Hermann Wilhelm Bödeker

Hermann Wilhelm Bödeker
Hermann Wilhelm Bödeker um 1830
Senior Bödeker als "Reichsfechtmeister" / Nach einer Zeichnung von Carl Grote, in: Die Gartenlaube, 1873

Hermann Wilhelm Bödeker (* 15. Mai 1799 in Osnabrück; † 5. Januar 1875 in Hannover) war ein evangelischer Pastor in Hannover, der vor allem durch seine gemeinnützige Arbeit bekannt wurde.

Leben

Als Sohn eines Lehrers in Osnabrück geboren, studierte Bödeker 1817-23 Theologie in Göttingen und amtierte seit 1825 als zweiter, seit 1839 als erster Pastor an der Marktkirche in Hannover. 1851 wurde er Senior des geistlichen Stadtministeriums (entspricht dem heutigen Superintendenten). Bödeker gilt in Hannover als „einer der populärsten Seelsorger, Prediger und Wohltäter der Stadt“ (D. Böttcher, S. 60). Er begründete zahlreiche soziale Stiftungen und karitative Vereine, so auch die Kinderheilanstalt Hannover in der Ellernstraße (heute Kinderkrankenhaus auf der Bult), das „Asyl für unbemittelte alternde Jungfrauen des Mittelstandes“, das spätere Schwesternhaus, oder die so genannte Bödekerkrippe, einen Kinderkrippen-Verein.

Bödeker hatte großes Talent, Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln. Dazu gründete er etwa den 1. Norddeutschen Morgenpromenadenbeförderungsverein, eine Runde wohlhabender hannoverscher Bürger, die sich regelmäßig in der Gartenwirtschaft Lister Turm traf.

Bödeker agitierte auch gegen Tierquälerei (Broschüre Über Tierquälerei, 1844) und initiierte dadurch die Gründung des Thierschutzvereins der Königlichen Residenzstadt Hannover. Schließlich ließ er 15 gusseiserne „Bödeker-Engel“ mit Sammelbüchse herstellen (Entwurf: Georg Hurtzig, Guss in der Lauterberger Königshütte), die über die Stadt verteilt die Menschen zum Spenden animieren sollten. Zwei dieser Engel sind auf den hannoverschen Stadtfriedhöfen von Stöcken und Engesohde erhalten. Ein dritter Engel steht in der St. Andreas-Kirche in Bad Lauterberg. 1848 wurde er Ehrenbürger Hannovers.

Bödeker erhielt den Spitznamen "Reichsfechtmeister" für seine Fähigkeit, große Spendensummen einzusammeln ("fechten" genannt).

Carl Dopmeyer schuf das Denkmal Bödekers auf der Nordseite des Turms der Marktkirche in Hannover (das Denkmal befindet sich derzeit bis vermutlich 2011 zur Restaurierung in einer Werkstatt in Gehrden). Auch der Gemeindesaal der Marktkirche ist nach Bödeker benannt, ebenso eine Straße im hannoverschen Stadtteil Oststadt. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover.

Literatur

  • Helmut Zimmermann in: Lebensbilder aus sieben Jahrhunderten. [Band 1.] Hannover: Harenberg, 1983, S. 90-92.
  • Waldemar R. Röhrbein: Hermann Wilhelm Bödeker. In: Geschichten um Hannovers Kirchen. Studien, Bilder, Dokumente. Hannover: Lutherhaus-Verl. 1983, S. 123-132.
  • Dirk Böttcher in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 60.
  • Claudia Kauertz: Pastor Hermann Wilhelm Bödeker und die Gründung des hannoverschen Tierschutzvereins im Jahr 1844. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte. Bd. 76 (2004) S. 115-132.
  • Dirk Böttcher in: Stadtlexikon Hannover, Seite 71
  • Fr. Voigts: H. W. Bödeker - Ein Festalbum zum 27. Nov. 1848, 1949; 50 Dienstjahre bei der Marktgemeinde zu Hannover. - Eine Denk- und Dankschrift, zugl. Vermächtnis von H. W. Bödeker, 1873
  • Waldemar R. Röhrbein (Herausgeber): Geschichten um Hann. Kirchen, 1983, Seite 123-132

Weblinks


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