Išuwa

Išuwa

Išuwa (Ischuwa) war ein antikes Königreich in Anatolien. Der Name ist seit dem zweiten Jahrtausend v. Chr. belegt.

Inhaltsverzeichnis

Das Gebiet

Išuwa lag am oberen Euphrat in der Gegend von Elazığ in der heutigen Türkei. Das Flusstal ist hier vom Antitaurus umgeben. Nach Nordosten hin schließt sich eine Ebene an, die bis zum Pontus reicht. Durch die Fülle von Quellen und reichlichen Niederschlag ist die Ebene Altınova für die Landwirtschaft gut geeignet. Darüber hinaus enthalten die Berge um die Ebene reiche Kupfervorkommen, die schon in der Antike abgebaut wurde.

Die Bewohner

Der Name Išuwa könnte vom Protoindogermanischen Wort für Pferd *ek'wos (Altindoiranisch: *ashwas) abstammen und damit das Land der Pferde bedeuten. Es ist nicht klar, welches anatolische Volk die Gegend vor den Armeniern bewohnte. Die Bevölkerung könnte aus einer Mischung aus Hattiern, Hurritern, Urartäern und Verwandten der Hethiter bestanden haben. Klengel hält Hurriter für die Hauptbevölkerung[1], Kosyan glaubt an eine Mischung aus hurritischen und Indo-arischen Elementen[2]. Die Namen der Könige Ehli-šarruma und Ari-šarruma aus dem 13. Jahrhundert werden als hurritisch gedeutet[3].

Geschichte

Išuwa war eines der Gebiete, in der sich die Landwirtschaft recht früh entwickelt hatte. Den erste Staat gab es wohl schon im dritten Jahrtausend v. Chr. Schriftzeugnisse über Išuwa tauchen erst tausend Jahre später auf. Den wichtigsten Teil davon stellen hethitische Texte dar, bereits zuvor wird das Gebiet als Išua beschrieben.

Hethitische Periode

Westlich von Išuwa lag das Hethiterreich. Der König Hattušili I. drang mit seiner Armee über den Euphrat in das Gebiet Išuwas ein und brannte einige Städte nieder. Brandspuren finden sich auch in den archäologischen Schichten der Städte. König Schuppiluliuma I. berichtete, wie zu Zeit seines Vaters Išuwa zu einem Feind wurde. Dahinter steckte wohl eine Allianz Išuwas mit dem hurritischen Reich von Mitanni gegen die Hethiter. Aus schlecht erhaltenen Keilschrifttafel geht hervor, wie der König von Mitanni Šauštatar mit Hilfe von Išuwa den Krieg gegen die Hethiter unter Arnuwanda I. begann. Unter Tuthalias III., dem Vater von Šuppiluliuma flohen Truppen aus den Ländern, die sein Vater unterworfen hatte, bis jenseits von Išuwa (Hajaša) und ließen sich dort nieder Šattiwaza-Šuppiluliuma-Vertrag, §1) Es handelte sich dabei im Einzelnen um:

  • URUKurtalissa
  • URUArawanna
  • KURZazisa
  • KURKalasma
  • KURTimana
  • ḫur.sagHaliwa
  • ḫur.sagTimana
  • ḫur.sag Karna
  • URUTurmitta
  • KURAlha
  • KURHurma
  • ḫur.sag Harana
  • das halbe Land KURTegarama
  • die Truppen von URUTepurzija
  • die Truppen von URUHazka
  • die Truppen von URUArmatana

Šuppiluliuma überquerte den Euphrat, unterwarf Išuwa und führte die Soldaten aus den unterworfenen Ländern, die sich zur Zeit seines Vaters Tuthalias III. nach Išuwa geflüchtet hatten, nach Ḫatti zurück (Šattiwaza-Šuppiluliuma-Vertrag, §2). Er machte Išuwa zum Teil seines Reiches.

Von da waren die Könige von Išuwa die Vasallen der Hethiter. Nur einige der Könige von Išuwa sind namentlich bekannt. Einer von ihnen war Ehli-šarruma, ein anderer Ari-šarruma, dessen Name auf einem Siegel aus dem Tell von Korucutepe auftaucht.

Die Späthethitische Periode

Nach Ende des Großhethitischen Reiches Anfang des 12. Jahrhunderts v. Chr. etablierte sich in Išuwa ein neues Reich. Arslantepe bei Malatya wurde Hauptstadt dieses späthethitischen Reiches. Nach den Hethitern siedelten die Phryger im Westen von Išuwa, während sich im Osten Išuwas das Reich von Urartu entwickelte. Aber der mächtigste Nachbar Išuwas war Assyrien im Süden. So wurde das Reich von Melid bald dem König Tiglat-pileser I. tributpflichtig. Malatya wurde später von Sargon II. geplündert. Zur selben Zeit fielen die Kimmerer und Skythen in Anatolien ein. Das schwächte Išuwa, so dass es dem Angriff Assyriens nichts entgegen setzen konnte. Ab dem 7. Jahrhundert bis zur Herrschaft der Römer verkamen die Städte und Orte in Išuwa in Folge der Invasion durch Nomaden und der Assyrer.

