Herrenhaus Hohehorst

Herrenhaus Hohehorst
Vorderfront des Herrenhauses (2010)
Rückansicht des Herrenhauses (2011)
Zufahrt mit Toranlage und Torhäusern (2010)
Laternenaufsätze der Torpfeiler (2010)
Künstliche Grotte auf dem Parkgelände (2011)
Blick auf Badeteich mit Hütte, hinter den Bäumen in der Bildmitte befinden sich die Gebäude der Drogenklinik (2011)

Das Herrenhaus Hohehorst, auch Schloss Hohehorst genannt, wurde 1928/29 von dem Großindustriellen G. Carl Lahusen als Land- und Sommersitz seiner Familie in der Bremer Schweiz errichtet[1] und dient heute als Drogen-Therapiezentrum.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1869 wurde im „englischen Stil“ das Schloss Hohehorst in der Bremer Schweiz auf dem „Gut Hohehorst“ errichtet. Das nordöstlich anschließende Gut Karlshorst und davon nördliche Gut Heidhof (580 ha) gehörte ebenfalls zur Gesamtanlage. Heute verläuft die Bundesautobahn 27 zwischen Hohehorst und Karlshorst. Der Großindustrielle Carl Lahusen (Nordwolle) ließ das Schloss abreißen und von 1928 bis 1929 das neue Herrenhaus Hohehorst als Sommersitz seiner Familie mit einem Kostenaufwand von drei Millionen Reichsmark[2] errichten. Das große Parkgelände wurde in Löhnhorst, heute zur Gemeinde Schwanewede gehörend, angelegt. Die Planungen und Baumaßnahmen wurden durch den Architekten Otto Blendermann geleitet. Insgesamt wirkten neben sieben Architekten auch acht Bildhauer, vier Kunstmaler und sechs Meister des Kunstgewebers mit.[3] Der Herrschaftssitz bestand aus 107 Zimmern und 12 Badezimmern.[1] Zum Anwesen gehörten Park und Gutshof. Zur Unterhaltung der Anlagen wurden ca. 80 / 90 Parkarbeiter beschäftigt. Das „Schloss” war mit damals modernster Technik ausgestattet. So waren alle Räume mit Telefonanschluss ausgestattet, auch die Kinderzimmer.

Nach dem Bankrott des Nordwolle-Konzerns, die Verluste beliefen sich zwischen 180 und 240 Mill. Reichsmark[1], haftete Carl Lahusen 1931 mit seinem Privatvermögen und allen Immobilien. Auch das Herrenhaus Hohehorst mit allen Anlagen wurde versteigert. Das Amtsgericht Lesum erteilte im September 1934 den Zuschlag für das Gut Hohehorst mit Herrenhaus der Bremer Landesbank für 500.050 Reichsmark[2] und Ende 1934 für das Gut Karlshorst (249 ha) für 100.000 Reichsmark[4]. Gut Heidhof übernahm zum Großteil der Preußische Fiskus. Im August 1935 erwarb die Reichsumsiedlungsgesellschaft mbH Berlin (Ruges) das Gut Hohehorst-Karlshorst nebst allen Gebäuden und Inventar.[5]

Lebensborn

1937 kaufte die SS-eigene Organisation Lebensborn das Anwesen für 60.000 Reichsmark. Das entsprach etwa einem Zehntel des Verkehrswertes. Die Villa wurde umgebaut und Anfang 1938 als „Heim Friesland“, Mütter- und Entbindungsheim für die Belegung von ca. 34 Mütter sowie 45 Kinder in Betrieb genommen. Das Heim stand vorzugsweise für die Nazi-Prominenz zur Verfügung. Wegen der zunehmenden Bombenangriffe auf Bremen wurde 1941 ein Teil der Bewohner in ein bayrisches Heim evakuiert und zusätzlich ein Hilfslazarett für weibliche Wehrmachtsangehörige eingerichtet. Von 1944 bis zum Kriegsende wurde das Lebensbornheim weiterbetrieben.

