Hermann Spohn Karosseriebau

Hermann Spohn Karosseriebau
Zwei Logos von Hermann Spohn Carosseriebau

Hermann Spohn (* 13. Oktober 1876; † 17. Dezember 1923) war ein deutscher Karosseriehersteller. Die von ihm gegründete Karosseriebaufirma „Hermann Spohn“ wird vor allem mit ihren Fahrzeugaufbauten für Maybach-Luxusautomobile in Verbindung gebracht.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensgeschichte

Als siebtes Kind des Geheimen Kommerzienrats Julius Spohn stammte er aus einer alteingesessenen Ravensburger Industriellenfamilie. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg entschied er sich für den zu Beginn des 20. Jahrhunderts jungen Berufszweig. Manche unter den Karossiers in den Industriezentren, wie Erdmann & Rossi und Joseph Neuss in Berlin-Halensee, die Gläser-Karosserie GmbH in Dresden, Kathe in Halle (Saale), Auer in Stuttgart-Cannstatt oder Papler in Köln hatten noch den Kutschenbau mitgestaltet.

1920-1923

1920 erfolgte die Eintragung in das Handelsregister als „Hermann Spohn“ mit dem Vermerk „Carosseriebau“.

Fast zeitgleich war es Dr. Karl Maybach, dem Sohn des Daimler-Chefkonstrukteurs Wilhelm Maybach, nach dem Ersten Weltkrieg verwehrt, den Bau von Luftfahrzeugmotoren seines Unternehmens Maybach-Motorenbau im etwa 20 Kilometer von Ravensburg entfernten Friedrichshafen fortzusetzen. Nachdem er seinen ursprünglichen Plan, Antriebsmaschinen anderen Herstellern zuzuliefern, aufgeben musste, spezialisierte sich Maybach ab 1921 auf den Bau von Motoren und Getrieben für Personenkraftwagen, die insbesondere mit dem legendär gewordenen 12-Zylinder-Antrieb weltweites Spitzenniveau erreichten. Viele Karosserien für die Maybach-Fahrzeuge lieferte auch das Werk von Hermann Spohn.

1922 bestanden am Beginn dieser Geschäftsbeziehungen Kontakte zu den Zeppelinwerken in Friedrichshafen während des Auftrags der Firma Rud. Ley: Eine Stromlinienkarosserie wurde gemäß den Vorstellungen von Ing. Paul Jaray angefertigt. Auch nach dem Tode des Firmengründers liefen die Arbeiten auf diesem Gebiet in den 1930er-Jahren weiter.

Der Maybach Zeppelin von 1930 mit Spohn-Karosserie

1924-1957

Seit 1924 wurde die „Hermann Spohn“ als OHG geführt. Geschäftsführer waren Josef Eiwanger Senior, Spohns Weggefährte von Anbeginn und Theodor Spohn.

Maybachs erster große Reisewagen seit 1921, der Typ W 3 wurde karossiert. Beide Partner hielten an der Rahmenbauweise in Handarbeit fest. So konnten die persönlichen Wünsche der reichen oder gar gekrönten Kunden hinsichtlich der Ausgestaltung und Verbindung einzelner Karosseriegrundformen (Limousine, Pullman, Landaulet, Cabriolet usw.) in vielfachen Kombinationen leichter erfüllt werden. Den „Spohnler“ genannten Karosseriespezialisten (Schreiner, Schmiede, Stellmacher, Wagner, Spengler, Sattler und Lackierer) war im Umgang mit den hochwertigen Materialien die Freiheit des persönlichen Einfalls und des Spiels mit der Fantasie durch den Entwurf zugewiesen. Hierbei soll Maybach wohl keinen direkten „Einfluss auf die einzelnen Entwicklungsstufen der Karosseriegestaltung genommen“ (Mirsching, S. 61) haben. Paul Albert war in den 1930er-Jahren federführend.

Auch sonst arbeiteten Maybach und die Spohn OHG nicht exklusiv zusammen. Maybach beauftragte beispielsweise Erdmann & Rossi (Berlin) und Jacques Saoutchik (Paris) mit Karosserien, andererseits fertigte Spohn Karosserien für andere Hersteller wie Hispano-Suiza.

Der Veritas-Nürburgring-Sportwagen von 1953 mit Spohn-Karosserie

Als der Dipl. Ing. Josef Eiwanger Junior in den 1950er-Jahren zur Unternehmensleitung gehörte, standen ebenso Designstudien, wie das Gaylord-Projekt, das berühmte Cadillac-Einzelstück "Die Valkyrie" von 1955, der Sportwagenbau (Veritas-Nürburgring) oder der spätere Ponton-Maybach im Vordergrund.

Anfang 1954 stellte Eiwanger die erste in Deutschland aus LEGUVAL gefertigte Kunststoffkarosserie vor, welche nur 98 Kilogramm wog und auf ein VW-Käfer-Fahrgestell gesetzt wurde. Zu einer Serienfertigung kam es jedoch nie. Wegen des Wandels im Automobilbau (Fertigung selbsttragender Karosserien) musste das Unternehmen auf andere Geschäftsfelder ausweichen, wie etwa den Bau von Parabolantennen und Großlautsprechern. Die Belegschaft reduzierte sich rapide, von 130 im September 1949 über 66 im September 1951 bis auf 55 im August 1956.

Im Sommer 1957 wurde die Firma für immer geschlossen.

Modelle

Die wohl bekanntesten Modelle aus Spohnscher Produktion sind die Karosserien für den Maybach „12“ und den DS 7/8 „Zeppelin“, die auch im Zeppelin Museum Friedrichshafen und im Auto- und Technikmuseum Sinsheim ausgestellt werden.

Literatur

  • Gerhard Mirsching: Maybach-Karosserien aus Ravensburg. Hermann Spohn und sein Werk. Gessler, Friedrichshafen 2001, ISBN 3-86136-064-0
  • Halwart Schrader: Automobil-Spezialkarosserien. Sonderausführungen deutscher Personenwagen 1906-1986. BLV, München 1985, ISBN 3-405-13173-1

Weblinks


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