- Iwan Gontscharow
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Iwan Alexandrowitsch Gontscharow (russisch Иван Aлeксандрович Гончаров, wiss. Transliteration Ivan Aleksandrovič Gončarov; * 18. Juni 1812 in Simbirsk (Uljanowsk), † 27. September 1891 in Sankt Petersburg) war ein russischer Schriftsteller. Sein bekanntestes Werk ist Oblomow (1859).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Iwan Goncharov wuchs als Sohn eines reichen Getreidehändlers auf, schloss seine Ausbildung 1834 an der Universität Moskau ab und diente danach 30 Jahre lang in Sankt Petersburg als kleiner Beamter, ab 1856 als Zensor, später als Beamter in der obersten Pressebehörde.
1847 wurde Gontscharows erster Roman, "Eine alltägliche Geschichte" (Obyknovennaja istorija), publiziert, der sich mit den Konflikten zwischen dem russischen Adel und der aufsteigenden Klasse der Kaufleute auseinandersetzte. Dem Roman folgte die psychologisch-naturalistische Skizze "Iwan Sawitsch Podjabrin" (1848). Zwischen 1852 und 1855 reiste Gontscharow als Sekretär des Admirals Putjatin nach England, Afrika, Japan und über Sibirien zurück nach Russland. Sein scharf beobachtender Reisebericht "Die Fregatte Pallas" (Fregat Pallada) wurde 1858 veröffentlicht. Im Jahr darauf erschien sein äußerst erfolgreicher Roman "Oblomow", dessen Titelheld mit Shakespeares Hamlet verglichen wird, der die Frage Sein oder nicht sein? mit Nein! beantwortet. Unter anderen Fjodor Michailowitsch Dostojewski betrachtete Gontscharow als bemerkenswerten Autor von hoher Qualität.
Bereits in seinen ersten Werken wird Gontscharows Grundthema, die grenzenlose Langeweile, deutlich, die er in seinem Hauptwerk "Oblomow" zum so zentralen Inhalt macht, dass die Antriebslosigkeit des Titelhelden im Russischen sogar sprichwörtlich wurde: Oblomowschtschina, das Versinken im Nichtstun bis zum endlichen Verfall.
1867 zog sich Gontscharow von seinem Amt als Regierungszensor zurück und veröffentlichte seinen letzten Roman; Die Schlucht (Obryv) (1869) ist die Geschichte einer Rivalität zwischen drei Männern, die die Liebe einer geheimnisvollen Frau suchen. Gontscharow schrieb auch Kurzgeschichten, Kritiken, Essays und Memoiren, die aber erst 1919 erschienen. Den Rest seines Lebens verbrachte er in einsamer Zurückgezogenheit angesichts der negativen Kritik, die einigen seiner Werke zuteil wurde.
Werke
- 1836 Nymphodora Ivanovna. Eine Erzählung aus St. Petersburg im Jahre 1836, ISBN 9783932109171
- 1847 Eine alltägliche Geschichte, ISBN 3-538-06624-8
- 1848 Iwan Sawitsch Podjabrin
- 1858 Die Fregatte Pallas, ISBN 3-894-09053-7
- 1859 Oblomow, ISBN 3-717-51578-0
- 1869 Die Schlucht, ISBN 3-717-58005-1
Literatur
- Milton Ehre: Oblomov and his creator. The life and art of Ivan Goncharov. Princeton, N.J.: Princeton Univ. Press. 1973. (= Studies of the Russian Institute/Columbia University) ISBN 0-691-06245-5
- Annette Huwyler-Van der Haegen: Goncarovs drei Romane - eine Trilogie? München: Sagner. 1991. (= Vorträge und Abhandlungen zur Slavistik; 19) ISBN 3-87690-442-0
- Volker Klotz: Müßig-Gänger. Un-Täter: Nichtsnutz im Struwwelpeter, Datterich und anderswo. Zwei Essays. Darmstadt: Magistrat. 2001. (= Darmstädter Dokumente; 12)
- Jan Kusber: Koloniale Expansion und die Wahrnehmung "Asiens" um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Beispiel Ivan A. Goncarov, in: Stephan Conermann/Jan Kusber (Hg.): Studia Eurasiatica, EB-Verlag, Schenefeld/Hamburg 2003, S. 189-213. (= Asien und Afrika; 10) ISBN 3-930826-99-2
- Ulrich M. Lohff: Die Bildlichkeit in den Romanen Ivan Aleksandrovič Gončarovs (1812-1891). München: Sagner. 1977. (= Slavistische Beiträge; 108) ISBN 3-87690-129-4
- Walter Rehm: Gontscharow und Jacobsen oder Langeweile und Schwermut. Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht. 1963. (= Kleine Vandenhoeck-Reihe; 154/155/156)
- Heide Rohse: Unsichtbare Tränen. Effi Briest - Oblomow - Anton Reiser - Passion Christi. Psychoanalytische Literaturinterpretationen zu Theodor Fontane, Iwan A. Gontscharow, Karl Philipp Moritz und Neuem Testament. Würzburg: Königshausen und Neumann. 2000. ISBN 3-8260-1879-6
- Hans Rothe: Die Schlucht. Ivan Gontscharov und der "Realismus" nach Turgenev und vor Dostojevskij (1849 - 1869). Opladen: Westdt. Verl. 1991. (= Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften; 86) ISBN 3-531-05104-0
- Mechtild Russell: Untersuchungen zur Theorie und Praxis der Typisierung bei I. A. Gončarov. München: Sagner. 1978. (= Slavistische Beiträge; 118)
- Vsevolod Setchkarev: Ivan Goncharov. His life and his works. Würzburg: Jal-Verlag. 1974. (= Colloquium Slavicum; 4) ISBN 3-7778-0091-0
- Garth M. Terry: Ivan Goncharov. A bibliography. Nottingham: Astra Pr. 1986. (= Astra Soviet and East European monographs; 6) ISBN 0-946134-07-3
- Peter Thiergen (Hrsg.): I. A. Gončarov. Beiträge zu Werk und Wirkung. Köln u.a.: Böhlau. 1989. (= Bausteine zur Geschichte der Literatur bei den Slaven; 33) ISBN 3-412-03089-9
- Peter Thiergen (Hrsg.): Ivan A. Gončarov. Leben, Werk und Wirkung. Beiträge der I. Internationalen Gončarov-Konferenz, Bamberg, 8.-10. Oktober 1991. Köln u.a.: Böhlau. 1994. (= Bausteine zur slavischen Philologie und Kulturgeschichte; Reihe A, Slavistische Forschungen; N.F., 12) ISBN 3-412-04394-X
Weblinks
- Literatur von und über Iwan Alexandrowitsch Gontscharow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Iwan Alexandrowitsch Gontscharow bei Zeno.org
Personendaten NAME Gontscharow, Iwan Alexandrowitsch ALTERNATIVNAMEN Gončarov, Ivan Alexandrovič; Гончаров, Иван Aлeксандрович (russisch) KURZBESCHREIBUNG russischer Schriftsteller GEBURTSDATUM 18. Juni 1812 GEBURTSORT Simbirsk (Uljanowsk) STERBEDATUM 27. September 1891 STERBEORT Sankt Petersburg
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