- Ratzeburg
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Wappen Deutschlandkarte 53.69944444444410.77388888888936Koordinaten: 53° 42′ N, 10° 46′ OBasisdaten Bundesland: Schleswig-Holstein Kreis: Herzogtum Lauenburg Höhe: 36 m ü. NN Fläche: 30,29 km² Einwohner: 13.699 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 452 Einwohner je km² Postleitzahl: 23909 Vorwahl: 04541 Kfz-Kennzeichen: RZ Gemeindeschlüssel: 01 0 53 100 LOCODE: DE RZG NUTS: DEF06 Adresse der
Stadtverwaltung:Unter den Linden 1
23909 RatzeburgWebpräsenz: Bürgermeister: Rainer Voß (parteilos) Lage der Stadt Ratzeburg im Kreis Herzogtum Lauenburg Ratzeburg (plattdeutsch: Ratzborg) ist eine Stadt in Schleswig-Holstein, direkt an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Ratzeburg ist die Kreisstadt des Kreises Herzogtum Lauenburg. Sie ist als Luftkurort und auf Grund ihrer Lage auf einer lediglich durch drei Dämme mit dem Festland verbundenen Insel als „Inselstadt“ bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Ratzeburg liegt im Naturpark Lauenburgische Seen. Die nächstgrößeren Städte sind Mölln, Lübeck, Hamburg und Schwerin. Ratzeburg ist Bestandteil der Metropolregion Hamburg.
Der Ratzeburger Dom und die Altstadt liegen auf einer Insel im Ratzeburger See.
Von 1945 bis 1949 lag Ratzeburg an der Zonengrenze zur Sowjetischen Besatzungszone bzw. bis 1990 an der innerdeutschen Grenze zur DDR.
Geschichte
Der Name geht auf den Fürsten Ratibor/Ratse zurück, welcher an der Spitze des obodritischen Teilstammes der Polaben stand. Er residierte hier im frühen 11. Jahrhundert in einer Ringwallanlage. Von der „Racesburg“ ist 1062 in einer in Worms ausgestellten, aber nicht übergebenen Empfängerurkunde von Heinrich IV. die Rede. In dem Schriftstück schenkt dieser die Burg dem Billungerherzog Ordulf. Auch Adam von Bremen erwähnt 1076 das damals slawische Ratzeburg bei seiner Beschreibung des Todes von Ansverus am 15. Juli 1066 auf dem Rinsberg bei Einhaus über dem Ratzeburger See: Ansverus monacus et cum eo alii apud Razzisburg lapidati sunt. Idus Iulii passio illorum occurrit. Das Ansveruskreuz ist heute noch am Waldrand in Einhaus in der Nähe von Ratzeburg zu sehen. In drei Anläufen erfolgte die Christianisierung, die Stadtgründung und endgültige Etablierung des Bistums erfolgte 1154 durch Heinrich den Löwen (siehe auch Artikel Bistum Ratzeburg). An Heinrich von Badewide, den ersten Grafen von Ratzeburg, erinnert ein Gedenkstein, der nach 1163 aufgestellt wurde. Der Stein auf der Dominsel trägt die (lateinische) Inschrift:
„Zu Zeiten König Konrads und Herzog Heinrichs von Sachsen kam Graf Heinrich nach Ratzeburg und gab dort als erster dem Christentum eine feste Grundlage. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.“
Während die Stadt später zum Herzogtum Sachsen-Lauenburg, dem späteren preußischen Landkreis Herzogtum Lauenburg, gehörte, gelangte das Stiftsgebiet mit dem Domhof 1648 durch den Westfälischen Frieden als Fürstentum Ratzeburg in die Hand der Mecklenburger und wurde 1701 ein Teil von Mecklenburg-Strelitz. Erst mit dem Groß-Hamburg-Gesetz 1937 wurde der Dombezirk Teil der Stadtgemeinde.
Die Kirchengemeinde des Doms blieb Teil der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburg, das Domarchiv verwahrte nach Kriegsende über viele Jahrzehnte die Sammlung älterer Kirchenbücher (fast) aller mecklenburgischer Gemeinden, die inzwischen ins Landeskirchliche Archiv Schwerin rückgeführt wurde. Ratzeburg ist seit 2003 Sitz der Luther-Akademie.
