- Isabella von Bourbon-Parma
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Isabella von Bourbon-Parma (* 31. Dezember 1741 in Buen Retiro bei Madrid; † 27. November 1763 in Wien) war Infantin von Spanien, Prinzessin von Bourbon-Parma, verheiratete Erzherzogin von Österreich, Kronprinzessin von Böhmen und Ungarn.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ehe der Eltern und Kindheit
Isabella Maria Luisa Antonietta Ferdinanda Giuseppina Saveria Dominica Giovanna von Bourbon-Parma erblickte am 31. Dezember des Jahres 1741 in Buen Retiro bei Madrid als erstes Kind des spanischen Infanten Philipp, dem späteren Herzog Philipp von Bourbon-Parma, und seiner Gemahlin Prinzessin Louise Elisabeth von Frankreich (Louise Isabelle von Frankreich) das Licht der Welt.
Die erst 14-jährige Mutter war die älteste Tochter von König Ludwig XV. von Frankreich und war aus politischen Gründen schon im Alter von 12 Jahren mit ihrem Cousin, dem spanischen Infanten Philipp, verheiratet worden. Die Hochzeit zwischen der jungen französischen Prinzessin und dem spanischen Infanten fand am Oktober 1737 in Alcalá de Henares, einem Ort 30 Kilometer von Madrid entfernt, statt. Im Vergleich zum französischen Hof herrschte in Spanien ein strengeres Hofzeremoniell, das zahlreiche Vorschriften und Verhaltensregeln beinhaltete. Louise Elisabeth fühlte sich in Spanien nicht wohl und verglich die Verhältnisse am spanischen Hof mit einem Marionettentheater und sich selber als Marionette, die sich den Befehlen ihres Schwiegervaters Philipp V. von Spanien zu unterwerfen hatte. Zudem litt die französische Prinzessin unter dem dominanten Verhalten ihrer Schwiegermutter Elisabetta Farnese, die sich für die Erziehung des Mädchen verantwortlich fühlte. Die Beziehung zwischen Louise Elisabeth und ihrem Ehemann war von Anbeginn an zum Scheitern verurteilt, da die junge Prinzessin keine Gefühle für ihren spanischen Gemahl entwickeln konnte. Sie beschrieb das Verhältnis zwischen den beiden mit den folgenden Worten:
„Ich erstarre jedesmal zu Eis, wenn ich in seinen Armen liege.“
Der spanische Hof nahm keine Rücksicht auf die kindlichen Gefühle und Interessen der Prinzessin und so musste das 12-jährige Mädchen gegen seinen Willen die ehelichen Pflichten gegenüber seinem älteren Ehemann erfüllen. Am 31. Dezember 1741 brachte die erst 14-jährige Mutter in Buen Retiro bei Madrid ihr erstes Kind, eine Tochter namens Isabella, auf die Welt. Louise Elisabeth, die als einsamer Außenseiter am spanischen Hof stets das Puppenspiel dem Ehelager vorgezogen hatte, konzentrierte sich nun vollends auf ihre kleine Tochter und diese enge Beziehung zwischen Mutter und Tochter sollte einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung und das spätere Verhalten von Isabella haben. Louise Elisabeth war die einzige Bezugsperson der kleinen Prinzessin und noch Jahre später sollte sich Isabella an die gemeinsamen Stunden erinnern, die sie mit ihrer Mutter in Spanien verbracht hatte. Isabella wurde auch Zeuge von der zerrütteten Ehe ihrer Eltern und von dem Unglück, das ihre Mutter empfand, wenn ihr Gemahl die Erfüllung der ehelichen Pflichten einforderte.
Die ersten sieben Jahre ihres Lebens verbrachte Isabella in Spanien am Hof ihres Großvaters. Während dieser Zeit entwickelte sich ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Louise Elisabeth von Frankreich und ihrer Tochter. Erst nach der Erhebung ihres Vaters zum Herzog von Parma im Jahre 1748 übersiedelte die Familie nach Parma. Die Ehe des Herzogspaares von Parma war auch in ihrem neuen Herrschaftsgebiet nicht glücklich und so blieb Isabella 10 Jahre lang ein Einzelkind. Erst im Jahre 1751 schenkte die Herzogin von Parma wieder zwei Kindern, dem späteren Herzog Ferdinand von Bourbon-Parma und der späteren Königin Marie Luise von Spanien, das Leben.
Isabella war sehr musikalisch und verbrachte ihre Zeit am Hof ihres Vaters mit der Perfektion des Violinenspiels. Zudem las sie mit Begeisterung die Schriften von italienischen und französischen Philosophen. Schon sehr früh zeigte sie einen Hang zur Melancholie und Schwermut und machte sich Gedanken über den Tod. Ihre psychische Lage verschlimmerte sich nach dem frühen Tod ihrer Mutter im Jahre 1759.
