Intravenöse Regionalanästhesie

Intravenöse Regionalanästhesie

Die intravenöse Regionalanästhesie (IVRA) oder der Bier-Block nach August Bier[1] ist ein Verfahren der Regionalanästhesie, das operative Eingriffe an Arm oder Bein ermöglicht. Dabei wird die zu operierende Extremität von Blut entleert und abgebunden. Die Venen werden im Anschluss mit Lokalanästhetikum gefüllt, das von dort aus in sensible Nervenendigungen und Nervenbahnen diffundiert und in diesen die Schmerzweiterleitung blockiert.

Inhaltsverzeichnis

Indikationen, Gegenanzeigen

Bei Operationen an Unterarm, Hand, Unterschenkel oder Fuß, die im Zeitraum von etwa einer Stunde durchgeführt werden können, stellt die IVRA ein sicheres Anästhesieverfahren mit relativ einfacher Durchführbarkeit, guter Schmerzausschaltung und schnell einsetzender Wirkung dar. Durch die kurze Wirkdauer wird es oft bei ambulanten Eingriffen eingesetzt. Nachteilig sind die Begrenzung der möglichen Eingriffsdauer, die Schmerzhaftigkeit des Abbindens, eine mögliche Gefahr von toxischen Symptomen bei inkorrekter Durchführung sowie das Fehlen eine anhaltenden Schmerzwirkung nach Beendigung des Verfahrens.

Gegenanzeigen sind lokale Infektionen, Gefäß- und Herzerkrankungen, periphere Neuropathien, Raynaud-Syndrom sowie die Sichelzellenanämie.

Durchführung

Nach der Platzierung einer Venenverweilkanüle wird die betroffene Extremität durch Hochhalten und Auswickeln blutentleert, durch das Aufblasen einer Druckmanschette wird die Extremität von der Blutzufuhr abgebunden. In die entleerten Venen wird langsam Lokalanästhetikum injiziert. Dabei wird meist Prilocain eingesetzt, welches sich durch eine geringe Toxizität auszeichnet. Nach 5–10 Minuten ist die Wirkung eingetreten, der Eingriff kann durchgeführt werden. Die Manschette darf frühestens nach 30 Minuten geöffnet werden.

Nebenwirkungen

Bei korrekter Anwendung ist die intravenöse Regionalanästhesie ein sicheres Verfahren mit einer äußerst geringen Komplikationsrate (0,01 %).[2] Eine häufige, aber harmlose Nebenwirkung ist der Tourniquet-Schmerz durch die abbindende Manschette. Potenziell schwerwiegend, wenn auch selten ist ein Übertreten von Lokalanästhetikum in den Kreislauf, wo es infolge der systemischen Toxizität Parästhesien im Mundbereich, Tinnitus, Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit, Herzrhythmusstörungen, Atemdepression und unter Umständen einen Kreislaufstillstand hervorrufen kann. Die kann durch Leckagen der Manschette oder zu frühes Ablassen auftreten, wurde aber auch bei korrekter Anwendung beobachtet.

Quellen

  • Rossaint, Werner, Zwissler (Hrsg.): Die Anästhesiologie. Allgemeine und spezielle Anästhesiologie, Schmerztherapie und Intensivmedizin, S. 683–5. Springer, Berlin; 2. Auflage 2008. ISBN 978-3540763017
  • Jankovic: Regionalblockaden und Infiltrationstherapie, S.159–163. Abw Wissenschaftsverlag; 3. Auflage 2003. ISBN 3-93-6072167

Einzelnachweise

  1. A. Bier: Ueber einen neuen Weg Localanästhesie an den Gliedmassen zu erzeugen. Arch. klin. Chir. 1908; 86: 1007–1016
  2. Bartholomew K, Sloan JP: Prilocaine for Bier's block: how safe is safe? Arch Emerg Med. 1990 Sep;7(3):189–95. PMID 2152460
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