- Herchen
-
Herchen Gemeinde WindeckKoordinaten: 50° 47′ N, 7° 31′ O50.7805555555567.515Koordinaten: 50° 46′ 50″ N, 7° 30′ 54″ O Einwohner: 1.067 (31. Dez. 2010) Herchen ist ein Ort in der Gemeinde Windeck im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Bis zum 31. Juli 1969 bildeten die Kirchspiele Herchen und Leuscheid eine eigene Kommune, die Maire, das Amt bzw. die Gemeinde Herchen. Die Einwohnerzahl beträgt 1.067 (Stand: 31. Dezember 2010)[1].
Inhaltsverzeichnis
Lage
Herchen liegt an der Sieg zwischen Bergischem Land und Westerwald, eingebettet in bewaldete Höhen.
Geschichte
Die frühere Bezeichnung von Herchen ist Herchingen, es geht also zumindest auf fränkische Gründung zurück. Die erste urkundliche Erwähnung findet 1131 zu den Rechten der Kirche Sankt Peter statt. Der auf der anderen Siegseite liegende Ortsteil Übersehn wird 1394 erstmals erwähnt. Dann wird ein vermutlich 1247 gegründetes Kloster Herchen erwähnt, welches aber schon 1581 aufgelöst und dem Kloster Merten unterstellt wird. Von den Gebäuden des Klosters ist heute noch eine Bruchsteinwand und der Klosterbrunnen zu sehen. Die 1702 zum Andenken erbaute Kapelle steht noch im Ort.
1398 verpfändete Herzog Wilhelm von Berg an Graf Gerhard von Sayn die Orte Much, Herchen, Dattenfeld und Wahlscheid. Wann Herchen ausgelöst wurde, ist unbekannt.
1477 traf sich Herzog Wilhelm von Jülich-Berg mit Graf Gerhard von Sayn in Herchen, 1500 wurde ein Treffen von ihm mit dem Grafen von Wied in Herchen erwähnt.
1492 ließ Herzog Wilhelm von Jülich-Berg in Herchen vier weiße Tücher kaufen, 1645 wurden in Herchen vier Walkmühlen erwähnt.
Bis 1806 gehörte Herchen zum Amt Windeck, danach zum Kanton Eitorf.
Bereits am 5. Oktober 1932 wurde Adolf Hitler Ehrenbürger der Bürgermeisterei Herchen. Der Antrag war von Robert Ley und der starken NSDAP-Fraktion des Gemeinderates ausgegangen.[2]
Bürgermeisteramt Herchen
Zu der früher eigenständigen Gemeinde Herchen gehörten neben dem 1808 eingegliederten Kirchspiel Leuscheid die Stromberger Mark, die Herchener Höhe und die Orte Gerressen, Neuenhof, Engelsbruch, Ohmbach, Röcklingen, Kaltbachmühle, Hoppengarten und Richardshohn. Der ehemalige Hof Ottofeld ist untergegangen.
Einwohnerzahlen der Gemeinde Herchen:
Jahr Einwohner 1808 2.728 1910 3.514 1925 3.756 1933 3.644 1939 4.018 Maire bzw. Bürgermeister der Gemeinde Herchen:
Jahr Bürgermeister 1811–15.02.1815 Johann Gerhard Anton Überzezig 1815–1819 Johann Peter Schildgen 1819–1846 Friedrich Lenz 1846–1851 Heinrich Wilhelm Otto 1851–1864 Karl Theodor Komp 1864–1868 Ludwig Heuser 1868–1871 Josef Commer 1871–1873 Wilhelm Gansäuer 1873–1887 Guido Alberty 1887–1893 Herr Lichtenthäler 1893–1930 Philipp Dörmer 1930–1931 Herr Manner 01.05.1931–13.10.1932 Walter Tersteegen 01.06.1933–1935 Otto Simon 1935–1937 Karl Schmidt 03.01.1938–23.09.1938 Herr Esser 23.09.1938–1939 Dr. Orth 01.06.1939–24.06.1940 Herr Brüning / Karl Schmidt 11.03.1940–1944 Karl Schmidt 1944–1946 Alfred Kuttenkeuler 06.02.1946–30.09.1946 Armin Vogel 01.10.1946–Mai 1947 Albrecht Land Mai 1947–30.04.1960 Gemeindedirektor Josef Dahmen Das Wappen der Gemeinde Herchen zeigte den aufrechten, doppelschwänzigen bergischen Löwen.
Erholungsort
Bereits früher war Herchen eine beliebte Sommerfrische. Belegt sind Aufenthalte des Musikers Engelbert Humperdinck, des Schriftstellers Josef Winckler, der hier den Tollen Bomberg geschrieben hat, und die Gruppe des Düsseldorfer Malkastens unter Prof. Peter Innsen. Hierzu gehörten die Maler Albert B. Lüdecke, die Brüder Oswald und Andreas Achenbach, Otto Deiker und Prof. Otto Grunst, aber auch Musiker und Dichter wie Edmund Henoumont.