Im Jahr 1760 wurde sie als 18-jährige mit dem österreichischen Thronfolger, dem späteren Kaiser Joseph II. von Österreich verlobt. Zuerst wurde die Trauung per procurationem am 5. September 1760 in der Kathedrale von Padua vollzogen. Die eigentliche Hochzeit fand am 6. Oktober 1760 in Wien statt.
Leben am Wiener Hof
Obwohl bei dieser Verbindung zuerst nur das politische Interesse im Vordergrund stand, entwickelte Joseph II. sehr bald eine tiefe Zuneigung zu seiner Gattin. Isabella gewann nicht nur das Herz ihres Gatten, sondern faszinierte bald den gesamten kaiserlichen Hof mit ihrer Schönheit, ihrem Charme, ihrer Intelligenz und ihrer Musikalität. Sie interessierte sich nicht nur für Mathematik, Kunst und Musik sondern las auch Werke von John Law und Bossuet. Josephs Liebe zu Isabella wuchs beständig an und schon bald war sie der Mittelpunkt seines Lebens.
Heimliche Liebe
Joseph war schließlich völlig auf seine junge Frau fixiert und überhäufte sie mit Liebesbeweisen. Je intensiver die Liebe von Joseph wurde, desto mehr zog sich Isabella in ihre eigene Welt zurück. Schon bald nach der Hochzeit versank sie in eine Melancholie und schrieb lange Briefe, in denen sie ihre Sehnsucht nach dem Tod zum Ausdruck brachte. Am Wiener Hof verbrachte sie den Großteil der Zeit nicht mit ihrem Gatten, sondern mit seiner Schwester Marie Christine von Österreich, der späteren Herzogin Marie Christine von Sachsen-Teschen. Isabella und Marie Christine verband nicht nur das Interesse für Musik und Kunst, sondern auch eine starke gegenseitige Zuneigung. Die beiden jungen Frauen schrieben sich täglich seitenlange Briefe, in denen sie ihre Gefühle füreinander offenbarten und sich ihrer gegenseitigen Liebe versicherten. Während die Briefe Marie Christines einen fröhlichen Charakter widerspiegeln, mischten sich in den Inhalt von Isabellas Briefen neben Floskeln der Zuneigung an die Freundin zunehmend vermehrt Todesgedanken und Todesahnungen.
Es sind nur die Briefe von Isabella erhalten, da die andere Hälfte des Briefwechsels kurz nach ihrem Tod konfisziert wurde. Der erhaltene intime Briefwechsel zwischen den Schwägerinnen legt ein sexuelles Verhältnis nahe.[1]
Sturz in die Dunkelheit
Isabella wusste, dass es ihre Pflicht als Gemahlin des Thronfolgers war, einem gesunden Erben das Leben zu schenken. Sie entwickelte jedoch eine Abscheu vor ihrem Gemahl und einer möglichen Schwangerschaft. Nach einer problematischen Schwangerschaft, die von Todesgedanken und psychischen Problemen überschattet war, brachte sie am 20. März 1762 eine Tochter mit dem Namen Maria Theresia auf die Welt.
Im August 1762 und im Jänner 1763 erlitt Isabella jeweils eine Fehlgeburt, die ihre psychischen Leiden noch verschlimmerten. Nach dem Tod von Erzherzogin Johanna Gabriela versank sie immer mehr in Todesgedanken und Sehnsucht nach dem Tod.
„Möge Dir das neue Jahr Glück bringen, das Du ersehnst, meine Sehnsucht kennst Du. Nur Du kennst Sie, Vertraute meiner trauernden Seele. Ich werde dieses begonnene Jahr bestimmt nicht überleben! Ich fühle meine Lebenskraft mit zunehmender Deutlichkeit schwinden. Die Wechselwirkung zwischen Geist und Körper wird verhängnisvoll, wenn eines von beiden schwer erkrankt. Der kranke Körper wirkt lähmend auf die Seele, die kranke Seele unheilvoll auf den Körper. Ich fürchte mit dieser Schwermut auf die keimende Seele der Leibesfrucht zu wirken, die meine stete Unruhe ausmacht. Ich habe so große Angst, daß es abermals fehlgehen könne, da ich mir viel zu wenig Schonung gönnen kann. Ich habe so wenig Hoffnung, das zu erfüllen, was man von mir so beständig verlangt. Es scheint mein Verhängnis, die teuersten Menschen, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben, enttäuschen und was noch viel furchtbarer ist, Gott, meinen erhabenen Schöpfer und Herrn enttäuschen zu müssen. Wenn Du ehrlich bist, teuerste Schwester, mußt du zugeben, daß ich völlig versagt habe, denn man legt einzig und allein auf die Fähigkeiten Wert, deren ich zu ermangeln scheine, wie sich nun gezeigt hat. Die Kaiserin hat sich sechzehnmal gesegneten Leibes gefühlt, ein einziges Mal, bei der Jüngsten, Antoinette, war es mit schmerzvollem Unbehagen