ITTF-Weltrangliste

ITTF-Weltrangliste

Die ITTF-Weltrangliste ist eine Weltrangliste für Tischtennissportler. Sie wird einmal pro Monat vom Tischtennis-Weltverband ITTF getrennt für Damen und Herren herausgegeben. Hier wird die Spielstärke der Sportler anhand ihrer letzten Ergebnisse in offiziellen Wettkämpfen bewertet. Derzeit werden in den Ranglisten die besten 1300 Damen und die besten 1700 Herren aufgelistet.

Aus der ITTF-Weltrangliste entsteht automatisch die Europa-Rangliste, indem die nichteuropäischen Spieler herausgestrichen werden.

Neben dem Prestige kann eine Platzierung in einer Rangliste auch materielle Bedeutung haben. So wurden die Teilnehmer des European Masters Cup gemäß ihrer Platzierung in der Europaliste eingeladen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1928 veröffentlichte der ITTF erstmals eine Weltrangliste. Erika Metzger war auf Platz 2, Mona Rüster auf Platz 9[1].

In der Folge erschien meist einmal jährlich eine Rangliste. Jedes Mitglied des Ausschusses für Weltranglisten schlug eine Rangliste vor. Daraus errechnete man durch Mittelwertbildung die endgültige Rangliste. Auf diese Weise konnten nur wenige Aktive bewertet werden.

Seit 1991 wird die Weltrangliste mit Hilfe von Computern erstellt. Auf diese Weise können wesentlich mehr Aktive berücksichtigt werden, auch kann die Rangliste öfter erstellt werden.

Das System sah vor, einem Spieler bei einem Sieg Punkte gutzuschreiben und bei einer Niederlage seine Punktzahl zu reduzieren. Zudem verlor ein Aktiver Punkte, wenn er längere Zeit an keinem Wettkampf teilnahm. Dieses System hatte zur Folge, dass manche Spitzenspieler aus Furcht vor Punktverlusten bestimmten Turnieren fernblieben. Daher änderte der ITTF ab Januar 1998 den Berechnungsmodus: Punktverluste bei Niederlagen wurden begrenzt, zudem wurden Bonuspunkte für gute Platzierungen in einem Turnier vergeben. Inaktivität führte nicht mehr zum Punktabzug.

Berechnungsgrundlagen

Wertungspunkte

Wertungspunkte werden bei der Teilnahme an solchen Turnieren vergeben, die von der ITTF als Wertungsturnier vorgesehen sind. Bei jedem Match zwischen Spielern, die bereits eine Wertungszahl haben, erhöht sich die Wertungszahl des Siegers um eine Zahl s, die des Verlierers reduziert sich um eine Zahl v. Die Zahlen s und v sind abhängig von der Differenz der Spielstärke (Wertungszahl abzüglich Bonuspunkte (siehe unten)) der Beteiligten sowie der Klassifikation des Turniers durch die ITTF.

Bei solch einem Match werden zunächst Basispunkte vergeben. Diese hängen ab von der Differenz der Spielstärke (Wertungszahl abzüglich Bonuspunkte (siehe unten)) der Beteiligten und der Tatsache, ob das Ergebnis "erwartet" oder "unerwartet" ausfällt. Hat der Spieler mit der höheren Wertungszahl gewonnen, dann ist das ein "erwartetes Ergebnis", andernfalls ein "unerwartetes Ergebnis". Die Basispunkte werden multipliziert mit einem Faktor 1, 1,5 oder 2 abhängig davon, ob das Turnier von der ITTF in die Klasse R3, R2 oder R1 eingestuft wurde. Entsteht durch die Multiplikation mit 1,5 keine natürliche Zahl, dann wird das Produkt auf die nächsthöhere natürliche Zahl aufgerundet.