Die Künstlergruppe veranstaltete hier von Mitte der 1880er Jahre bis 1900 am 2. September sogenannte Sedan-Spiele. Diese Theaterstücke mit bengalischem Feuer und auf der Sieg schwimmenden Bühnenbildern wurden bald so gerühmt, dass die Eisenbahn am Spieltag Sonderzüge einsetzte.
Später wurden in Herchen einige Gebäude für den Kuraufenthalt errichtet, denen aber kein großer Erfolg beschieden war, beispielsweise der Herchener Hof und die Löwenburg.
Seit 1986 ist Herchen staatlich anerkannter Erholungsort.
Auszeichnungen
Im Landeswettbewerb Unser Dorf soll schöner werden errang Herchen 1983 Bronze, 1985 Silber und 1990 als schönstes Dorf im Rhein-Sieg-Kreis Bronze. 2006 erhielt die besondere Initiative der Frauen für die Entwicklung des Dorfes einen Sonderpreis in dem Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft; Herchen wurde Silberdorf.
Verkehrsanbindung
Herchen ist über die Landesstraße 333 und die Landesstraße 312 erreichbar. Außerdem gibt es in dem außerhalb gelegenen Ortsteil Herchen-Bahnhof Anbindung an die Siegstrecke. Hier verkehren stündlich die Züge S12 (von Au nach Düren) und der Rhein-Sieg-Express RE9 (von Aachen nach Siegen oder Gießen).
Schulen
In Herchen gibt es neben einer Grundschule eine der wenigen Privatschulen Deutschlands, das Bodelschwingh-Internat, welche im Besitz der evangelischen Kirche ist, sie wird im Ort immer noch Päda genannt. Im Nebenort Herchen-Bahnhof besteht seit 1966 eine Realschule, die bereits 1963 provisorisch in Herchen unterhalten wurde.
Außerdem befinden sich zwei Kindergärten in Herchen.
Sehenswürdigkeiten
Neben der alten katholischen Kirche St. Peter ist der Thingplatz mit den unterhalb stehenden Kölner Kanonen geschichtsträchtig. Die evangelische Kirche wurde 1879 bzw. 1885 (Turm) erbaut. Im Haus des Gastes finden Ausstellungen und Vorstellungen statt, der dahinterliegende Skulpturenpark geht in die Anlage der Löwenburg über, wo Minigolf und Tretbootverleih angeboten werden. Das Hindenburgdenkmal bietet einen schönen Ausblick über das Siegtal. Außerhalb gelegen ist der mit einer Sage belegte Heilbrunnen.
Vereine
- Bürger- und Verschönerungsverein Herchen a. d. Sieg e. V.
- TuS Herchen 1922 e.V.
- Freiwillige Feuerwehr Windeck, Löschgruppe Herchen
- Wanderverein Herchen
- Quartettverein Herchen
- Reitverein Herchen
- Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Herchen 1994 e. V.
- kirchliche Vereine (evangelischer Posaunen- und Kirchenchor, katholischer Kirchenchor, Gospelchor sowie Verein für kirchliche Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen)
- Verein der Freunde und Förderer der Gemeinschaftsgrundschule Herchen e.V.
Veranstaltungen
In Herchen gibt es einen Karnevalsumzug (immer am Karnevalssonntag) und eine kleine Kirmes im August. Außerdem findet jährlich am Muttertag ein Kurkonzert sowie am letzten Sonntag vor den Sommerferien ein Kinderfest im Kurpark statt. Während des autofreien Siegtals (Sperrung der Siegtalstraße an einem Tag im Jahr für Autos) gibt es auch in Herchen zahlreiche Stände zur Verpflegung.
Sport
Der Ort besitzt einen Haupt-Sportplatz auf der Siegseite des Bergischen Landes und einen neueren Trainingsplatz in Übersehn, beides sind Rasenplätze. Genutzt werden sie vom Turn- und Sportverein Herchen 1922 e.V. Die erste Fußball-Herrenmannschaft des Ortes spielt in der Saison 2010/2011 in der Kreisklasse B/Sieg/Mittelrhein. Weitere Sportarten sind Volleyball, Schwimmen (Halle des Bodelschwingh-Gymnasiums), Seniorensport, Tennis und Damengymnastik.
In der Sporthalle des Bodelschwingh-Gymnasiums trägt außerdem der ehemalige Volleyball-Zweitligist und jetzige Regionalligist TSV Germania Windeck seine Heimspiele aus.
Nahe der Sieg neben der „Löwenburg“ befinden sich eine Miniaturgolfanlage sowie ein Billardtisch. Zudem ist es bei entsprechender Witterung möglich, sich Tret- und Paddelboote auszuleihen.
