Herrenhaus der Herzöge von Mecklenburg

Herrenhaus der Herzöge von Mecklenburg
Das Herrenhaus der Herzöge von Mecklenburg, Blick zur Hoffassade
Gesamtansicht der Anlage

Das Herrenhaus der Herzöge von Mecklenburg in Ratzeburg in Schleswig-Holstein war die geplante Residenz der Mecklenburg-Strelitzer Herzöge für Aufenthalte in der am Ratzeburger Dom gelegenen Exklave ihres Besitzes. Obwohl nach dieser Definition eigentlich ein Schloss, wird das Gebäude gemeinhin als Herrenhaus bezeichnet. Das barocke Palais ist der bedeutendste Profanbau der Stadt Ratzeburg und beherbergt heute das Kreismuseum des Kreises Herzogtum Lauenburg.

Inhaltsverzeichnis

Das Herrenhaus der Herzöge von Mecklenburg

Vom Herrenhaus zum Museum

Während die Stadt und das Schloss Ratzeburg zum Herzogtum Sachsen-Lauenburg gehörte, war das Stiftsgebiet mit dem Domhof auf der Ratzeburger Stadtinsel 1648 durch den Westfälischen Frieden als Fürstentum Ratzeburg in die Hand des Herzogtums Mecklenburg geraten und ging nach dessen Teilung 1701 an das Teilherzogtum Mecklenburg-Strelitz.

Der Vorgängerbau des heutigen Herrenhauses wurde 1660 als Lusthaus für den Herzog Christian Ludwig I. errichtet. 1764 wurde das mittlerweile baufällige kleine Schloss abgerissen und unter der Aufsicht des Oberhauptmanns F. W. von dem Knesebeck das heutige Herrenhaus für Adolf Friedrich IV. gebaut, der den Bau jedoch nicht ein einziges mal besuchte. Die geplante Sommerresidenz wurde im Laufe der Bauarbeiten fünfmal teurer als ursprünglich geplant und brachte den eigentlichen Bauherren – neben weiteren Projekten – an den Rand des Ruins. Das ursprüngliche Schloss diente so bis 1815 als Herrenhaus und Amtssitz der herzoglichen Verwalter. 1840 erhielten es die Dompröpste und nutzen es bis ins 20. Jahrhundert als Wohnhaus.

1973 wurde das Kreismuseum im Haus eingerichtet, das sich mit der Geschichte der Stadt Ratzeburg und der Herzogtums Lauenburg beschäftigt. Die alten Salons bieten den Rahmen für unterschiedliche Themen wie die Geschichte der Askanier, das Herzogtum während des Dreißigjährigen Krieges, eine Sammlung mechanischer Musikinstrumente oder regionale Funde der Vorzeit. In den Schauräumen werden außerdem wechselnde Sonderausstellungen präsentiert und der Festsaal im Hauptgeschoss dient regelmäßig als Veranstaltungsort für Konzerte und Lesungen.

Blick auf den Hofrisalit mit dem Hauptportal. Hinter den Fenstern des Obergeschosses verbirgt sich der Festsaal

Das Gebäude

Das Herrenhaus ist ein zweistöckiger und elfachsiger Bau, der komplett aus Backstein errichtet wurde. Das Gebäude ist sparsam mit weißem Stuck akzentuiert, die Fensteröffnungen mit weißer Tünche hervorgehoben. Der dreiachsige Mittelrisalit wird von je einem hohen Giebel zu beiden Seiten des Palais betont. Die Hofseite wird von zwei seitlichen Wirtschaftsgebäuden umgeben, die mit dem Haupthaus ursprünglich nur durch niedrige Mauern verbunden waren und so einen geschlossenen Ehrenhof bildeten. Die Wirtschaftshäuser dienten als Stallungen und Wagenremise und sind heute Teil der Ausstellungsfläche des Museum. Der nördliche Bau ist auf der Rückseite der Mauer durch eine moderne, gläserne Galerie mit dem Herrenhaus verbunden.

Der Innenraum des barocken Hauses ist symmetrisch aufgebaut. Von der ursprünglichen Ausstattung in den Salons sind vor allem die Stuckaturen von Johann Nepomuk Metz, einige Supraporten und ein Teil der Parkette erhalten, während der kleine Möbelbestand heute hauptsächlich durch das Museum gestellt wird.

Blick durch den Festsaal

Durch das Hauptportal betritt man ein großzügiges Vestibül, das gleichzeitig als Treppenhaus dient und aus dem zwei einzelne Treppenläufe in das obere Stockwerk führen. Der künstlerisch bedeutendste Raum des Erdgeschosses ist der mittig gelegene Gartensaal, der direkt auf die oberste Terrasse des einstigen Hanggartens führt. Bemerkenswert ist die erhaltene Küche mit dem großen, offenen und zudem abzuglosen Herd. Das Obergeschoss beherbergt neben kleineren, ursprünglich Wohnzwecken dienenden Salons vor allem den großen Festsaal. Der in heiteren Rokoko-Formen gestaltete Raum ist in türkis und weiß gehalten und nimmt die Breite der übergiebelten Risalite und die gesamte Tiefe des Hauses ein. Sein Gewölbe reicht bis ins Dachgeschoss, so dass der Festsaal - im Verhältnis zum Gebäude - überraschend groß wirkt. Dem Zweck als Festraum und Musikzimmer entsprechend besteht die Dekoration des Stucks aus Musikinstrumenten und verschlungenen Rocaillen.

Weblinks

 Commons: Herrenhaus der Herzöge von Mecklenburg – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Literatur

  • Hans Maresch, Doris Maresch: Schleswig-Holsteins Schlösser, Herrenhäuser und Palais. Husum Verlag, Husum 2006, ISBN 3-89876-278-5.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band: Johannes Habich, Christoph Timm, Lutz Wilde: Hamburg, Schleswig-Holstein. 2. stark erweiterte und veränderte Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1994, ISBN 3-422-03033-6.
  • Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Freistaates Mecklenburg-Strelitz. Band 2: Georg Krüger: Das Land Ratzeburg. Brünslow, Neubrandenburg 1934 (Nachdruck: Stock und Stein, Schwerin 1994, ISBN 3-910179-28-2).
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