- Incitatus
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Incitatus war ein erfolgreiches Rennpferd aus dem Rennstall der "Grünen" und Lieblingspferd des römischen Kaisers Caligula (37−41 n. Chr.)
Caligula war an Gladiatorenkämpfen und Wagenrennen sehr interessiert und verwendete große Summen seines Vermögens zu deren Finanzierung, was in der Kaiserzeit als populäre Maßnahme zur Beschwichtigung der hauptstädtischen Massen diente. Er ließ am Vortag von Rennen die Straßen zum Circus durch Soldaten absperren und ordnete Ruhebewahrung an, damit Incitatus seinem Namen alle Ehre machen und nicht in seiner Konzentration gestört würde (Incitatus = lat. "schnell, schleunig, lebhaft" im Zusammenhang mit einem Pferd im Galopp).
Der Kaiser beschenkte sein Pferd mit einer Tränke aus Marmor, Zaumzeug aus Elfenbein, einem Sattel aus Purpur und einem Halsband aus Edelsteinen und Perlen. Incitatus bewohnte seinen eigenen Palast, mit eigenem Gesinde und kostbaren Möbeln. Caligula stellte Einladungen an die höchsten Würdenträger des Reiches oft im Namen von Incitatus aus, das Pferd benötigte daher geeignete Repräsentationsräume. Bei diesen kostspieligen Gelagen erhielt Incitatus goldfarbene Gerste als Futter und trank Wein aus goldenen Pokalen auf die Gesundheit des Kaisers. Der Kaiser wandelte bei Staatsakten eine gängige Schwurformel „auf das Wohlergehen und das Vermögen von Incitatus“ ab. Caligula war so angetan von den Verdiensten des Pferdes, dass er für das Jahr 42 n. Chr. plante, Incitatus die Konsulwürde und ständigen Sitz im Senat zu übertragen.
Sueton[1] und Cassius Dio[2] schildern die Beziehung von Caligula und Incitatus in Zusammenhang mit den zahlreichen extravaganten Leidenschaften des Kaisers. Es lässt sich vermuten, dass sie als Quelle eine der vielen zeitgenössischen senatorischen Flugschriften heranzogen. Den Historiographen dient sie als Untermauerung der Vermutung, dass Caligula größenwahnsinnig und geisteskrank wurde und daher seine Ermordung notwendig war (siehe auch Cäsarenwahnsinn).
Heute wird die Anekdote vielfach als kostspielige Arroganz und als Zynismus des Kaisers ausgelegt: Das Pferd pflegt die Rituale eines orientalischen Hofzeremoniells, das Caligula in dieser Form aus Rücksicht auf den Senat untersagt war. Es partizipiert als wertvollster Bewohner des Reiches am Kaiserkult (im 1. Jh. n. Chr. hauptsächlich die feierliche Beschwörung der Gesundheit des Kaisers).
Mit der angeblich geplanten Bestallung des Pferdes zum Konsul beleidigt Caligula den Senat: Sie unterhöhlt demonstrativ das römische Verständnis von Kollegialität, das neben dem Kaiser im Konsulamt einen gleichberechtigten und unparteiischen Senator vorsah, was schon von Vorgängern missachtet wurde (z.B. Augustus und Agrippa). Sie disqualifiziert den Senat, da Caligula zum Ausdruck bringt, dass kein Senator an die Verdienste von Incitatus heranreicht. Sie führt dem Senat das wohl gesetzlich geregelte Recht des Kaisers auf Ämtervergabe vor Augen, und spielt gleichzeitig mit der Auslegung geltenden Rechts, das einerseits ausdrücklich die Einflussnahme des Kaisers vorsah, andererseits nicht in gleicher Ausführlichkeit Pferde von der politischen Laufbahn ausschloss.
Quellen
- Sueton: Caligula. Ausführlichste antike Biographie des Kaisers aus der Sammlung der Kaiserbiographien von Caesar bis Domitian. Zahlreiche Ausgaben, deutsche Übersetzung etwa: Gaius Suetonius Tranquillus: Sämtliche erhaltene Werke. Magnus, Essen 2004, ISBN 3-88400-071-3, (lateinischer Text, englische Übersetzung).
Anmerkungen
Kategorien:- Individuelles Pferd
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