Nachkriegszeit

Britische Truppen besetzten das Gebiet Anfang Mai 1945. Das Gelände wurde von der US Army übernommen, die im Hauptgebäude ein Kasino einrichtete. In den Nebengebäuden wohnten Flüchtlinge und ausgebombte Familien.

Krankenhaus

Das Rote Kreuz (DRK) pachtete 1948 das Gelände und richtete bis 1954 eine Tbc-Heilstätte ein. Nach Leerstand wurde 1958 die Stadt Bremen Eigentümerin und machte Hohehorst zur Einrichtung einer Klinik für Innere Medizin.[6] Das Fachkrankenhaus für Innere Krankheiten Hohehorst wurde 1972 als Außenabteilung der Inneren Klinik des Zentralkrankenhauses Bremen-Nord angegliedert[7] und 1978 aus betriebswirtschaftlichen Gründen geschlossen.

1981 übernahm der Drogenhilfe Bremen e. V. als Erbbauberechtigter die Anlagen.

Heutige Nutzung

Die HOHEHORST gGmbH, Gesellschafter ist der Drogenhilfe Bremen e. V., bietet als Therapiezentrum Hohehorst ambulante und stationäre Versorgung im Bereich der medizinischen Rehabilitation in Hohehorst an.

Mit Ausnahme des Herrenhauses und der weiteren Gebäude ist das Gelände mit dem Park und den Teichen weitgehend öffentlich zugänglich.

Literatur

  • Otto Blendermann, Werner Hegemann: Herrenhaus Hohehorst bei Bremen. Erbaut 1928–1929, Wasmuth, 1929
  • Dennis Krumwiede. Der Lebensborn – Lebenshilfe als Rassepolitik. Das Beispiel des Heims „Friesland“, Bachelorarbeit Universität Hildesheim, 2007
  • Dorothee Schmitz-Köster: Das Geheimnis von Hohehorst. Ein Lebensborn-Heim vor den Toren von Bremen., Radio Bremen, 1996
  • Nils Aschenbeck u. Ilse Windhoff: Landhäuser und Villen in Bremen. Bd.2 St. Magnus, Schloss Schönebeck, Hohehorst. Verlag Aschenbeck Media, 2009. ISBN 3939401331. (Bildband)

Ausstellungen

Seit August 2007 gibt es ein von der Gemeinde Schwanewede gefördertes Ausstellungsprojekt in der Baracke Wilhelmine (An der Kaserne in Schwanewede) des Heimatvereins Neuenkirchen zum Lebensborn - Haus Friesland und zur NS-Geschichte der Region.[8]

Seit Juni 2010 gibt es in einem der beiden Pförtnerhäuser eine Ausstellung zur Baugeschichte des Herrenhauses und zur Geschichte der Familie Lahusen.

Einzelnachweise

  1. a b c Irmela und Hans Gehrke und Jörg Preuß: Familie Lahusen, Aufstieg und Fall einer Familie des deutschen Bürgertums
  2. a b Frankfurter Zeitung am 25. Oktober 1934: Zwangsversteigerung der Lahusen-Besitzungen
  3. Berliner Tageblatt am 10. Juli 1931: Die Lahusen auf Hohehorst
  4. Frankfurter Zeitung am 5. Dezember 1934: Zwangsversteigerung von Lahusen-Gütern
  5. Frankfurter Zeitung am 27. August 1935: Reichsumsiedlungsgesellschaft erwirbt die früheren Lahusenschen Besitzungen
  6. Godehard Weyerer: Hinter der Fassade – Das Herrenhaus von Hohehorst in Niedersachsen. In: Länderreport. Deutschlandradio Kultur, 9. März 2010, abgerufen am 11. September 2010.
  7. Geschichte des Klinikums Bremen-Nord
  8. Bilder aus der Ausstellung

Weblinks

 Commons: Herrenhaus Hohehorst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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