- Aman
-
Aman (אמ״ן) ist das hebräische Akronym für die Abteilung für militärische Aufklärung (Agaf ha-Modi'in - אגף המודיעין) und bezeichnet den Nachrichtendienst der Israelischen Streitkräfte (Tzahal).
Inhaltsverzeichnis
Auftrag
Er erstellt umfassende Sicherheitsanalysen für den Premierminister und die Knesset, er beobachtet potenzielle Feinde Israels, schätzt die Risiken von Krisen und Konflikten ein und nutzt dazu auch eigene Agenten in anderen Staaten.
Der Aman ist ein unabhängiger Nachrichtendienst zur Erkenntnisgewinnung über die militärischen Fähigkeiten anderer Staaten, vor allem aber der arabischen Nachbarländer. Er ist dem israelischen Heer, der Marine und der Luftwaffe gleichgestellt.
Die Armee unterhält für Aufklärungszwecke einen eigenen Dienst, das Nachrichtenkorps (חיל המודיעין) oder Haman. Dieses wurde während des Jom-Kippur-Krieges aus dem Aman ausgegliedert, befindet sich jedoch weiter in dessen Zuständigkeit. Daneben besitzt die Armee seit 2000 auch noch den Modash (מוד״ש) oder das Feldnachrichten-Korps, welches jedoch direkt dem Armeehauptquartier untersteht.
Die Aufgaben des Aman bestehen laut dem „Lexicon of National Security“ 1976 in der:
- nachrichtendienstlichen Bewertung von Sicherheitsstrategien, militärischen Plänen und Sicherheitslagen und in der Weitergabe von nachrichtendienstlichen Informationen an die Armee und die Gremien der Regierung:
- Sicherung des Generalstabes,
- Sicherung militärischer Zensur,
- Führung und Koordination der Nachrichten sammelnden Dienste,
- Erstellung von Kartenmaterial und Bereitstellung und Weitergabe von Informationen zur Erstellung von Karten,
- Entwicklung spezieller Technik für nachrichtendienstliche Arbeit,
- Entwicklung der Nachrichtendienst-Doktrin,
- Leitung der israelischen Militärattachés im Ausland.
Organisation
Die Personalstärke des Dienstes wird auf ca. 7000 hauptamtliche Mitarbeiter geschätzt (Stand 1996). Zum Aman gehören auch kleinere Marine- und Luftwaffennachrichtendienst-Einheiten, die teilautonom handeln. So dienen die Luftwaffennachrichteneinheiten vor allem zur Luftaufklärung und zum Abfangen und Auswerten von elektronischen Signalen, die Aufschluss über Stärke und Ziele gegnerischer Luftflotten geben. Aber auch Luftbilder werden mittels Flugzeugen und Drohnen gewonnen.
Die Marinenachrichteneinheiten sammeln Daten über Flottenaktivitäten im Mittelmeer und über Küstenbefestigungen zur Vorbereitung eventueller Landungsoperationen oder Luftangriffe.
Die Abteilung für Auswärtige Angelegenheiten des Aman ist für die Verbindung mit den Geheimdiensten anderer Länder zuständig und für die israelischen Militärattachés. Es werden durch sie aber auch Verbindungen zu Staaten gehalten zu denen keine diplomatischen Beziehungen bestehen.
Außerdem unterhält er organisatorisch, technisch und administrativ, jedoch nicht operativ, eine Einheit zur Aufklärung tief in feindlichem Gebiet („Deep Reconnaissance Unit“), die Sayeret Matkal (dt. etwa: „Die Späher des Generalstabschefs“, des Ramatkal). Diese in israelischen Sicherheitskreisen nur als die „Einheit“ bekannte Formation, gilt als die wichtigste Anti-Terror- und Gegenspionage-Komponente Israels. Sie untersteht direkt dem Befehl des Generalstabs und bildet den operativen militärischen Arm für alle anderen israelischen Dienste, aber hauptsächlich für den Mossad.
Viele der gesuchten Informationen werden durch Auswertung elektronischer Signale (SIGINT) gesammelt. An den Grenzen zu den Nachbarländern Syrien und Libanon gibt es entsprechende Überwachungsstationen, so bei Har Avital auf den Golanhöhen (gegen Syrien) und auf dem Berg Hermon (gegen Syrien und Libanon).
Geschichte
In der Gründungsphase des israelischen Staates war vor allem die Militärorganisation Haganah für die Beschaffung geheimdienstlicher Informationen zuständig, beziehungsweise eine ihrer Eliteeinheiten, der Scherut Jediot (Geheimdienst), kurz Schai.
