Ida von Herzfeld

Ida von Herzfeld
Ida-Schrein in der Krypta der St. Ida-Kirche in Herzfeld (Westfalen) (aufgenommen 2008)

Ida von Herzfeld (Heilige Ida von Herzfeld) (* um 770/775; † 825) war eine deutsche Kirchenstifterin und wird innerhalb der katholischen Kirche vor allem in Deutschland als Heilige verehrt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Die Herkunft Idas ist in der Geschichtswissenschaft umstritten.[1] Einigkeit besteht, dass sie eng mit den Karolingern verwandt war. Nach einer Ansicht wird Ida als Tochter der Äbtissin Theodrada von Soissons (Schwester der Äbte Adalhard und Wala) angesehen[2], die ihrerseits eine Enkelin Karl Martells (durch des letzteren Sohn Bernhard) gewesen ist. Als Vater wird in dieser Variante Graf Theoderich, Sohn von Childerich III., dem letzten Merowinger-König gefunden. Nach anderer Auffassung[3] ist Ida die Tochter Karlmanns und dessen Gattin Gerberga von Franken. Beide Ansichten führen jedoch dazu, dass Ida, entweder über ihren mutmaßlichen Vater Karlmann, dem Bruder Karls des Großen, oder über ihre mögliche Mutter Theodrada, als Enkelin bzw. Urenkelin Karl Martells anzusehen ist und damit in der Seitenlinie eng mit Karl dem Großen verwandt war. Nach einer in der Literatur nicht näher belegten Mindermeinung soll Ida nach dem Tode Karlmanns von dessen Witwe Geberga und einem unbekannten fränkischen Grafen gezeugt worden sein. Hiernach hätte Ida keine verwandtschaftliche Verbindung zu den Karolingern.

Nach ihrer Vermählung mit dem Sachsenherzog Ekbert (aus der Familie der Ekbertiner) verließ sie ihre Heimat und zog im Jahre 786 nach Westfalen zu seinen Gütern, die in der Nähe der heutigen Stadt Osnabrück lagen. Auf dem Wege dorthin überquerten sie die Lippe auf einer Furt bei Hirutveldun (altsächsisch: Hirschfelder) und schlugen am rechten Flussufer ihr Zelt auf. In der folgenden Nacht erhielt Ida im Traum den Auftrag eines Engels, dort eine Kirche zu bauen. Diese Traumvision bestimmte von nun an ihr Handeln und Denken. Sie mühte sich um den Bau eines Gotteshauses und wurde so die Gründerin der ersten katholischen Gemeinde im Münsterland im heutigen Herzfeld (Lippetal).

Die Reise nach Westfalen fiel in die Zeit des 30-jährigen Krieges zwischen den Sachsen und den Franken. Ida nahm in dieser Zeit die Sachsen in ihren Schutz. Der Hirsch, mit dem Ida oft abgebildet wird, ist ein Bild für die von den Franken bedrängten Sachsen. Noch heute befindet sich der Hirsch im Wappen von Herzfeld. Im Jahre 811 starb Idas Gemahl Ekbert. An der Südseite der Kirche fand er seine letzte Ruhestätte. Über dem Grab wurde ein Portikus erbaut, wo Ida nach dem Tod Ekberts wohnte. Dort, in unmittelbarer Nähe des Altars, widmete Ida sich ganz dem Gebet und der Sorge für die Gemeinde. Der Steinsarg diente dabei als Truhe für die Gaben, die sie nach der Legende zweimal am Tag an die Bedürftigen ausgeteilt haben soll. Historisch nachweisen lassen sich ihre geschilderten Aktivitäten letztendlich nicht: Heiligenviten des Mittelalters, wie sie der Mönch Uffing der Abtei Werden (die von Ida gestiftete Kirche war zu jener Zeit in Werdener Besitz, ein Teil der Gebeine kam zeitweise dorthin) bei Essen 980 aus Anlass ihrer Translatio über Ida aufschrieb, dienten immer auch der Propaganda und waren eher Literatur als Geschichtsschreibung.[4] Die Entwicklung zur Volksheiligen trug zur Legendenbildung bei.

Am 4. September 825 starb Ida. Der Portikus mit ihrem Grab wurde zur ersten Wallfahrtsstätte Westfalens. 155 Jahre später, am 26. November 980, erhob Bischof Dodo von Münster die Gebeine Idas zur Ehre der Altäre. Heute ist der Sarkophag der hl. Ida, der Schrein mit ihren Reliquien und Reste der von ihr erbauten Kirche in der Grabkrypta zu sehen.

Eine Tochter Idas, Ida die Jüngere, war mit Asig (Esiko) verheiratet, Namensgeber des Geschlechts der Esikonen, die als Grafen im Hessengau herrschten.

Nachwirken

Bis heute gilt Ida bei Katholiken vor allem als Schutzpatronin der Schwangeren, Armen und Schwachen. Wallfahrten zum Ida-Schrein finden bis heute statt. In Herzfeld wird alljährlich im September - ihr Gedenktag ist der 4. September - die „Ida-Woche“ zur Erinnerung an die Heilige als Volksfest durchgeführt. In dieser Woche werden im Rahmen der sogenannten „Identracht“ die Gebeine der Ida in einer feierlichen Prozession durch den Ort getragen. Anschließend wird der „Ida-Segen“ erteilt.[5][6]

In Nordrhein-Westfalen tragen neben der St. Ida-Kirche in Herzfeld einige weitere katholische Gotteshäuser ihren Namen, so in Gelsenkirchen-Resser Mark (jetzt Ökumenisches Zentrum St. Ida), in Moers und in Münster-Gremmendorf. In Herzfeld und Münster wurde jeweils eine katholische Grundschule nach ihr benannt.

Literatur

  • Eduard Hlawitschka: „Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquellen,“ Rheinische Vierteljahrsblätter, 38, 1974, Seiten 92 ff. [147 ff.].
  • Franz Josef Jakobi: „Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des sächsischen Adels in der Karolingerzeit.“ In: Géza Jászai (Hrsg.), Heilige Ida von Herzfeld 980–1980, Festschrift zur tausendjährigen Wiederkehr der Heiligsprechung der heiligen Ida von Herzfeld, Münster 1980, S. 53 ff

Quellen

  1. vgl. zu den im folgenden dargestellten Streitfragen und deren Quellen: Hlawitschka, a.a.O. und Jakobi, Franz Josef: Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des sächsischen Adels in der Karolingerzeit. In: Jászai, Géza (Hrsg.), Heilige Ida von Herzfeld 980–1980, Festschrift zur tausendjährigen Wiederkehr der Heiligsprechung der heiligen Ida von Herzfeld, Münster 1980, S. 53 ff.
  2. so etwa Hüsing, Die Genealogie der hl. Ida, in: Zeitschrift f. vaterländische Geschichte und Altertumskunde (Westfalen), Bd. 38, 1880, S. 10; Krumwiede, der Stift Fischbeck a. d. Weser, 1955, S. 49, 51, 53, 56
  3. Hlawitschka, a.a.O.
  4. Die Heiligenvita als hohe literarische Form, veröffentlicht in der WELT am 23. Juli 2002, aufgerufen am 22. Oktober 2010
  5. Der Soester Anzeiger über die Identracht 2010 in Herzfeld, veröffentlicht am 13. August 2010, aufgerufen am 22. Oktober 2010
  6. Identracht 2010 in Herzfeld bei youtube, aufgerufen am 22. Oktober 2010

Weblinks


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