- Hybridrebe
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Als Hybridrebe bezeichnet man Rebsorten zweier verschiedener Rebenspezies (wild vorkommende Arten des Weins) im Gegensatz zu Kreuzungen zwischen zwei Sorten derselben Spezies. Hybridreben werden auch als interspezifische Kreuzungen bezeichnet. Als Rebspezie oder Vitis werden die 65 bekannten Arten der Weinreben bezeichnet: Die bekanntesten und für den Weinbau bedeutenden Vitis-Arten sind:
- Vitis vinifera, die sogenannte Europäer Rebe, ursprünglich im Eurasischen Gebiet zu finden. Aus ihr gingen die bekannten Rebsorten wie Riesling, Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Pinot Noir, Merlot und Gamay hervor.
- Vitis labrusca, ursprünglich aus Nordamerika, heute weltweit bekannt. Aus ihr gingen Rebsorten wie Isabella und Concord hervor.
- Vitis aestivalis, in Nordamerika beheimatet.
- Vitis aestivalis var. lincecumii, in Nordamerika beheimatet.
- Vitis rupestris, in Nordamerika beheimatet.
- Vitis cinerea, in Nordamerika beheimatet.
- Vitis cinerea var. helleri, (auch Vitis berlandieri genannt), in Nordamerika beheimatet.
- Vitis riparia, in Nordamerika beheimatet.
- Vitis vulpina, in Nordamerika beheimatet.
Hybridreben können in natürlicher Form durch Fremdbefruchtung entstehen. Aufgrund der Fülle amerikanischer Vitis-Arten findet man auf dem amerikanischen Kontinent solche natürlichen Hybridreben. Die Mehrzahl der bekannten Hybridreben wurde jedoch künstlich geschaffen. Das Züchten von Hybridreben war insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von sehr großer Bedeutung, als man versuchte, die guten Geschmackseigenschaften der Vitis-Vinifera-Rebsorten mit der Resistenz der amerikanischen Sorten gegen die Reblaus zu vereinen. Die Reblaus vernichtete seit 1863 fast die Gesamtheit der europäischen Weinberge.
Nach umfangreichen Versuchen erwies sich das Aufpfropfen europäischer Edelreise auf amerikanische Unterlagsreben als der erfolgreichere Weg. Die Hybridreben weisen in der Regel den für amerikanische Arten typischen Fox-Ton auf, der in Europa nicht erwünscht war. Dies führte ab den 1930er Jahren zu einem Verbot der Hybridreben in vielen Ländern Europas. Aufgrund der Resistenz vieler Hybridsorten gegen Rebkrankheiten wie Echter Mehltau, Falscher Mehltau, Nematoden oder die Reblaus rücken sie seit den 1980er Jahren wieder in den Blickpunkt der Züchter, um dem Gesichtspunkt der biologischen Landwirtschaft gerecht zu werden.
Für Weinbaugebiete mit kaltem Weinbauklima wie Kanada oder England war und ist die große Frosthärte der Hybridreben von Bedeutung. In diesen Gegenden sind Hybridreben noch sehr verbreitet im Einsatz, werden in Europa jedoch praktisch nicht wahrgenommen. In Österreich hat der Uhudler noch einen gewissen Ruf, in Deutschland ist der rote Regent zur Zeit mit Abstand die erfolgreichste PiWi-Neuzüchtung auf Hybridbasis.
Rebzüchter
Einige Rebzüchter haben sich im 19. Jahrhundert sehr um die Züchtung von Hybridreben verdient gemacht. Die bekanntesten sind:
- François Baco: von seinen geschätzten 7000 Rebzüchtungen wurden nur die Sorten Baco Noir und Baco Blanc gewerblich in größerem Umfang genutzt.
- Eugène Kuhlmann: Der aus dem Elsass stammende Kuhlmann züchtet die bekannten Sorten Lucie Kuhlmann, Maréchal Foch und Léon Millot
- Albert Seibel: Der wohl bekannteste Züchter, der zwischen 1886 und 1936 in Aubenas eine Unzahl von Züchtungen entwickelte. Bekannte Seibel-Reben sind DeChaunac, Chelois, Chancellor, Cascade, Rosette, Rougeon und Aurore.
- Villard: Züchter der Villard Blanc
- Bertille Seyve: Seine bekannteste Züchtung ist die Seyval Blanc. Ansonsten sind seine Züchtungen mit dem Zusatz Seyve-Villard gekennzeichnet, da er die Tochter von Villard heiratete.
- J.F. Ravat: Seine bekannteste Züchtung ist die Ravat 51 oder Vignoles
- Bruce Reisch von der Cornell University mit den Sorten Noiret, Corot Noir und Valvin Muscat.
- Der zur Zeit wohl bedeutendste private Züchter von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten dürfte der Schweizer Valentin Blattner sein.
Literatur
- Pierre Galet: Cépages et vignobles de France, Tome 1 – les vignes américaines. 2. Auflage. 1988, ISBN 2-902-771-03-7.
- Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. 1. Auflage. Hachette Livre, 2000, ISBN 2-0123633-18.
- Jancis Robinson: Das Oxford Weinlexikon, 3. überarbeitete Ausgabe. 1. Auflage. Gräfe und Unzer Verlag, München, 2007, ISBN 978-3-8338-0691-9.
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