Herzog von Braunschweig-Lüneburg

Herzog von Braunschweig-Lüneburg

Das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (eigentlich Herzogtum Braunschweig und Lüneburg[1]) entstand im Jahre 1235 aus den Eigengütern der Welfen in Sachsen und wurde als Reichslehen an Otto das Kind, einen Enkel Heinrichs des Löwen, gegeben. Namensgebend waren die beiden größten Städte des Territoriums, Braunschweig und Lüneburg. Das Herzogtum wurde im Hochmittelalter mehrmals geteilt. Alle Welfischen Linien führen seitdem den Titel des Herzogs von Braunschweig und Lüneburg. Die Teilfürstentümer existierten bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahre 1806. Nach dem Wiener Kongress entstanden als Nachfolgestaaten das Königreich Hannover und das Herzogtum Braunschweig.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als über Heinrich den Löwen im Jahre 1180 die Reichsacht verhängt worden war, verlor er seine Titel als Herzog von Sachsen und von Bayern. Er ging dann über mehrere Jahre in die Verbannung, konnte aber danach auf seinen mütterlicherseits ererbten Eigengütern (Allodialbesitz) bis zu seinem Lebensende verbleiben. Im Zuge der staufisch-welfischen Aussöhnung übertrug 1235 Heinrichs Enkel Otto das Kind seine Eigengüter auf Kaiser Friedrich II. und wurde im Gegenzug mit dem neu gegründeten Herzogtum Braunschweig-Lüneburg belehnt, das aus den gerade übertragenen Gütern sowie weiteren größeren Reichsgebieten gebildet wurde. Nach seinem Tod 1252 folgten ihm seine Söhne Albrecht der Große und Johann, die gemeinsam die Regentschaft übernahmen. 1269 kam es zur Teilung des Herzogtums, bei der Albrecht den südlichen Teil des Landes mit Gebieten um Braunschweig und Johann den nördlichen mit Besitztümern im Raum Lüneburg erhielten. Die Städte Braunschweig, bis 1671, und Lüneburg, bis 1512, blieben im Besitz des welfischen Gesamthauses.

Geschichte der Teilfürstentümer

Territoriale Gliederung des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg und dynastische Zusammenhänge innerhalb des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg und zum Königreich Großbritannien.

Die weitere Geschichte des Herzogtums und der Teilfürstentümer war gekennzeichnet durch zahlreiche Teilungen und erneute Zusammenführungen. Die so immer wieder entstehenden Teilstaaten, die staatsrechtlich im Rang von Fürstentümern standen, erhielten ihre Namen in der Regel nach ihrer jeweiligen Residenz. Die verschiedenen Linien der Dynastie konnten sich bei Aussterben einer Linie gegenseitig beerben. So entstanden im Laufe der Jahrhunderte das alte, mittlere und neue Haus Braunschweig, sowie das alte, mittlere und neue Haus Lüneburg. Die Zahl der gleichzeitig regierenden Teildynastien schwankte zwischen zwei und fünf.

Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel

1269 entstand bei der Teilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum Braunschweig. Aufgrund zunehmender Spannungen mit der Braunschweiger Stadtbevölkerung verlegte die Braunschweiger Linie ihre Residenz im Jahre 1432 nach Wolfenbüttel in eine Wasserburg, die als Schloss und der Ort zur Residenzstadt ausgebaut wurden. Der Name Wolfenbüttel wurde namensgebend für dieses Teilfürstentum. Erst in den Jahren 1753/1754 wurde die Residenz nach Braunschweig, in das neu erbaute Braunschweiger Schloss, zurückverlegt. 1814 entstand als Nachfolgestaat das Herzogtum Braunschweig.
Hauptartikel: Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel

Fürstentum Calenberg - später Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg

Im Norden grenzte das Fürstentum Calenberg bei Nienburg an die Grafschaft Hoya, leineaufwärts zog sich das Gebiet über Wunstorf und Hannover wie ein Schlauch nach Süden, wo es an das Fürstentum Wolfenbüttel grenzte. Im Jahre 1432 spalteten sich die vom Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel hinzugewonnenen Ländereien zwischen Deister und Leine als Fürstentum Calenberg ab. 1495 um Göttingen erweitert, kam es 1584 zurück an die Wolfenbüttler Linie. Infolge von Erbauseinandersetzungen fiel es 1634 an das Haus Lüneburg, bildete ab 1635 wieder ein eigenständiges Fürstentum und wurde 1665 um Grubenhagen und 1705 um das Fürstentum Lüneburg erweitert. Herzog Ernst August aus der Calenberger Linie, deren Residenz sich in Hannover befand und namensgebend wurde, erlangte 1692 die Kurwürde als Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg. Umgangssprachlich wurde das Kurfürstentum auch Kurfürstentum Hannover oder kurz Kurhannover genannt. 1814 entstand als Nachfolgestaat das Königreich Hannover.
Hauptartikel: Fürstentum Calenberg bzw. Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg

Fürstentum Lüneburg

Bei der Erbteilung 1269 entstand neben dem Fürstentum Braunschweig auch das Fürstentum Lüneburg. Nach dem Tod von Herzog Georg Wilhelm zu Braunschweig-Lüneburg im Jahr 1705 erbte der mit seiner, später als "Prinzessin von Ahlden" bekannt gewordenen, Tochter Sophie Dorothea verheiratete Georg I. das Land Lüneburg. Es wurde mit dem Fürstentum Calenberg, welches 1692 zum Kurfürstentum erhoben worden war, vereinigt.
Hauptartikel: Fürstentum Lüneburg

Fürstentum Göttingen

Das südlichste Fürstentum des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg erstreckte sich im Süden von Münden weserabwärts etwas bis Holzminden. Im Osten reicht das Gebiet über Göttingen leinewärts über Northeim bis Einbeck. Es entstand 1345 bei einer Teilung des Braunschweiger Fürstentums und wurde 1495 mit dem Fürstentum Calenberg vereinigt.
Hauptartikel: Fürstentum Göttingen

Fürstentum Grubenhagen

Von 1286 bis 1596 war Grubenhagen ein eigenständiges Fürstentum. Das Herrschaftsgebiet lag zwischen nördlichem Solling und der Leine nahe Einbeck sowie nördlich des Eichsfeldes am und im südwestlichen Harz. Nachdem es sich im Laufe der Jahre in immer kleinere Fürstentümer verzweigt hatte, fiel Grubenhagen 1596 zurück an Braunschweig-Wolfenbüttel.
Hauptartikel: Fürstentum Grubenhagen

Weitere Nebenlinien

Weitere Nebenlinien, die jedoch keine vollständige Souveränität erlangten, existierten in Dannenberg, Harburg, Gifhorn, Bevern, Osterode, Herzberg, Salzderhelden und Einbeck.

Herzöge von Braunschweig-Lüneburg

Name Herrschaft Bemerkungen
Otto das Kind, (1204-1252) 1235 - 1252 Herzog von Braunschweig-Lüneburg
Johann, (1242-1277) 1252 - 1269 Herzog von Braunschweig-Lüneburg
Albrecht der Große, (1236-1279) 1252 - 1269 Herzog von Braunschweig-Lüneburg

Alle Welfischen Linien führten seit der Erbteilung 1269 bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahr 1806 weiterhin den Titel des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg.

Chronik vom Zeitlauf von Braunschweig-Lüneburg

Herzogtum Sachsen 7. Jh. - 1180
Herzogtum Braunschweig-Lüneburg 1235 - 1269
Fürstentum Braunschweig 1269 - 1291 Fürstentum Lüneburg 1269 - 1705
Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
1291 - 1813
Fürstentum Göttingen
1291 - 1495
Fürstentum Grubenhagen
1291 - 1617
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Fürstentum Calenberg
1432 - 1495
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Fürstentum Calenberg-Göttingen 1495 - 1692 ging 1617 an Lüneburg,
1665 dann an Calenberg
ging 1705 ans Kurfürstentum
~ Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg 1692 - 1814
Herzogtum Braunschweig 1814 - 1918 Königreich Hannover 1814 - 1866
Provinz Hannover 1866 - 1945
Freistaat Braunschweig
1918 - 1945
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Land Niedersachsen 1945 - heute

Siehe auch


Anmerkungen

  1. vgl. Meyers Konversationslexikom, Bd. 16; S. 519; Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892; online


Literatur

  • Wilhelm Havemann: Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg. 3 Bände. Nachdruck. Hirschheydt, Hannover 1974/75, ISBN 3-7777-0843-7 (Originalausgabe: Verlag der Dietrich'schen Buchhandlung, Göttingen 1853-1857 - online bei Google-Books: Band 1, Band 2, Band 3)
  • Hans Patze (Begr.): Geschichte Niedersachsen. 7 Bände. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1977- (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 36) (Übersicht des Verlags)
  • Gudrun Pischke: Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter. Lax, Hildesheim 1987, ISBN 3-7848-3654-2
  • Friedrich Uhlhorn: Die Entwicklung der welfischen Territorien; Kaptitel 7 in: Friedrich Uhlhorn/Walter Schlesinger: Die deutschen Territorien; Handbuch der deutschen Geschichte, Stuttgart 1988 (6. Auflage der Taschenbuchausgabe); S. 71-75. ISBN 3-423-04213-3
  • Horst-Rüdiger Jarck/Gerhard Schildt (Hg.): Die Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick auf eine Region. Braunschweig 2000. ISBN 3-930292-28-9. (umfassendes Standardwerk zur gesamten Geschichte des Landes)

Weblinks


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