Die 1692 von Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg stark befestigte Stadt erregte das Missfallen des Dänischen Königs Christian V., der Ratzeburg daraufhin 1693 bis auf die Domhalbinsel mehr oder weniger komplett in Schutt und Asche legte, so dass ein völliger Wiederaufbau im barocken Stil nach dem Vorbild der Innenstadt von Mannheim erforderlich wurde. Die letzten Befestigungsanlagen wurden 1816 von den Dänen beseitigt.
An die Zerstörung Ratzeburgs sollte bis vor kurzem auf dem Marktplatz vor der Alten Wache die mehr als 300 Jahre alte Ratzeburger Friedenslinde erinnern, die seit 1935 als Naturdenkmal ausgewiesen war. Diese Linde sollte im Jahre 2010 einem neuen Marktplatz weichen, ist aber nach heftigen Bürgerprotesten erhalten geblieben. Allgemein ist Ratzeburg für seinen Bestand an alten Linden bekannt, den bereits der romantische Schriftsteller Victor Scheffel im Sommer 1848 auf seiner Reise mit dem Reichskommissar Carl Theodor Welcker beschrieben hat.[2]
Anders als der Rest der Stadt war der Domhof lange im Herrschaftsgebiet des Bischofs und gehörte seit 1803 zu Mecklenburg-Strelitz. Bei einer Neugliederung 1937 kam auch der Domhof zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein.
Politik
Stadtvertretung
Seit der Kommunalwahl am 25. Mai 2008 sind die 23 Sitze der Ratzeburger Stadtvertretung wie folgt auf die einzelnen Parteien und Listen verteilt:
Partei / Liste Sitze FWG 8 CDU 7 SPD 3 Grüne 2 FDP 2 Unabhängige Demokraten Ratzeburg 1 Bürgermeister
- 1872–1896: Gustav Heinrich Friedrich Hornborstel
- 1897–1909: Friedrich Tronier
- 1909–1925: Friedrich Goecke
- 1926–1938: Karl Saalfeld
- 1938–1939: Karl Michaelis
- 1939–1945: Max Stelter
- 1945–1946: Karl Kiesewetter
- 1946–1962: Otto Hofer
- 1962–1968: Friedhelm Schöber
- 1968–1989: Peter Schmidt
- 1989–2001: Bernd Zukowski
- 2001–2007: Michael Ziethen
- seit 2007: Rainer Voß
Wappen
Blasonierung: „In Silber eine durchgehende rote Burg mit offenem, rundbogigem Tor, bis zum unteren Schildrand reichender Zinnenmauer und drei Zinnentürmen, von denen der mittlere, höhere mit blauem Spitzdach (darauf ein roter Knauf) versehen ist; neben den aufgeschlagenen, goldenen Torflügeln je drei goldene, aus dem unteren Schildrand emporwachsende niedrige Palisadenpfähle.“[3]
Partnerstädte
- Châtillon-sur-Seine in Burgund, Frankreich seit 10. Juli 1960
- Esneux in Wallonien, Belgien seit 23. August 1969
- Walcourt in Wallonien, Belgien seit 23. August 1969
- Ribe auf Jütland, Dänemark seit 1. April 1989
- Schönberg, Mecklenburg in Deutschland seit 7. Oktober 1990
- Sopot, Polen seit 4. Juni 1994
- Strängnäs, Schweden seit 29. Juni 1996
Verkehr
Ratzeburg liegt in unmittelbarer Nähe der Bundesstraße 207, die als Alte Salzstraße von Lüneburg nach Lübeck westlich an Ratzeburg grenzt. Die B 208 von Bad Oldesloe nach Gadebusch und Wismar sowie Richtung Schwerin, führt durch die Stadt. Nördlich besteht Anschluss an die Ostseeautobahn A20 (Anschlussstelle Groß Sarau), südlich an die A24 Hamburg – Berlin, (Anschlussstellen Talkau und Hornbek).
Der regionale Flughafen Lübeck-Blankensee ist nur knapp 20 Kilometer entfernt, bis zum internationalen Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel sind es etwa 70 Kilometer.
Ratzeburg liegt an der Bahnstrecke Lübeck–Lüneburg. Mit der Bahn ist Ratzeburg aus Richtung Lübeck und Lüneburg jeweils stündlich zu erreichen. Ratzeburg ist dem Hamburger Verkehrsverbund angeschlossen.
