Jacek Kuroń

Jacek Kuroń
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Jacek Kuroń (* 3. März 1934 in Lemberg; † 17. Juni 2004 in Warschau) war ein polnischer Bürgerrechtler, Publizist, Historiker, Pädagoge und Politiker.

Biographie

Jacek Kuroń, einer der führenden Köpfe der demokratischen Opposition in der Volksrepublik Polen, war Mitbegründer der KOR und der Solidarność in den 1970er Jahren und einer der engsten Mitarbeiter von Lech Wałęsa. Er war Mitglied der Opposition am sogenannten Runden Tisch nach Ende der kommunistischen Herrschaft in Polen. In den ersten demokratisch gewählten Regierungen war Kuroń von 1989 bis 1993 Sozial- und Arbeitsminister. 1992 und 1993 schloss er sich der politischen Partei Unia Wolności (deutsch: Freiheitsunion) an. Bei der Präsidentenwahl 1995 erhielt er mehr als neun Prozent der Stimmen.

Kuroń hatte eine lange Karriere als Oppositioneller im kommunistischen Polen, die von zahlreichen Inhaftierungen geprägt war. Zunächst war er jedoch Funktionär des kommunistischen Jugendverbandes ZMP in der Zeit des Stalinismus. Von 1952 bis 1953 und von 1956 bis 1964 war er Mitglied der kommunistischen Vereinigten Arbeiterpartei Polens (PVAP), wurde wegen offener Kritik zweimal ausgeschlossen. 1964 wurde er das erste Mal vom polnischen Sicherheitsdienst für 48 Stunden verhaftet. 1965 wurde er zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, aber 1967 wieder entlassen.

Grab von Jacek Kuroń

1964 verbreitete er zusammen mit Karol Modzelewski und unter Mithilfe von Adam Michnik eine marxistische Kritik am kommunistischen System, den Offenen Brief an die Mitglieder der Grundorganisation der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei und die Mitglieder der Hochschulorganisation des Verbandes Sozialistischer Jugend an der Warschauer Universität. Während der studentischen Märzaufstände in Warschau wurde er abermals verhaftet und zu 3 1/2 Jahren Haft verurteilt und 1971 wieder entlassen. Im Jahr 1975 war er an der Organisation von Protestaktionen gegen die Neufassung der Verfassung der Volksrepublik Polen beteiligt.

Während der Streiks in Danzig 1980 wurde er präventiv in Haft genommen und kam nach den August-Verträgen zwischen Staat und Solidarność im September wieder frei. Nach Verhängung des Kriegsrechtes von 1981 bis 1984 war er drei Jahre lang inhaftiert.

Vom 12. September 1989 bis 14. Dezember 1990 und von 11. Juli 1992 bis 26. Oktober 1993 war er Arbeitsminister in den Regierungen von Tadeusz Mazowiecki und Hanna Suchocka.

Auf Antrag der Kinder erhielt er die internationale Auszeichnung als Kavalier des Ordens des Lächelns.

Kuroń starb in der Nacht zum 17. Juni 2004 nach langer Krebserkrankung.

Schriften

  • Karol Modzelewski, Jacek Kuroń: Offener Brief an die Vereinigte Polnische Arbeiterpartei. Agitprop Druck, Kiel 1968
  • Karol Modzelewski, Jacek Kuroń: Monopolsozialismus. Hoffmann und Campe, Hamburg 1969
  • Jacek Kuroń: Glaube und Schuld. Einmal Kommunismus und zurück. Aufbau, Berlin 1991, ISBN 3-351-02148-8
  • Jacek Kuroń: Dilemmas der Sozialpolitik. Neue Kritik, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-8015-0270-8

Weblinks


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