verbunden, wie sie mir gestand. Wo ist der Segen, den mein armer Leib fühlen soll? Die erste Frucht hat sich so lang als möglich dagegen gewehrt, meinen gemarteten Leib zu verlassen, die zweite Frucht ist ihm nur allzu rasch entflohen und die dritte? Warum Mimi, und Dich nicht mit den Todesgedanken beunruhigen, die Du mir nicht verzeihen zu können glaubst. Sei meinetwegen ohne Sorge, Gott wird mit mir nach seinem Willen verfahren. Ich baue auf seine Gnad und Huld, auf des ewigen Königs Gnad und Huld. Um aber zu Dir zurückzukehren, der ich ein glückliches Neujahr zu wünschen begonnen habe, Gott gewähre Dir alles Gute und Schöne, das dieses Leben gesunden Frauen zu bieten vermag. Du bist unter einem glücklicheren Stern geboren, an dem gleichen Maitag wie die Kaiserin fünfundzwanzig Jahre zuvor. Ich weiß nicht, ob du zu ähnlicher Größe und ähnlichem Glück ausersehen bist wie Maria Theresia, unsere gottbegnadete Mutter, aber eines fühle ich mit seherischer Kraft, Du wirst ein glücklicheres Los als ich haben: Du wirst nicht einen Thronerben und künftigen römischen Kaiser gebären müssen. Es ist Dir der sächsische Prinz Albert als Gatte bestimmt, er wird dich auf den Händen tragen. Er wird Dich nicht so leidenschaftlich lieben wie der Erzherzog mich liebt, aber Dich auch nicht zwingen, ihm einen Leibeserben zu schenken, wenn es Dir zu schwer fällt und Deiner Gesundheit oder gar Deinem Leib schadet. Ich weiß dies, wie ich vieles voraussehe, liebe Schwester, vor allem, daß meine Kleine, des Erzherzogs Resl, mir bald sehr bald im Tode nachfolgen wird, wie ich meiner geliebten Mutter nachfolge.“
Im Jahre 1763 erkrankte die schwangere junge Frau an den Pocken und brachte am 22. November 1763 nach sechs Monaten Schwangerschaft ein Mädchen mit dem Namen Christine auf die Welt, das wenige Stunden nach der Geburt verstarb. Eine Woche später verstarb auch Isabelle. Ihre letzten Worte waren „Mein ganzer Körper brennt, denn ich habe mit meinem ganzen Körper gesündigt“.
Isabella hatte vor ihrem Ableben vorhergesagt, dass ihre kleine Tochter ihr bald in den Tod folgen würde. Die Prophezeiung erfüllte sich am 23. Jänner 1770, als die kleine Erzherzogin Maria Theresia im Alter von noch nicht ganz 8 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung verstarb.
Nachkommen
- Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich * 20. März 1762 in Wien; † 23. Jänner 1770 in Wien
- Christine, Erzherzogin von Österreich * 22. November 1763 in Wien; † 22. November 1763 in Wien
Literatur
- Isabelle de Bourbon-Parme: "Je meurs d'amour pour toi". Lettres à l'archiduchesse Marie-Christine 1760-1763. Présentées par Elisabeth Badinter. Paris: Tallandier 2008
- Gies McGuigan, D.: The Habsburgs, W.H. Allen, 1966
- Vacha, B.: Die Habsburger (Eine Europäische Familiengeschichte), Verlag Styria, 1993
- Regan, G.: The Guinness Book of Royal Blunders, Guinness, 1995
- Größing, Sigrid-Maria: Amor im Hause Habsburg (Eine Chronique Scandaleuse), Wilhelm Heyne Verlag, 1998
- Die Habsburger Chronik (Lebensbilder, Charaktere und Geschichte der Habsburger), Das Bergland-Buch, 1959
- Mraz, Gerda: Maria Theresia (Ihr Leben und ihre Zeit in Bildern und Dokumenten), Süddeutschen Verlag, 1979
- Porträtgalerie zur Geschichte Österreichs von 1400 bis 1800, Katalog der Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Museum Wien, 1976
- Willis, D.: The Descendants of Louis XIII, Clearfield, 1999
- Wanger, H.: Die Regierenden Fürsten von Liechtenstein, F.P. van Eck Verlagsanstalt, 1995
- Robert Widl: Joseph II. und Isabella von Parma, Stieglitz, 2003, ISBN 3-7987-0369-8
- Helga Thoma: Ungeliebte Königin, Piper 2006
- Ursula Tamussini: Isabella von Parma, 1989
Weblinks
Commons: Isabella von Bourbon-Parma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- http://www.xs4all.nl/~kvenjb/madmonarchs/isabella/isabella_bio.htm
- Literatur von und über Isabella von Bourbon-Parma im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tripota – Trierer Porträtdatenbank
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Frank Huss: Der Wiener Kaiserhof. Katz, Gernsbach 2008, ISBN 978-3-938047-29-3, S. 134ff.
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