Bis 1945 war Ratzeburg Bahnknotenpunkt durch Kreuzung mit der Kaiserbahn von Berlin nach Kiel (über Neumünster, Bad Oldesloe, Zarrentin und Hagenow). Zwischen Hollenbek und Zarrentin wurde die Strecke durch die Teilung Deutschlands unterbrochen. Der Abschnitt Bad Oldesloe–Ratzeburg wurde 1971 stillgelegt und abgebaut. Seit 1998 verkehren Draisinen auf dem Streckenabschnitt Ratzeburg–Hollenbek, die mit jährlich 50.000 Gästen ein wichtiger Tourismusfaktor geworden sind.[4]
Die Ratzeburger Kleinbahn, welche in der Zeit von 1908 bis 1934 nach Klein Thurow führte, hatte lediglich regionale Bedeutung.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
In der Liste der Kulturdenkmale in Ratzeburg stehen die in der Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragenen Kulturdenkmale.
Museen
- Kreismuseum im Herrenhaus am Dom
- A. Paul Weber-Museum
- Ernst Barlach Museum Ratzeburg
Bauwerke
- Vorgängerin des Doms und älteste Kirche im Herzogtum Lauenburg ist St. Georg auf dem Berge auf dem Georgsberg. Die erste Kirche an dieser Stelle wurde 1066 im Wendenaufstand zerstört. Die ursprüngliche Feldsteinkirche des 12. Jahrhunderts mit ihrem für Lauenburg später typisch werdenden Rechteckchor wurde Anfang des 13. Jahrhunderts über den Feldsteinfundamenten aus Backstein erneuert. Der spätbarocke Altar erinnert an den ehemaligen Fredenhagen-Altar des Thomas Quellinus in der Lübecker Marienkirche.
- Der die Stadtinsel überragende romanische Dom wurde 1170 fertiggestellt und beherbergt die Gebeine des Hl. Ansverus. Gestiftet wurde der Dom von Heinrich dem Löwen, er ist eine der ältesten Kirchen des Landes. Zur Kirche gehört der Kreuzgang und ein Friedhof.
- Die klassizistische St. Petri Kirche, von 1787 bis 1791 durch Johann Friedrich Laves als reine Predigtkirche erbaut, ist das seltene Beispiel einer querschiffig angelegten Saalkirche. Altartisch, Kanzel und Orgelprospekt bilden eine raumhohe Einheit im Zopfstil, damit gilt diese Kirche als mustergültig für den protestantischen Kirchenbau des 18. Jahrhunderts in Norddeutschland.
- Das für Herzog Adolf Friedrich IV. von Mecklenburg-Strelitz erbaute spätbarocke Herrenhaus der Herzöge von Mecklenburg von 1766 am Domhof beherbergt heute das Kreismuseum Herzogtum Lauenburg. Im Rokoko-Saal finden Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen statt.
- Der Pulverkeller ist der Rest eines 1691 erbauten brand- und beschusssicheren Munitionsdepots; im Keller wurden explosive Materialien wie Schießpulver gelagert, im Erdgeschoss Waffen, Lunten und Ausrüstung der welfischen Truppen. Jetzt befindet sich in diesem Gewölbekeller unter dem Burgtheater ein öffentliches Restaurant.
- Das Burgtheater in Ratzeburg: Unter der Leitung des Architekten Cäsar Pinnau entstand bis 1953 der heutige, klassizistische Theaterbau, bis heute einmalig im Kreis Herzogtum Lauenburg.
- Der Wasserturm auf der Hindenburghöhe wurde 1904 errichtet. 1935 wurde das Bauwerk erweitert und neu ummauert. Der alte Turmbau befindet sich noch im Innern.
- Kleiner, aber höher gelegen ist der Wasserturm im Stadtteil St. Georgsberg.
Bildung
- Die 1160 gegründete Lauenburgische Gelehrtenschule ist eines der größten Gymnasien in Schleswig-Holstein.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Juni: Internationale Ruder-Regatta auf dem Großen Küchensee
- Juni: Drachenboot-Rennen auf dem Küchensee
- Open Air Kino im Sommer
- August: Racesburg Wylag (Mittelaltermarkt seit 1995)
- August: Ratzeburger Bürgerfest
- August: Internationales Fechtturnier „Alte Salzstraße“ (seit 1960 am jeweils letzten ganzen Wochenende im August)
- Dezember: Ratzeburger Adventslauf (immer am 1. Advent manchmal also schon Ende November, veranstaltet vom Ratzeburger Sportverein)
Einrichtungen
- Der CVJM betreibt in Ratzeburg ein Freizeit- und Segelzentrum.
