gebietes, meist der Innenstadt erlaubten, wie zum Beispiel in Frankfurt am Main. Oft entstand ein Rotlichtviertel in unmittelbarer Nähe eines Straßenstriches. Diese Entwicklung wurde auch dadurch begünstigt, dass andere typische Einrichtungen, wie beispielsweise Sexshops planungs- und baurechtlich ebenfalls nur in bestimmten Gebieten zugelassen wurden. In Städten wie etwa Berlin, die keine Sperrgebietsverordnungen haben, ist hingegen eine Konzentration auf Rotlichtviertel nur im begrenzten Umfang zu beobachten. Beispielsweise kommt in Berlin der als Rotlichtviertel zu bezeichnenden Gegend um den Stuttgarter Platz („Stutti“) in Relation zu den Gesamtaktivitäten des Berliner Rotlichtmilieus keine herausragende Bedeutung zu.
Wohnwert
Der Wohnwert in einem Rotlichtviertel ist in der Regel als gering anzusehen. Dies liegt nicht nur an der Lärmkulisse zu nächtlicher Stunde, oder an der Umgebung, die meist eine eher dürftige soziale Infrastruktur aufweist. Auch handelt es sich bei Rotlichtvierteln oft um gefahrträchtige Orte, an denen verstärkt Gewalt- und Eigentumsdelikte auftreten. Die Umgebung gilt deshalb vor allem als wenig geeignet für Kinder und Jugendliche.
Staatliche Kontrolle
Die Massierung von Einrichtungen des Rotlichtmilieus in Rotlichtvierteln erlaubt eine einfachere staatliche Kontrolle. Gewerberechtliche Auflagen lassen sich beispielsweise im Rahmen einer aufsichtsamtlichen Streifenfahrt in einer Vielzahl von Einrichtungen überprüfen. Durch den konzentrierten Einsatz von Polizeikräften vor Ort lässt sich mit noch überschaubarem Personalaufwand ein Mindestmaß an Sicherheit gewährleisten. Prominentes Beispiel ist die in Hamburg inmitten des Rotlichtviertels von St. Pauli gelegene Davidwache, eine städtische Polizeiwache.
Ein Beispiel für die Errichtung eines Rotlichtviertels aus Kontrollgründen ist die Helenenstraße in Bremen.
Bekannte Rotlichtviertel
- Als ein Beispiel für ein Rotlichtviertel, das weltweit bekannt ist, mag die in Hamburg-St. Pauli gelegene Reeperbahn mit ihren angrenzenden Straßen gelten; hier insbesondere die Herbertstraße und die Umgebung um den Hans-Albers-Platz (auch Meile oder Kiez genannt).
- In Frankfurt am Main ist die Kaiserstraße bei vielen Menschen zu einem Synonym für das Rotlichtmilieu geworden, obwohl sie außerhalb der Toleranzzone für Prostitution liegt. Das umliegende Bahnhofsviertel war vor allem bei den amerikanischen GIs nach dem Zweiten Weltkrieg beliebt. Das eigentliche Rotlichtviertel konzentriert sich jedoch hauptsächlich auf den Bereich des nördlichen Bahnhofsviertels zwischen Taunusstraße und Niddastraße.
- Im Ruhrgebiet ist das Bochumer Rotlichtviertel an der Gussstahlstraße unter dem Namen „Gurke“ und „Eierberg“ bekannt. Ähnliches ist in Essen (Stahlstraße), Duisburg (Vulkanstraße), Oberhausen (Flaßhofstraße) und Dortmund (Linienstraße) zu finden.
- In Berlin beginnt die Schicht der Prostituierten bei Einbruch der Nacht in der Oranienburger Straße. Während diese als Rotlichtmeile eine gewisse Bekanntheit und Akzeptanz bei Einheimischen und Touristen erlangt hat, treten in der Kurfürstenstraße immer wieder Konflikte zwischen den meist osteuropäischen Prostituierten und den Anwohnern auf.
- In Zürich ist das Milieu um die Langstrasse (Kreis 4 und 5) angesiedelt.
- In Wien entwickelte sich im Zuge des Vergnügungsparks rund um Prater das Rotlichtviertel im sogenannten Stuwerviertel- Dreieck, das abgegrenzt ist von der Lassallestraße, der Ausstellungsstraße sowie der Vorgartenstraße.
- In Genf findet sich das Rotlichtviertel im Gebiet Les Pâquis, vor allem an der Rue de Berne.
- Der Rotlichtbezirk Walletjes in Amsterdam ist eines der ersten Gebiete der Welt, in dem die Prostituierten legal arbeiteten und sich organisiert haben.
- Andere Beispiele sind das Pariser Viertel Pigalle am Montmartre mit dem berühmten Moulin Rouge und die Umgebung der Straße Rue Saint-Denis.
- In Dänemark gilt die Kopenhagener Istedgade wegen ihres Vergnügungs- und Rotlichtviertels als eine der bekanntesten Straßen des Landes.
- Die bekanntesten Rotlichtbezirke von Tokio sind Kabukicho im Bezirk Shinjuku sowie das früher als Yoshiwara bekannte Viertel im Bezirk Senzoku.
- Die Patpong-Straßen (wie auch Nana Plaza) in Bangkok gehören zu den international bekanntesten Rotlichtvierteln
- Auch die Bahnhofsviertel von King’s Cross (London) und Kings Cross (Sydney) gelten als Rotlichtviertel.
- Ein Teil der Avenida Revolución in Tijuana, Mexiko, ist ein mexikanisches Rotlichtviertel an der Grenze zu den USA, das vor Allem von US-Amerikanern in Anspruch genommen wird.
Einzelnachweise
- ↑ Irving Lewis Allen: The City in Slang: New York Life and Popular Speech (1995), S. 178
- ↑ Zeitschrift für Sexualwissenschaft, Band 7 (1920), Herausgeber A. Marcus & E. Weber; Bericht über eine Untersuchung von Prostituierten vom Detroit-Rotlicht-Bezirk in Hinsicht auf Infektionen mit Syphilis und Gonorrhoe.
- ↑ Wilhelm Heinrich Dreuw, Moritz Schönmann: Die Sexual-Revolution (1921), S. 366 (Begriff Rotlichtviertel)
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