Ministerpräsident David Ben Gurion erteilte Ende der 1940er Jahre dem Shai den Auftrag, für Israel eine Geheimdienststruktur zu schaffen. Der Shai-Mann Reuven Shiloah gründete aus dem Shai vier unabhängige Dienste, neben Aman und Schin Bet waren das damals der Auslandsnachrichtendienst (Machleket Hacheker) und das nur bis März 1952 existierende Institut für illegale Einwanderung (Mossad le-Aliya Bet). Außerdem schuf Shiloah Mitte 1949 als übergeordnetes Gremium das Komitee der Geheimdienstchefs. Ab 1963 hieß der Auslandsgeheimdienst offiziell „Institut für Nachrichtendienst und Sonderaufgaben“ (ha-Mosad le-Modi'in u-le-Tafkidim Mejuhadim) kurz Mossad.
Ein Ableger des Verteidigungsministeriums war auch der weniger bekannte Technologiegeheimdienst Lakam, dessen Existenz lange als Staatsgeheimnis betrachtet wurde. Er diente der Beschaffung wissenschaftlicher und technologischer Informationen. In den 1980er Jahren jedoch verlor der Lakam einen großen Teil seiner bisherigen Bedeutung.
Yom-Kippur-Krieg
Angriffsabsichten nicht erkannt
Die Analysen des Aman für den Premierminister und das Kabinett und die täglichen Lagemeldungen samt Einschätzung des Kriegsrisikos waren über Jahre gut und geschätzt. Zu einer folgenschweren Fehlleistung kam es im Oktober 1973, als nur unzureichende geheimdienstliche Warnungen vor dem Überraschungsangriff Ägyptens und Syriens, der zum Jom-Kippur-Krieg führte, eintrafen. Zwar waren, wie nachträgliche Untersuchungen ergaben, zahlreiche Anzeichen des Aman aufgefasst worden, sie wurden jedoch auf höherer Ebene ignoriert.
Schlacht um den Hermon
Am 6. Oktober 1973 beförderten Hubschrauber eine Kommandoeinheit des 82. syrischen Fallschirmjägerregiments auf den 2.800 m hohen schneebedeckten Berg Hermon auf den Golanhöhen, auf dem sich ein Horchposten des Aman mit 41 Militärtechnikern befand, der von nur 13 Infanteristen geschützt wurde. Der Sturm gelang, wobei 18 israelische Soldaten fielen und 31 verwundet wurden. Die streng geheime Lauschausrüstung wurde unverzüglich von syrischen und sowjetischen Spezialisten ausgewertet. Ein Rückeroberungsversuch Israels mit 2 Kompanien der Golani-Brigade am 8. Oktober scheiterte mit Verlusten von 25 Toten und 51 Verwundeten. Erst am 22. Oktober gelang der Golani-Brigade die Rückeroberung von Berg und Lauschstation, wobei 55 Soldaten der Brigade fielen und 79 verletzt wurden, weil die syrischen Truppen in der Bergstellung mit Dragunow-Scharfschützengewehren und Panzerfäusten die anrückenden Israelis in der offenen Landschaft effektiv bekämpfen konnten. Der Kampf war einer der blutigsten des ganzen Krieges.
Invasion des Libanon 1982
Korrekt eingeschätzt hatte der Aman die Schwäche der christlichen Milizen, auf die sich Israel bei der Invasion des Libanon 1982 stützte. Richtig vorausgesagt wurde daher, dass es zu einem direkten Zusammenstoß mit den syrischen Truppen kommen würde. Diese Einschätzung meldete der damalige Chef des Aman, Saguj, auf dem Dienstweg an den Generalstab und teilte die Einschätzung persönlich dem Premierminister mit.
Ihm wird gleichwohl vorgeworfen, dass er obwohl bei der Kabinettssitzung seine Zweifel nicht habe deutlich machen können, weil er die offene Meinungsverschiedenheit mit Menachem Begin und Ariel Scharon scheute. Die Kahan-Kommission legte ihm später wegen von ihr festgestellter Pflichtverletzungen bei dem Massaker von Sabra und Schatila, einem Racheakt christlicher Milizen in den palästinensischen Flüchtlingslagern nach der Ermordung des christlichen Führers Baschir Gemayel, den Rücktritt nahe.
Inwieweit ein Geheimdienstchef, der sich klar äußert, aber verantwortlich gemacht werden kann, wenn die politischen Führer nicht auf ihn hören wollen, ist sehr zweifelhaft.
Bekannt gewordene Operationen
Eine der größten Niederlagen der israelischen Geheimdienste verursachte der Aman in den 1950er Jahren. Die so genannte Lavon-Affäre sorgte dafür, dass der damalige Verteidigungsminister Pinchas Lavon zurücktreten musste. Eigentlich sollten in der vom Aman geleiteten „Operation Susannah“ israelische Agenten und Saboteure Anschläge auf westliche Einrichtungen in Ägypten verüben. Damit wollte man die guten Verbindungen zwischen den USA und dem ägyptischen Staatschef Gamal Abdel Nasser stören. Die USA sollten glauben, dass der ägyptische Staat gegenüber religiösen Organisationen machtlos wäre. Ägypten gelang es, den Agentenring zu sprengen. Zehn Mitglieder wurden in einem Schauprozess im Januar 1955 verurteilt, zwei von ihnen zum Tode. Einen Monat später trat Lavon zurück, zwei Wochen danach auch der damalige Aman-Direktor Benjamin Gibli. Letztlich gab auch Staatschef Ben Gurion 1963 sein Amt auf, nachdem er von anhaltenden Diskussionen zermürbt war.