- Die Erlebnisbahn Ratzeburg bietet ein buntes Freizeitprogramm auf der Bahnstrecke Ratzeburg-Hollenbek und an anderen Stationen in und um Ratzeburg.
- In Ratzeburg befindet sich die Ruderakademie Ratzeburg.
- Die Burgtheater Kulturgesellschaft sorgt für Theater, Kino, Kabarett und vielen weiteren Veranstaltungen im Burgtheater Ratzeburg.
- In Ratzeburg befindet sich eine Jugendherberge.
- In Ratzeburg befindet sich eine Bundespolizeiabteilung (größter Bundespolizeiverband Norddeutschlands).
- In Ratzeburg befindet sich das Pastoralkolleg der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und der Pommerschen Evangelischen Kirche
Sportvereine
- Ratzeburger Kanu Club (RKC)
- Ratzeburger Segler Verein (RSV)
- Ratzeburger Ruderclub (RRC), gegründet im Jahre 1953 unter der Ägide des bahnbrechenden Ruder-Trainers Karl Adam und dessen Mentor Dr. Alfred Block.
- Ratzeburger Sportverein (RSV)
- Ratzeburger Schachclub Inselspringer von 1937 e. V.
- Fechtclub Inselstadt Ratzeburg (FCIR)
- Ratzeburger Schützengilde von 1551 e. V.
- Spielmannszug der Ratzeburger Schützengilde von 1946 e. V.
- Ratzeburger Sportfischerverein von 1925 e. V.
- Reit und Fahrverein Ratzeburg
- Tennisverein Blau Weiss
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- 1890 Otto von Bismarck, Reichskanzler
- Gustav Drevs (1907–1988), Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtags
Söhne und Töchter der Stadt
- Franz II. von Sachsen-Lauenburg (1547–1619), von 1581 bis 1619 Herzog von Sachsen-Lauenburg
- August von Sachsen-Lauenburg (1577–1656), von 1619 bis 1656 Herzog von Sachsen-Lauenburg
- Conrad Nahmmacher (1734–1768), deutscher evangelischer Theologe und Pädagoge
- Friedrich Wilken (1777–1840), Historiker (Orientalist) und Bibliothekar
- Karl Friedrich Wilhelm Rußwurm (1812–1853), Historiker und Genealoge
- Vollrath von Hellermann (1900–1971), General und Ritterkreuzträger
- Gunther Tiersch (* 1954), Meteorologe und Goldmedaillengewinner bei Olympischen Spielen im Rudern
- Carsten Köthe (* 1962), Hörfunkmoderator (R.SH)
- Niclas Herbst (* 1973), Politiker (CDU)
Mit Ratzeburg verbunden
- Neithard Bethke, Kirchenmusikdirektor sowie Gründer der Ratzeburger Sommerakademie
- Ernst Barlach, wuchs in Ratzeburg auf und ist hier begraben.
- Karl Adam , Rudertrainer, trainierte den legendären „Ratzeburger Achter“, welcher 1960 und 1968 Olympiasieger wurde
- Karl Gatermann d.Ä., Maler, Zeichner und Graphiker, lebte und arbeitete von 1942 bis zu seinem Tod 1959 in Ratzeburg
Siehe auch: Liste der Bischöfe von Ratzeburg.
Einzelnachweise
- ↑ Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe dazu)
- ↑ Kaack, H.-G.: Ratzeburg. Geschichte einer Inselstadt, Wachholtz Verlag: Neumünster, 1987.
- ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
- ↑ %2F01 %2F24 %2Fa0066&cHash=bc7f606e42 Ein bahnsinniges Abenteuer, taz, 24. Januar 2009
Weblinks
Commons: Ratzeburg – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Ratzeburg – Quellen und Volltexte- Stadt Ratzeburg
- Abbildung der Stadt 1588 in Civitates orbis terrarum von Georg Braun und Frans Hogenberg
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