- Inversion (Sprache)
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Eine Inversion bezeichnet in der Sprach- und Literaturwissenschaft eine Umstellung des üblichen Satzbaus.
Eine solche Inversion erfolgt beispielsweise im Deutschen, im Englischen und anderen germanischen Sprachen, teilweise auch im Französischen bei der Fragebildung. Die Reihenfolge der Satzteile Subjekt und Prädikat wird dafür vertauscht, z. B.
- Hans kommt. → Kommt Hans?
In einem Hauptsatz ist die übliche Reihenfolge der Satzglieder im Deutschen Subjekt - Prädikat - Objekt. Bei einem Fragesatz rückt das Prädikat vor das Subjekt, bei einem Nebensatz rückt es hinter das Objekt.
- Hauptsatz: Hans geht ins Kino.
- Fragesatz: Geht Hans ins Kino?
- Nebensatz: Unser Treffen muss heute ausfallen, weil Hans ins Kino geht.
Im Englischen kann nur ein Hilfsverb vor das Subjekt treten, z. B.:
- He must listen. → Must he listen?
Enthält der Aussagesatz kein Hilfsverb, benutzt man do oder have, z. B.:
- Has your father come yet?
- Did you enjoy the movie?
Im Französischen wird die Inversion des Personalpronomens bei Fragesätzen vor allem in der geschriebenen Form benutzt, z. B.:
- Avez-vous aimé le film?
Diese Inversion nennt man auch germanische Inversion, weil sie aus den germanischen Sprachen kommt und auch die Inversion im Französischen auf den Einfluss der germanischen Franken zurückgeht.
Eine Sonderform ist die sogenannte Kaufmannsinversion, die aus Gründen der Höflichkeit/Ehrerbietung gegenüber dem Kunden das „ich“ am Satzanfang vermied, z. B.
- Euch einen höhern Preis abzuverlangen ich mich niemals zu erdreisten wagte.
Die Inversion ist auch eine rhetorische Figur und dient der Hervorhebung der Bedeutung der umgestellten Teile:
- Voranstellung des Prädikatsnomens, z. B.: Groß sind die Werke der Götter.
- Schlechter Stil des 19. Jahrhunderts, z. B.: Eine Ladung Matjesheringe ist angekommen und verkaufen wir dieselbe (Ladung) von heute früh an.
In der deutschen Dichtung hat die Lyrik eine viel größere Lizenz, die Inversion zu benutzen, als die Prosa. Vgl. z. B. den Anfang von Conrad Ferdinand Meyers Der römische Brunnen:
- Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
- Er voll der Marmorschale Rund ...
- (anstatt Der Strahl steigt auf ...)
So wird in der Lyrik die Inversion auch benutzt, wenn man einem Wort eine hervorgehobene Bedeutung verleihen will und - besonders in der Liebeslyrik - eine Person anspricht, wie bei Johann Wolfgang Goethes Willkommen und Abschied:
- Dich sah ich, ...
- (anstatt Ich sah dich...)
Siehe auch
Literatur
- Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 2. völlig neu bearbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1990, ISBN 3-520-45202-2 (Kröners Taschenausgabe 452).
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. Metzler, Stuttgart u. a. 1993, ISBN 3-476-00937-8.
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