Herrscher

  • Ehli-šarruma
  • Ari-šarruma

Archäologie

Heute ist ein Großteil der Siedlungen von Išuwa Opfer der Staudämme des Euphrats geworden. Im Zuge des GAP-Projekt der Türkei wurde mit den Staudämmen Keban, Atatürk und Bireçik das Tal des Euphrats überflutet.

Ausgrabungen

Auf Betreiben von Kemal Kurdaş begann ein Team von türkischen, US-amerikanischen und niederländischen Forschern unter der Leitung von Maurits van Loon mit der Dokumentation der Siedlungen aus der Zeit Išuwas.

Die Ausgrabungen zeigen Besiedlungsspuren aus der Zeit des Paläolithikums bis hin zum Mittelalter. An den Orten Ikiztepe, Korucutepe, Norşuntepe und Pulur um den Fluss Murat wurden große Bronzezeitliche Siedlungen gefunden. Sie stammen aus der Zeit vom vierten bis zum zweiten Jahrtausend v. Chr. Das Zentrum Išuwas könnte in dieser Gegend gelegen haben[4].

Ein anderer wichtiger Fundplatz ist Arslantepe bei der Stadt Malatya. Arslantepe liegt außerhalb der Überflutungsgebiete und wird von einem italienischem Team unter Leitung von Marcella Frangipane untersucht. Arslantepe war vom fünften Jahrtausend v. Chr. bis zur römischen Periode bewohnt.

Kultur

Ausgrabungen zeigen Kontakte Išuwas zu der Kultur von Tell Brak im Süden. Išuwa lag am äußeren Rand der Uruk-Kultur. Die Menschen Išuwas waren auch Metallverarbeiter, Bronzeverarbeitung war hier schon im vierten Jahrtausend v. Chr. bekannt. Kupfer wurde anfangs mit Arsen dann aber mit Zinn legiert. Die frühbronzezeitliche Kultur hatte ihrerseits Verbindungen zur Khirbet-Kerak Kultur[5]In der hethitischen Periode sieht man Parallelen zur den Hurritern und Zentralanatolien. Die Monumentalarchitektur war hethitisch beeinflusst. Personennamen zeigen, dass hurritische Götter wie Šarruma verehrt wurden. In späthethitischer Zeit zeigen sich Einflüsse aus Phrygien, Assyrien und Urartu. Nach dem Einfall der Skythen sind auch skythische Gräber nachweisbar.

Literatur

  • Conti, Persiani: M. Frangipane et al. (Hrsg.), Between the Rivers and over the Mountains: archaeologica anatolica et mesopotamica Alba Palmieri dedicata. Dipartimento di Scienze Storiche Archeologiche e Antropologiche dell'Antichità, Università di Roma La Sapienza 1993.
  • Erder, Cevat: Lessons in Archaeological and Monument Salvage: The Keban Experience, Princeton University 1973.
  • Konyar, Erkan: Old Hittite presence in the East of the Euphrates in the light of stratigraphical data from Imikuşağı (Elazığ), lecture held at Hethiter-workshop Istanbul 2004.
  • D. D. Luckenbill, Hittite Treaties and Letters. American Journal of Semitic Languages and Literatures 37/3, 1921, 161-211.
  • Maurits van Loon, Korucutepe : final report on the excavations of the universities of Chicago, California (Los Angeles) and Amsterdam in the Keban reservoir, American Elsevier, New York 1975-1980 (3 vol.).

Einzelnachweise

  1. Horst Klengel, Die Hethiter und Isuwa, Oriens Antiqus 7, 1968, 71
  2. Aram Kosyan, an Aryan in Išuwa. Iran and the Caucasus, 10.1, 2006. Leiden, Brill
  3. Aram Kosyan, an Aryan in Išuwa. Iran and the Caucasus, 10.1, 2006, 5, Leiden, Brill
  4. J. Garstang/0. R. Gurney, The Geography of the Hittite Empire 1959, 40; H. Klengel, Die Hethiter und Isuwa, Oriens Antiquus 7, 1968, 63-73
  5. Giulio Palumbi, The Red and the Black. Social and cultural interactions between the upper Euphrates and Southern Caucasus, Rom 2008

Weblinks


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