Humanwirtschaft

Humanwirtschaft
Humanwirtschaftspartei
Partei­vor­sit­zender Friedebald Müller
Stell­ver­tretender Vorsit­zender Endre Zakocs
Bundes­schatz­meister Wilfried Harder
Gründung 9. September 1950
(Frei-Soziale Union)
Gründungs­ort Bielefeld
(Frei-Soziale Union)
Haupt­sitz Hochstädter Straße 20
13347 Berlin-Wedding
Mitglie­derzahl 333
(Stand: Oktober 2007)
Mindest­alter 16 Jahre
Farben blau
Website HumanWirtschaftsPartei.de

Die Humanwirtschaftspartei (Kurzbezeichnung: HUMANWIRTSCHAFT) ist eine deutsche Kleinpartei. Ihr zentrales Thema ist die Umwandlung der gegenwärtigen kapitalistischen Wirtschaftsordnung in eine Marktwirtschaft, ,,welche den Menschen dient und nicht dem Kapital". Hierzu strebt die Humanwirtschaftspartei eine Reform des gegenwärtigen Geld- und Bodenrechts an. Als Lösungsansatz wird dabei auf ein Wirtschaftssystem gesetzt, wie es von Silvio Gesell durch die Freigeld- und Freilandlehre entwickelt wurde. Die Ideen von Silvio Gesell, der um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte, will die Partei an die heutige Zeit anpassen. Die von Gesell entwickelte Freiwirtschaftslehre stelle einen Dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus dar.

Inhaltsverzeichnis

Inhaltliches Profil

Die Humanwirtschaftspartei kann als sozialliberal oder als liberalsozial bezeichnet werden. Sie ist im herkömmlichen Parteienspektrum schwer einzuordnen, da sie durch eine an den freiwirtschaftlichen Ideen orientierten Geld- und Bodenordnung eine soziale Marktwirtschaft schaffen will, in der staatliche Eingriffe nur noch beschränkt notwendig sind.

Ausgangspunkt

Die Humanwirtschaftspartei geht davon aus, dass die gegenwärtigen Probleme und Krisen in den Bereichen Arbeitsmarkt, öffentliche Finanzen, gesetzliche Rentenversicherung, Gesundheitswesen, Bildungswesen, Ökologie, Globalisierung und Entwicklungszusammenarbeit etc. im wesentlichen auf die bestehende Geldordnung zurückzuführen sind.

  • Weitgehend unbekannt sei der Zinsmechanismus. Hohe Zinsanteile in Produktpreisen und die Zinszahlungen für die öffentliche Verschuldung als zweithöchste Staatsausgabe führten zu Umverteilungen zwischen Kapitalanlegern und Vermögenslosen. Dies habe eine reduzierte Kaufkraft und Nachfrage zur Folge und wirke sich somit negativ auf die Nachfrage nach Arbeit aus.
  • Durch die hohe Staatsverschuldung und den Schuldendienst würden Einsparungen in der Rentenversicherung, dem Gesundheitswesen und beispielsweise in der Bildung erzwungen. Zudem würden öffentliche Einrichtungen privatisiert, um die Verschuldung kurzfristig zu reduzieren.
  • Durch die Staatsverschuldung in Entwicklungsländern würden deutlich höhere Zinsen an die Gläubiger in industrialisierten Ländern gezahlt, als durch die gesamte Entwicklungszusammenarbeit in der dritten Welt geleistet würde.
  • Durch Wachstumspolitik würde bisher versucht, die Umverteilung und die sinkende Kaufkraft zu kompensieren. Das Wachstum sei auf dem heutigen Niveau aber nur schwer zu steigern. Der daraus resultierende Wachstumszwang führe zu ökologischen Krisen.

Lösungsansatz, Reformprogramm

Die Humanwirtschaftspartei strebt eine Änderung der bestehenden Geldordnung an, wobei sie sich an der Freiwirtschaftslehre Silvio Gesells orientiert.

Überschneidungen mit anderen Parteien

Das Hauptthema der Humanwirtschaftspartei wurde durch die Freie Internationale Universität (FIU) um den Künstler Joseph Beuys und einigen Freiwirtschaftlern auch in die Partei Die Grünen eingebracht.[1]

Nachdem dieser Ansatz 1989/90 fast gänzlich aus dem Parteiprogramm der Grünen verschwand, wurde es später von den Liberalsozialen (Lisos) bei Bündnis 90/Die Grünen, insbesondere im "Hildesheimer Kreis" weiter vertreten. Die damals gegründete Bürgerinitiative Alternative Dritter Weg - A3W (Mitbegründer ist Georg Otto, einer der Gründer der Partei Die Grünen) ist Herausgeber der Zeitschrift "Alternativen".[2]

Online-Literatur

Das kostenfreie PDF-Buch Die Lösung der sozialen Frage[3] wird von der Bewegung der Freiwirtschaft als das gegenwärtige Standardwerk propagiert. Es handelt sich um eine überarbeitete Fassung des 1952 erschienenen Buches "Die Überwindung des Totalitarismus" von Otto Valentin. Dieses Buch stellt laut Partei eine der prägnantesten Einführungen in die Freiwirtschaftslehre dar.

Geschichte

Die Humanwirtschaftspartei entstand aus der Freisozialen Union (FSU). Die Namensänderung erfolgte, weil die heutigen Mitglieder sich von rechtsradikalen Vorwürfen gegenüber Mitgliedern der alten FSU distanzieren wollte und weil der Begriff Humanwirtschaftspartei weniger erklärungsbedürftig und prägnanter als der alte Parteiname sei. Bis 2006 brachte die Partei eine eigene Zeitschrift “Humanwirtschaft – Zeitschrift für eine menschliche Marktwirtschaft” heraus. Die Zeitschrift wurde aus Kostengründen im Januar 2007 ausgegliedert und wird nun vom "Förderverein für Natürliche Wirtschaftsordnung" mit Sitz in Essen herausgegeben.

Bei den Abgeordnetenwahlen von Berlin am 17. September 2006 erhielt die Partei 0,1 - 0,2 % der Zweitstimmen [4]. Bei der Bundestagswahl 2005 hatte sie einen Direktkandidaten im Bundestagswahlkreis Freiberg - Mittlerer Erzgebirgskreis (Sachsen), der 0,4 % der Stimmen erhielt [5]

Der Humanwirtschaftspartei ist es nicht gelungen, die zur Teilnahme an der Europawahl 2009 erforderlichen 4000 Unterstützungsunterschriften zu sammeln.

Quellenangabe

  1. Werner, Hans-Joachim (1990): Geschichte der Freiwirtschaftsbewegung - 100 Jahre Kampf für eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus, Waxmann Münster/New York, S. 100
  2. Alternativen: Zeitschrift für eine ökologische, solidarische, basisdemokratische, gewaltfreie Gesellschaft, http://alternativen.biz
  3. http://www.humanwirtschaftspartei.de/module/huwi/info/anlagen/15/loesung_der_sozialen_frage-nd.pdf
  4. Ergebnisse lt. Webseite des Landeswahlleiters
  5. Bericht des Bundeswahlleiters

Weblinks


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