Des Weiteren empfiehlt sich Herchen für Wandersportler, da ein ganzes Stück Natursteig Sieg um das Dorf herum führt: Auf der fünften Etappe lohnt sich – von Eitorf kommend – ein Abstecher in den Ort, die sechste Etappe endet in Herchen am ehemaligen Hindenburgdenkmal. Auch Radsportler kommen auf ihre Kosten, führt doch der Siegweg direkt am Ort vorbei, sodass sich von dort aus Ausflüge entlang der Sieg lohnen.
Bildergalerie Herchens
Literatur
- Gabriel Busch: Merten (Sieg), Verlag Reckinger & Co., Siegburg 1978
- Wolf-Rüdiger Weisbach: Vom Blitzauto zur Klümpches-Tante, Verlag Kunst im Keller 1997
Weblinks
Commons: Herchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Bürger- und Verschönerungsverein Herchen an der Sieg e.V.
- TuS Herchen 1922
- Freiwillige Feuerwehr Windeck Löschgruppe Herchen
- Quartettverein Herchen
- KG Rot-Weiss Herchen
Einzelnachweis
- ↑ http://www.gemeinde-windeck.de/html/einwohner_pro_ortschaft.html
- ↑ Karl Schröder: Aufstieg und Fall des Robert Ley, Bürgerverein Ruppichteroth, Verlag Franz Schmitt, Siegburg 2008, ISBN 978-3-87710-342-5, S. 79
Ortsteile von WindeckAlsen | Altenherfen | Altwindeck | Au | Bellingen | Dattenfeld | Distelshausen | Dreisel | Ehrenhausen | Eich | Eulenbruch | Geilhausen | Gerressen | Gierzhagen | Gutmannseichen | Hahnenbach | Halscheid | Hau | Helpenstell | Herchen | Herchen-Bahnhof | Himmeroth | Hönrath | Hoppengarten | Hurst | Imhausen | Irsen | Kaltbachmühle | Kocherscheid | Kohlberg | Kuchhausen | Langenberg | Leidhecke | Leuscheid | Locksiefen | Löh | Lüttershausen | Mauel | Mauelermühle | Mittel | Neuenhof | Öttershagen | Ohmbach | Ommeroth | Opperzau | Perseifen | Rieferath | Ringenstellen | Rossel | Röcklingen | Röhrigshof | Rommen | Rosbach | Roth bei Rossel | Saal | Sangerhof | Schabernack | Schladern | Sommerhof | Stromberg | Unkelmühle | Werfen | Werfermühle | Wiedenhof | Wilberhofen | Wilhelmshöhe
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Herchen — Herchen, Dorf im preuß. Regbez. Köln, Siegkreis, an der Sieg und der Staatsbahnlinie Köln Gießen, hat 2 evangelische und 2 kath. Kirchen, Pädagogium, Plüsch und Samtweberei und (1900) 3266 Einw … Meyers Großes Konversations-Lexikon
Herchen-Bahnhof — Die Sieg bei Herchen Bahnhof Hotel Hammer Herchen Bahnhof … Deutsch Wikipedia
Bürgermeisterei Herchen — Herchen gehörte auch einmal zum Kreis Siegen Die Bürgermeisterei Herchen war ein Verwaltungsbezirk im Siegkreis. Bis 1806 gehörte Herchen zum Amt Windeck, danach zum Kanton Eitorf. Bereits am 5. Oktober 1932 wurde Adolf Hitler Ehrenbürger der… … Deutsch Wikipedia
St. Peter (Herchen) — Sankt Peter in Windeck Herchen, 2007 Die katholische Kirche Sankt Peter i … Deutsch Wikipedia
Bodelschwingh-Gymnasium Herchen — Bodelschwingh Gymnasium Schulform Gymnasium Gründung 1951 (Gymnasium) 1901 ursprüngliche Realschule (nicht mehr existent) Land Nordrhein Westfalen Staat Deutschland Koordinaten … Deutsch Wikipedia
Kloster Herchen — Die Antoniuskapelle Das Kloster Herchen, früher Herchingen, war ein um 1247 gestiftetes Zisterzienserinnenkloster in Herchen. Es bestand bis zur Auflösung 1581. Geschichte Um 1247 stiftete Gräfin Mechthild von Sayn auf Basis eines ihr gehörigen… … Deutsch Wikipedia
Thingplatz (Herchen) — Der Thingplatz Der Thingplatz in Windeck Herchen ist ein Ehrenmal zum Andenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Der auf einem Bergsporn über dem Dorf errichtete Thingplatz wurde 1934 errichtet und entspricht dem großflächigen… … Deutsch Wikipedia
Liste der Baudenkmäler in Windeck — Die Liste der Baudenkmäler in Windeck enthält die denkmalgeschützten Bauwerke auf dem Gebiet der Gemeinde Windeck im Rhein Sieg Kreis in Nordrhein Westfalen (Stand: 2011). Diese Baudenkmäler sind in Teil A der Denkmalliste der Gemeinde Wind … Deutsch Wikipedia
Windeck (Sieg) — Wappen Deutschlandkarte … Deutsch Wikipedia
Windeck — Wappen Deutschlandkarte … Deutsch Wikipedia