Isaurien

Isaurien
Kleinasien in der Antike

Isaurien war in der Antike und im frühen Mittelalter ein Bereich im Inneren Kleinasiens mit ständig wechselnden Grenzen.

Das Kernland des Gebietes lag nördlich des Taurus in der heutigen Zentraltürkei, das unmittelbar südlich an Ikonion und Lystra grenzt. Die Ebene von Ikonion gehörte zu Lykaonien, Isaurien beginnt mit dem Hügelgelände. Seine beiden alten Städte Isaura Nea und Isaura Palaia lagen auf diesen Hügeln (Dorla) beziehungsweise auf der Wasserscheide Zengibar Kale.

Als Isaura Palaia, ein stark befestigte Stadt am Fuß des Taurus, von Perdikkas, einem der Nachfolger Alexanders des Großen nach dessen Tod belagert wurde, setzten die Einwohner ihre Stadt lieber in Brand, als sich zu ergeben.

Als die Römer im frühen 1. Jahrhundert v. Chr. erstmals den Isauriern begegneten, betrachteten sie Cilicia Trachaea als Teil Isauriens, womit das Gebiet sich bis zum Meer hin erstreckte, eine Erweiterung des Begriffs, die zwei Jahrhunderte lang gültig blieb. Das gesamte Stromgebiet des Kalykadnos wurde als isaurisch bezeichnet, und die Städte im Tal seines südlichen Arms als isaurische Dekapolis. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts wurde Kilikien zu Verwaltungszwecken vom Nordhang des Taurus abgetrennt; der Rest war nun die Römische Provinz Isauria-Lycaonia, später nur noch Isauria, die sich bis an die Grenzen von Galatien erstreckt, aber den Taurus nach Süden hin nicht überstieg. Pisidien, das teilweise bis dahin zu Isaurien gehörte, wurde ebenfalls abgetrennt, wobei auch Ikonion eingeschlossen war. Als Kompensation erhielt Isaurien die östlichen Teile von Pamphylien. Im 4. Jahrhundert endete Isaurien wie es begann, nämlich als die Gegend um Isaura Palaia und Teilbereiche des Kalykadnos.

Die Isaurier kamen 76-75 v. Chr. teilweise unter römische Herrschaft. Während des Kriegs der Kilikier und anderer Piraten gegen Rom nahmen die Isaurier so aktiv am Geschehen teil, dass es dem Prokonsul Publius Servilius Vatia nötig erschien, die gesamte Bevölkerung zu unterwerfen, wofür er 75 v. Chr. den Beinamen Isauricus erhielt. Die Isaurier wurden danach eine Zeit lang dem König Amyntas von Galatien unterworfen, es ist aber offensichtlich, dass sie ihre räuberischen Gewohnheiten und auch ihre Unabhängigkeit behielten. Im 3. Jahrhundert beherbergten sie den aufständischen Kaiser Trebonianus Gallus. Ammianus Marcellinus beschreibt in seinem Geschichtswerk, das wohl gegen Ende des 4. Jahrhunderts abgefasst wurde, dass die Isaurier Mitte des 4. Jahrhunderts, wohl in den 350er Jahren, ihr Land verließen und einige Jahre als umherziehende Räuber die Küstenregion um Seleucia verheerten.[1] Es wird aber auch gesagt, dass sie in der Zeit des Kaisers Justinian I. endgültig unterworfen wurden.

Dieses vergleichsweise obskure Volk brachte nach der Überlieferung zwei byzantinische Kaiser hervor: Zenon (regierte 474-491), dessen Geburtsname angeblich Traskalisseos Rousoumbladeotes war, und Leo der Isaurier, der den Thron 717 bestieg, bis 741 regierte, und der Gründer einer Dynastie wurde, die drei Generationen lang herrschte – wo jedoch davon auszugehen ist, dass Leo gar nicht aus Isaurien stammt, sondern aus Syrien.

Bis zur Ankunft der Seldschuken im 11. Jahrhundert verblieb Isaurien eine gewisse Unabhängigkeit. Das byzantinische Gouvernement Isaurien umfasste teilweise auch Zypern. Im 12. Jahrhundert war das Gebiet vor allem armenischen Übergriffen ausgesetzt, auch die lateinischen Fürsten von Antiochia versuchten hier Fuß zu fassen.

Das Land enthält Ruinen von Städten und ihrer Befestigungsanlagen. Die Ruinen von Isaura Palaia sind vor allem wegen ihrer Lage bemerkenswert, aber auch ihrer Festung und ihrer Gräber. Die von Isaura Nea sind verschwunden, aber viele Inschriften und Reliefs, die in die Häuser von Dorla als Spolien verbaut sind, weisen auf den Ort hin. Er wurde schließlich von William M. Ramsay 1901 identifiziert. Auch vom Ort Adrasos blieben Ruinen erhalten.

Anmerkungen

  1. Ammian 14,2–8.

Literatur

  • Karl Feld: Barbarische Bürger. Die Isaurier und das Römische Reich. de Gruyter, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-11-018899-6 (Millennium-Studien. Bd. 8), (Zugleich: Berlin, Freie Univ., Diss., 2004).

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