Tabelle 1: Punkte für ein "Erwartetes Ergebnis"
Punktdifferenz R3
Faktor 1
R2
Faktor 1,5
R1
Faktor 2
> 750 0 0 0
501-750 1 2 2
401-500 2 3 4
301-400 3 5 6
201-300 4 6 8
151-200 5 8 10
101-150 6 9 12
51-100 7 11 14
26-50 8 12 16
1-25 9 14 18
Tabelle 2: Punkte für ein "Unerwartetes Ergebnis"
Punktdifferenz R3
Faktor 1
R2
Faktor 1,5
R1
Faktor 2
0-24 10 15 20
25-49 12 18 24
50-99 14 21 28
100-149 16 24 32
150-199 20 30 40
200-299 24 36 48
300-399 28 42 56
400-499 32 48 64
500-749 36 54 72
> 749 40 60 80

Die (Minus-)Punkte für den Verlierer werden immer mit dem Faktor 1 errechnet.

Ein Sonderfall liegt vor, wenn in einem Match zwischen den Spielern A und B der Spieler A eine Wertungszahl hat, der Spieler B dagegen nicht. Gewinnt A, dann erhält er keine Punkte. Verliert A, dann reduziert sich weine Wertungszahl um 10.

Hat ein Spieler 12 Monate lang nicht an einem Wertungsturnier teilgenommen, dann wird er nicht mehr in der Weltrangliste aufgeführt, jedoch behält er seine Wertungspunkte.

Beispiel

Betrachtet man ein Match Timo Boll gegen Ma Long in der Turnierklasse R1 und legt die Weltrangliste vom 1. Juli 2011 zugrunde. Hier hat Boll eine Wertungszahl von 2818, Ma Long von 2710. Die Differenz der Wertungszahlen beträgt somit 108. Dabei gehen wir hier vereinfachend davon aus, dass in den Wertungszahlen keine Bonuspunkte enthalten sind.

Falls Boll gewinnt, dann handelt es sich um ein erwartetes Ergebnis. Daher erhöht sich die Wertungszahl vom Sieger Boll um 12 (6 Basispunkte aus Tabelle 1 mit Faktor 2), die Wertungszahl des Verlierers Ma Long reduziert sich um 6 (da diese mit dem Faktor 1 gewichtet wird).

Falls dagegen Boll verliert, dann handelt es sich um ein unerwartetes Ergebnis. Die Wertungszahl des Siegers Ma Long erhöht sich um 32 (16 Basispunkte aus Tabelle 2 mit Faktor 2), der Verlierer Boll büsst 16 Punkte ein.

Bonuspunkte

Für vordere Platzierungen in bestimmten Turnieren vergibt die ITTF Bonuspunkte. Dazu ordnet die ITTF wichtige Turniere in vier Klassen B1, B2, B3, B4 ein. Beispielsweise gehören zur Klasse B1 die Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele, zu B2 die ITTF Pro Tour - Grand Finals, zu B3 die ITTF Pro Tour-Turniere und die Europameisterschaften, zu B4 regionale Veranstaltungen.

Die Bonuspunkte sind genau 12 Monate gültig und werden danach von der Wertungszahl wieder abgezogen.

Tabelle 3: Bonuspunkte
B1 B2 B3 B4
Sieger 56 40 24 8
Zweiter 49 35 21 7
Dritter 45 32 19 6
Verlierer Halbfinale 42 30 18 6
Verlierer Viertelfinale 35 25 15 5
Platz unter den letzten 16 28 20 12 4
Platz unter den letzten 32 21 15 9 3
Platz unter den letzten 64 14 10 6 2
Platz unter den letzten 128 7 5 3 1

Beispielsweise erhält ein Olympiasieger 56 Bonuspunkte, da dies ein B1-Turnier ist. Die Verlierer des Viertelfinales einer Europameisterschaft bekommen 15 Bonuspunkte.

Literatur

  • Im Wirrwarr der Zahlen gefangen, Berechnungsgrundlage, Kritik, Zeitschrift DTS, 1995/7 S.4-5
  • ms: Öfter spielen wird belohnt, Zeitschrift DTS, 1998/3 S.16

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tischtennis Magazin, Offizielles Organ des Tischtennis-Verbandes Niedersachsen, Ausgabe 2004/3 S.6

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