- Ignaz Josef Pleyel
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Ignaz Josef Pleyel (* 18. Juni 1757 in Ruppersthal in Niederösterreich; † 14. November 1831 bei Paris) war ein österreichischer Komponist und Klavierfabrikant. Er war Sohn des Schulmeisters Martin Pleyl und dessen Gattin Anna Theresia (das 21. von 24 Kindern). Seinen Familiennamen, der ursprünglich Pleyl lautete, ergänzte er mit einem e, als er die französische Staatsbürgerschaft annahm.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Pleyel war Schüler Joseph Haydns und Johann Baptist Vanhals in Pressburg und Eisenstadt. Seine Gönner, die Grafen Erdödy, bezahlten ihm die Ausbildung und den Aufenthalt bei Haydn - 100 Louis d’or pro Jahr. Er vollendete seine Ausbildung in Italien und übersiedelte 1783 nach Straßburg, wo er Adjunkt des Domkapellmeisters Franz Xaver Richter wurde und sich fortan „Ignace“ nannte. Bevor er nach Richters Tod 1789 dessen Nachfolge antrat, nahm er die französische Staatsbürgerschaft an. Von Dezember 1791 bis Mai 1792 kam er auf Einladung von Wilhelm Cramer nach London, um an dessen „Professional Concerts“ mitzuwirken, zeitgleich wirkte sein früherer Lehrer Haydn in London. 1792 kehrte er nach Straßburg zurück und erwarb das vor den Toren der Stadt liegende Château d'Ittenwiller.
Ab 1795 lebte er in Paris, wo er 1796 eine Musikalienhandlung und 1807 die noch heute unter der Firma Pleyel, Wolff et Comp. bestehende Klavierfabrik gründete. In Pleyels Verlag, dem sein Schwager Jean-Daniel Schäffer als Geschäftsführer vor stand, erschienen innerhalb von 39 Jahren etwa 4000 Werke, von Komponisten wie Beethoven, Boccherini, Dussek, Clementi, Haydn, Hummel, Mozart, Onslow und anderen. Eine von Pleyels Innovationen war die sogenannte Bibliothèque musicale, die 1802 mit der Veröffentlichung von vier Sinfonien Haydns im Taschenpartiturformat begann.
Sein Sohn Camille Pleyel, geb. 1792, bildete sich unter Leitung seines Vaters und des Komponisten Jan Ladislav Dusík zum Klavierspieler aus. Nachdem das Interesse an Ignaz Pleyels Kompositionen bereits ab der Jahrhundertwende nachgelassen hatte, übergab er 1824 dem Sohn die Klavierfabrik, die dieser bis zu seinem Tod am 4. Mai 1855 leitete. Ignaz Pleyel zog sich auf sein Landgut bei Paris zurück und widmete sich der Landwirtschaft. Pleyels Grab befindet sich auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise. 1959 wurde die Ignaz-Pleyel-Gasse in Wien-Favoriten nach ihm benannt.
Seine Schwiegertochter Marie Moke-Pleyel war eine Schülerin Friedrich Kalkbrenners und eine der bedeutendsten Pianistinnen ihrer Zeit.
Werke
Pleyel hinterließ zahlreiche Kompositionen (zumeist Instrumentalwerke), welche zeitweilig an Beliebtheit selbst mit Haydn wetteifern konnten, jedoch noch zu Lebzeiten ihres Autors in Vergessenheit gerieten. Bekannt ist seine Klavierschule von 1797, die er gemeinsam mit Dussek schuf. Pleyel verfasste daneben 41 Sinfonien, 6 Symphonies Concertantes, 2 Opern („Die Fee Urgèle“ und „Ifigenie in Aulide“), ein Requiem, Lieder sowie eine große Zahl kammermusikalischer Kompositionen.
Von seiner Kammermusik ragen die Streichquartette heraus, da sie von großer musikalischer Qualität sind, was ihm zu seiner Zeit einen ausgezeichneten Ruf als Komponist einbrachte. Über Pleyels Streichquartette schrieb Mozart am 24. April 1784 in einem Brief an seinen Vater:
- Sie sind sehr gut geschrieben, und sehr angenehm; Sie werden auch gleich seinen Meister [Haydn] herauskennen. Gut – und glücklich für die Musik, wenn Pleyel seiner Zeit im Stande ist, uns Haydn zu remplacieren!
Ein Werkverzeichnis Pleyels ist unter der Website der Pleyel-Gesellschaft (s. Weblinks) zu finden. Dieses Verzeichnis basiert auf der umfangreichen Forschung der Musikwissenschaftlerin Rita Benton (1918–1980).
Klavierbau
Neben dem Konkurrenten Erard und anderen Klavierbaubetrieben wie Gaveau und Mangeot Freres war der von Ignace Pleyel gegründete Klavierbaubetrieb in den Jahrzehnten bis ca. 1870 zu den großen europäischen Klavierfabrikanten zu zählen, im Stückzahl-Ausstoß um die Mitte des 19. Jahrhunderts nur von Broadwood, London übertroffen. Frederic Chopin bevorzugte die Instrumente Pleyels. Noch heute sind zwei Pleyel-Flügel aus dem persönlichen Besitz Chopins bekannt. Eines der Chopin-Instrumente, das in Großbritannien erhalten wird, ist von herausragendem Klang. Chopin widmete der Gastgeberin seines ersten Pariser Aufenthaltes, Marie Moke-Pleyel, Ehefrau des Klavierfabrikanten Camille Pleyel, Sohn des Gründers Ignace, seine drei Nocturne-Sätze op.9.
Literatur
- Ch. Harten: Pleyel, Ignaz Josef. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 126.
- Adolf Ehrentraud: Ignaz Joseph Pleyel 1757 - 1831: Von Ruppersthal in die Welt. Wieser, 2007, ISBN 978-3-85129-695-2, S. 270.
- Hans Michael Schletterer: Pleyel, Ignaz Joseph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 289–297.
Weblinks
- Noten, Partituren und Auszüge zu Kompositionen von Ignaz Josef Pleyel im International Music Score Library Project
- Literatur von und über Ignaz Josef Pleyel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ignaz Josef Pleyel. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
- Eintrag über Ignaz Josef Pleyel im Lexikon des Niederösterreichischen Landesmuseums
- Pleyel-Museum der internationalen Ignaz J. Pleyel Gesellschaft in Ruppersthal
- Pleyel Klavierfabrik
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