Hoehn

Hoehn

Alfred Hoehn (* 20. Oktober 1887 in Oberellen bei Eisenach; † 2. August 1945 in Königstein im Taunus) war ein deutscher Pianist, Klavierlehrer und Herausgeber der Beethovenschen Klaviersonaten für die Edition Schott.

Leben

Hoehn war zunächst Schüler am Hoch’schen Konservatiorum in Frankfurt am Main. Von 1907 bis 1908 war er dann Schüler von Lazzaro Uzielli an der Musikhochschule in Köln. Daneben Studien bei Eugen d’Albert und Ferruccio Busoni.

1910 wurde er Meiningen’scher Hofpianist. Im selben Jahr gewann er in St. Petersburg den Rubinstein-Preis. Hoehn wurde zu einem der besten Pianisten seiner Zeit, besonders nachgesagt wird ihm ein großer Reichtum an Klangfarben und eine Unmittelbarkeit des Spiels. Sein nachhaltiges Verdienst ist vor allem die Systematisierung der Anschlagsarten auf dem Klavier. Statt geistlosem Üben der Etüdenliteratur wurden technische Probleme durch gezieltes gymnastisches Training der Anschlagsarten bewältigt. Hoehn benutzte im Unterricht folgende Anschlagsarten in Form von 16 Grundübungen, dargestellt nach seinem Schüler Georg Roth:

  • 1. Der Schlag
    • a) aus dem Handgelenk
    • b) aus dem Unterarm
  • 2. Der gehaltene Fall
  • 3. Das legato
  • 4. Das piano - forte aus dem Handgelenk
  • 5. Das piano forte aus dem Fingergelenk
  • 6. Das Fingerspiel
  • 7. Der Druck aus dem ganzen Arm
  • 8. Der Druck aus dem Fingergelenk
  • 9. Der Druck mit Heben, Liegenbleiben und Auslösen der Finger
  • 10. Druck mit Drehen des Armes
  • 11. Das Einziehen im Fingerendgelenk
  • 12. Das Einziehen im Fingermittelgelenk
  • 13. Das staccato im Fingerendgelenk mit Einziehen der Finger
  • 14. Das staccato aus dem Handgelenk mit dem stummen Fall
  • 15. Das staccato aus dem Arm mit Heranziehen des Fingers
  • 16. Der Seitenschlag

Seine Schüler durchliefen alle dasselbe Trainingsprogramm: erst dreimonatiges Üben der Anschlagsarten, dann Üben der verschiedenen Anschlagsarten an den Vortragsstücken.
Die Anschlagsarten wurden erstmals systematisch im Buch des Hoehn Schülers Georg Roth: „Methodik des virtuosen Klavierspiels“, erscheinen bei Breitkopf & Härtel, Leipzig 1953, dargestellt.

Hoehn war u.a. Lehrer von Gisela Sott. Gisela Sott sagte über ihn:

Hoehn war ein erstklassiger Künstler. Der hatte ja alles drauf - auswendig natürlich. Er kam 1933 mit Brahms’ d-Moll-Konzert unter Furtwängler nach Hannover. Wir waren das Konzert bis dahin in der etwas lockeren Art von Fischer und der Ney, die ja überhaupt keine Technik hatte, gewöhnt. Und nun kam Hoehn mit dieser distanzierten Art, und das war natürlich ein Schock. Der konnte ja alles, ohne geübt zu haben. Aber er hat natürlich wahnsinnig geübt. Wenn er vom Konzert kam, hat er nachts noch geübt. Und dann bekam er den schweren Schlaganfall. Im Verlauf des zweiten Satzes des ersten Brahms-Konzerts ist es passiert. Hinterher hat er mir erzählt, die Tastatur sei immer höher gegangen. Danach war er rechtsseitig gelähmt und mußte auf seine große Laufbahn verzichten. Der Mann hatte doch sämtliche internationalen Wettbewerbe gewonnen. Den Rubinstein-Wettbewerb zum Beispiel. Und wenn Arthur Rubinstein schon sagt, wie wunderbar er Klavier gespielt hat, dann will das doch wohl schon was heißen.[1]

Als die US-Streitkräfte im Jahre 1945 Königsstein im Taunus besetzten, wurde die Villa Hoehns beschlagnahmt. Ein amerikanischer Soldat warf den Flügel Alfred Hoehns beim Besetzen der Villa die lange Treppe hinunter, wodurch sich dieser so aufregte, dass er seinen letzten und tödlichen Schlaganfall bekam.

Alfred Hoehn hinterließ wenige Aufnahmen, darunter die Reichs-Rundfunk-Aufnahmen des Klavierkonzerts No. 1 von Brahms (unter Max Fiedler) und das Klavierkonzert No. 2 von Rachmaninoff (unter Hans Rosbaud). Beide Aufnahmen befinden sich im Bestand des DRA Frankfurt.

Literatur

  • Roth, Georg: „Methodik des virtuosen Klavierspiels“ die Methode Alfred Hoehns, Breitkopf und Härtel, Leipzig 1953.

Quellen

  1. http://www.giselasott.de/

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