Hohle-Erde-Theorie

Hohle-Erde-Theorie

Die Theorie der hohlen Erde (auch Hohlwelttheorie, wobei dieser Begriff mehrdeutig ist, siehe dort) ist eine veraltete wissenschaftliche Theorie, die annahm, dass die Erde eine Hohlkugel sei, der Erdkern und (größtenteils) der Erdmantel also nicht existierten. Das Erdinnere sollte durch verschiedene Öffnungen, zum Beispiel große Öffnungen im Bereich der Pole, zugänglich sein.

Halley mit einem Diagramm der Hohlerde

Inhaltsverzeichnis

Historie

Die erste Theorie auf wissenschaftlicher Grundlage wurde von Edmund Halley 1691 vorgeschlagen. Isaac Newton hatte berechnet, dass der Mond dichter als die Erde sei. Ausgehend von der allgemeinen Ansicht, alle Materie der Planeten und Monde hätte die gleiche Dichte, folgerte Halley, dass ein Teil der Erde hohl sein müsse. Des Weiteren hatte er beobachtet, dass sich das Magnetfeld der Erde zeitlich ändert. Er nahm an, dass die Erde aus einer zentralen Kugel und sie konzentrisch umgebenden drei Hohlkugeln bestehe, etwa der Größe des Mondes sowie der Planeten Merkur und Venus. Jeder dieser Körper hätte ein eigenes Magnetfeld, und da sie sich verschieden schnell drehten, ergebe sich auf der Oberfläche der Erde ein sich veränderndes Gesamtmagnetfeld. Da man damals davon ausging, dass alle Himmelskörper bewohnt seien, besiedelte er auch die inneren Planeten. Diese Hohlerde-Theorie war die erste Schlussfolgerung aus der neuen Gravitationstheorie Newtons in den Principia, noch vor Halleys Vorhersage eines Kometen von 1695.

Am 6. März 1716 wurden in England und weiten Teilen Europas erstmals nach dem Maunderminimum wieder sehr lichtstarke Polarlichter beobachtet, die sogar am Tage sichtbar waren. Die Royal Society beauftragte Halley, diese Erscheinungen zu erklären. Er führte sie darauf zurück, dass die Erdkruste in nördlichen Breiten dünner sei und dadurch das Licht aus den Hohlräumen durchscheine. Als der 80-jährige Halley als Astronomer Royal porträtiert wurde, ließ er sich mit einem Diagramm der Hohlerde abbilden.

Der Schweizer Mathematiker Leonhard Euler diskutierte in einem Gedankenexperiment in seinen Lettres à une princesse d'Allemagne, ob die Erde (wie auch die anderen Planeten) hohl und von einer inneren „Sonne“ erleuchtet sei, „die einer hochstehenden innerirdischen Menschheit Wärme und Licht spendet“.

Der schottische Physiker und Mathematiker Sir John Leslie setzte zwei kleine Sonnen ins Zentrum, die er Pluto und Proserpina nannte.

In neuerer Zeit wurde diese Idee von einem Hauptmann der US-Armee namens John Cleves Symmes jun. (1780–1829) vertreten. 1826 veröffentlichte James McBride Symmes' Theory of Concentric Spheres. Symmes bewegte den Kongress dazu, eine Expedition an den Südpol zu finanzieren, wo sich seiner Überlegung nach eine Öffnung ins Innere der Erde befinden sollte. Die Expedition wurde begonnen, scheiterte aber unterwegs an Meutereien.

Heute ist der Innere Aufbau (einschließlich des Dichteverlaufs, des Magnetfelds und der thermischen Bilanz) der Erde bekannt und Hohlräume sind zur Erklärung der Eigenschaften der Erde nicht mehr nötig. Des weiteren ist der unterschiedliche Aufbau sowohl der erdähnlichen als auch der Gasplaneten bekannt.

Literarische Umsetzungen

Bucheinband der englischen Ausgabe von 1874 des Romans von Jules Verne

Die Theorie der hohlen Erde beeinflusste Edgar Allan Poes Werk „Arthur Gordon Pym“ und wurde durch Jules Vernes Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ allgemein bekannt. Außerdem wurde sie auch von Wladimir Obrutschew mit „Plutonien“ aufgegriffen. Auch das Land „Pellucidar“ von Tarzan-Autor Edgar Rice Burroughs liegt auf der Innenfläche einer Hohlerde.

Der Steampunk-Roman „Hohlwelt“ (Originaltitel The Hollow Earth) des Mathematikers und Science-Fiction-Autors Rudy Rucker handelt von Menschen (in diesem Zusammenhang Erdoberflächenbewohnern), unter ihnen Edgar Allan Poe, die in die (fiktive) Welt im Inneren der Erde hinabsteigen. Im Nachwort gibt der Autor einen knappen Überblick über die Entstehung des Romans, die verwendeten historischen Quellen, die gravitativen Verhältnisse in einer Hohlkugel und das Wurmloch, das sich in seiner Version der Hohlwelttheorie im Zentrum der hohlen Erde befindet.

Auch die Geschichten des Myst-Epos basieren auf einer Zivilisation, die im Inneren der Erde existierte: das Volk der D'ni. In der dazugehörigen Romanreihe (Siehe Das Buch Atrus (Myst)) werden die Kultur und die Lebensräume D'ni detailliert beschrieben.

In seinem 2006 erschienenen Roman Gegen den Tag beschreibt der amerikanische Autor Thomas Pynchon in einem Pastiche auf die Abenteuerliteratur der Zeit um 1900, wie ein Luftschiff die Erde durch ihren hohlen Innenraum von Pol zu Pol durchquert.

Referenzen

  • E. Halley: An account of the cause of the change of the variation of the magnetical needle with an hypothesis of the structure of the internal parts of the earth: as it was proposed to the Royal Society in one of their later meetings., Philosophical Transactions of the Royal Society of London 17 (1692) 563–578
  • E. Halley: An Account of the Late Surprizing Appearance of the Lights Seen in the Air, on the Sixth of March Last; With an Attempt to Explain the Principal Phaenomena thereof; As It Was Laid before the Royal Society by Edmund Halley, J. V. D. Savilian Professor of Geom. Oxon, and Reg. Soc. Secr, Philosophical transactions, xxix (1716), 406–428

Weblinks


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