- Immediatbau
-
Immediatbauten sind Gebäude mit einem palastartigen Charakter. Diese befinden sich an öffentlichen und repräsentativen Plätzen vorwiegend im Stadtzentrum und haben auch eine öffentliche und repräsentative Aufgabe innerhalb der Stadt, in der sie sich befinden. Daher wirkt ihr Erscheinungsbild in der Regel konventionell. Ihr rechtlicher Träger ist die Kommune oder der Staat als unmittelbare höhere Verfügungsinstanz (immediat) für ihre Erbauung an sich. Dieser Instanz wiederum sind sie unmittelbar unterstellt.
In solchen Gebäuden befinden sich in der Regel Gerichtshöfe wie z. B. das Bundesverwaltungsgericht in dem Bau des ehemaligen Reichsgericht in Leipzig, können aber auch Krankenhäuser, Bibliotheken, Museen wie das Alte Museum in Berlin, Münzprägestätten und Archive beherbergen. Zu solchen Gebäuden zählen auch andere gemeinschaftlich genutzte Gebäude wie Theater, Oper oder auch Sakralbauten. Die weltberühmte Semperoper in Dresden als königliche Hof- und Staatsoper Sachsens lässt sich auch als Beispiel hierfür anführen.
Immediatbauten in Berlin
Vor allem aber kommt dieser Begriff im Zusammenhang mit der Baugeschichte von Berlin vor. Zahlreiche Immediatbauten wurden in Berlin während der Regierungszeit Friedrichs II. und Friedrich Wilhelms II. errichtet. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges unternahm Friedrich II. große Anstrengungen, seine Residenzstadt Berlin europäischen Metropolen wie London und Paris anzugleichen. Neben repräsentativen Bauten ließ er deswegen zahlreiche ansehnliche, meist vierstöckige Wohnhäuser bauen - ganz oder teilweise auf seine Kosten - die ebenfalls als Immediatbauten bezeichnet werden. Die dann den Grundstückseigentümern geschenkten Wohnhäuser wurden den Grundstückseigentümern veräußert unter der Auflage, sie im entsprechenden Zustand zu erhalten. Damit hatte der Herrscher einen Einfluss auf das Stadtbild und konnte die Architekten nach seinem Gutdünken auswählen. Stilistisch lässt sich lediglich der Zeitstil und der Architekturgeschmack der Hohenzollern an den Gebäuden ablesen. Das wiederum hatte zur Folge, das das äußere Erscheinungsbild derartiger Straßen- und Wohnbereiche dessen Konventionen folgte. Genannt sollen hierbei auch die Architekten wie zum Beispiel Friedrich Gilly, Karl Friedrich Schinkel oder Carl von Gontard sein. Es ist hierbei unverkennbar, dass die Anregungen für die architektonische Gestaltung nicht nur dem Klassizismus entlehnt, sondern auch von der sogenannten französischen Revolutionsarchitektur empfangen worden sind.
Es gibt Fälle, in denen ältere Wohnhäuser wegen stadtplanerischer Änderungen durch Immediatbauten ersetzt wurden. So geschah es zum Beispiel mit dem im Jahre 1653 vom brandenburgisch kurfürstlichen Festungsbaumeister Johann Gregor Memhardt errichteten zweigeschossigen Wohnhaus gegenüber dem Platz, auf dem später das Zeughaus errichtet wurde. 1795/96 wurde das Wohnhaus abgerissen. Ihm folgte der Neubau, den der Baumeister Friedrich Wilhelm Konrad Titel errichtete. Dieses im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer beschädigte Gebäude wurde um 1950 abgetragen.
Literatur
- Astrid Fick: Potsdam, Berlin, Bayreuth – Carl Phillip Christian von Gontard und seine bürgerlichen Wohnhäuser, Immediatbauten und Stadtpalais. Petersberg 2000.
Weblinks
Wikimedia Foundation.