Leiter
Der Chef des Aman ist dem Chef des Inlandsgeheimdienstes (Schin Bet) und dem des Auslandsgeheimdienstes (Mossad) gleichgestellt. Gemeinsam bilden sie das Komitee der Geheimdienstchefs (Vaadat Rashei Hasherutim), das einmal in der Woche tagt.
Name Beginn der Berufung Ende der Berufung Aviv Kokhavi
2010 Amos Yadlin 2006 2010 Aharon Zeevi-Farkasch 2002 2006 Mosche Jaalon 1995 2002 Uri Saguj 1991 1995 Amnon Lipkin-Schahak 1986 1991 Ehud Barak 1983 1985 Jehoschua Saguj 1979 1983 Schlomo Gazit 1974 1978 Eli Zeira 1972 1974 Aharon Jariv 1964 1972 Meir Amit 1962 1963 Chaim Herzog 1959 1962 Yehoshafat Harkabi 1955 1959 Benjamin Gibli 1950 1955 Chaim Herzog 1949 1950 Isser Be'eri 1948 1949 Verweise
Literatur
- Ian Black / Benny Morris: Mossad, Shin Bet, Aman, Palmyra 1994, ISBN 3-930378-02-7
- Michael Wiener: Alpinistim Gebirgs- und Winterkampf in der israelischen Armee in Barett 2/2001 S. 45-47 (Neben der Schlacht um den schneebedeckten Gipfel des Bergs Hermon (2.200m) im Yom-Kippur-Krieg und der Gebirgseinheit der Israelischen Armee, stellt der Autor ergänzend auch den Aman vor, der auf dem Hermon eine Horchstation für Elektronische Kampfführung betrieb.)
Weblinks
- Aman bei globalsecurity.org (englisch)
- Die Rolle des Aman im Sechstagekrieg (englisch)
- "Israeli Intelligence and the Yom Kippur War of 1973," By Doron Geller, JUICE, The Jewish Agency for Israel (englisch)
- The "Yom Kippur War: the IDF version," by Amir Oren, for Haaretz (englisch)
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
aman — [ amɑ̃ ] n. m. • 1731; mot ar. ♦ En pays musulman, Octroi de la vie sauve à un ennemi ou un rebelle vaincu. Demander l aman : faire sa soumission. « Le F. L. N. contraint par la force à demander l aman » (F. Mauriac). ⊗ HOM. Amant. ● aman nom… … Encyclopédie Universelle
aman — AMÁN interj., subst. 1. interj. (înv.) Îndurare! iertare! 2. subst. (În expr.) A fi (sau a ajunge) la aman = a fi (sau a ajunge) la mare strâmtoare. A lăsa (pe cineva) la aman = a părăsi (pe cineva) când are nevoie de ajutor. – Din tc. aman.… … Dicționar Român
aman — aman; aman·dine; aman·ist; aman·i·top·sis; aman·u·en·sis; aman·ta·dine; … English syllables
aman — àmān [b] (II)[/b] uzv. DEFINICIJA 1. zaboga!, ob. u značenju kao »za boga miloga!« (u čuđenju) 2. budi milostiv!, oprosti!, pomozi! (kada se traži milost, oproštaj ili pomoć) [Aman pomagaj!] 3. boga mi!, vjere mi!, duše mi! itd. (za pojačavanje)… … Hrvatski jezični portal
aman — àmān [b] (I)[/b] m <G amána> DEFINICIJA reg. pov. milost, samilost, sažaljenje, oprost [pasti komu na aman preklinjati koga za milost] ETIMOLOGIJA tur. ← arap. ämān … Hrvatski jezični portal
Aman — Le nom est porté dans le Haut Rhin, mais aussi dans le Sud Est (04, 38, 83). Dans le premier cas, c est une variante d Ammann, Amtmann, nom désignant un intendant, un bailli (cf. l allemand Amtmann ), parfois aussi un employé ou un domestique.… … Noms de famille
amán — (Del ár. amān, seguridad). m. Entre los musulmanes, seguridad o cuartel que pide quien se rinde … Diccionario de la lengua española
åmån — åmån, Voigtei im schwedischen Län Jönköping, darin Calmar … Pierer's Universal-Lexikon
Aman — Aman, 1) Nebenfluß des Irtisch (s.d.); 2) so v.w. Behringsstraße … Pierer's Universal-Lexikon
aman- — *aman germ.: Quelle: Personenname; Sonstiges: Reichert, Lexikon der altgermanischen Namen 2, 1990, 460 (Amanung) … Germanisches Wörterbuch
aman — AMAN, La ville dite par les anciens, Apamea. Elle est entre Alep et Damas … Thresor de la langue françoyse