- Jacques-André Naigeon
-
Jacques-André Naigeon (* 15. Juli 1738 in Paris; † 28. Februar 1810 in Paris) war ein französischer Literat, Publizist und Philosoph der Spätaufklärung.
Jacques-André Naigeon hatte sich zunächst als bildender Künstler in den Sparten Zeichnung, Malerei und Bildhauerei versucht. Durch die Bekanntschaft mit Diderot wurde er dessen Bewunderer, Schüler und Nachahmer. La Harpe, der Naigeon nicht mochte, bezeichnete ihn als den Affen Diderots, der im Lauf der Konversation dessen Tonfall und Manieren annimmt.
Naigeon verkehrte im Haus Baron Holbachs, der ihn dann als Sekretär zur Verbreitung clandestiner atheistischer Schriften einsetzte. Insbesondere war es Naigeons Aufgabe die Schriften Holbach zu redigieren und zu editieren. Holbach war um seine Sicherheit besorgt und gab daher nie eigene handschriftliche Texte als Druckvorlage aus dem Haus. Als Kopist fungierte der Bruder Naigeons, ein Proviantkontrolleur aus Sedan, der in seinem 6 monatigen Jahresurlaub die Manuskripte Holbach ins Reine schrieb. Veröffentlicht wurden die holbachschen Schriften anonym oder unter dem Pseudonym feu Mirabaud.
Relativ spät veröffentlichte Naigeon seine eigenen Werke, in denen in der Nachfolge seiner Vorbilder mutig gegen Dogmen, religiöse Riten und den Missbrauch der Macht durch religiöse Institutionen anschrieb. Naigeon war Vertreter eines radikalen Atheismus der, in der Konsequenz weitergehender als seine Vorbilder, eine Naturreligion, eine Vorsehung, die Existenz eines Gottes, eine irgendwie geartete höhere moralische Instanz, die Existenz und die Unsterblichkeit einer Seele ablehnte.
Betraut mit der Herausgabe des philosophischen Teils der Encyclopédie méthodique verfocht Naigeon die Ideen des Fatalismus, des Materialismus und des Atheismus, hauptsächlich in den Artikeln zu Anthony Collins, Tommaso Campanella, Giulio Cesare Vanini und zum Curé Jean Meslier. Naigeon wurde 1795 zum Mitglied der Institut de France gewählt. Er verhielt sich in den Sitzungen der Académie eher passiv. Naigeon geriet in seinen letzten Lebensjahren in Krankheit, Depressionen und finanzielle Nöte. So war er gezwungen seine weitbekannte und über Jahrzehnte aufgebaute Bibliothek weit unter Wert zu veräußern.
Werke
- Le militaire filosophe, ou difficultés sur la religion proposées au R. P. Malebranche, prêtre de l’oratoire, par un ancien officier ,ohne Drucker, Londres (Paris), 1768, 8°, 200 S.
- Dictionnaire de philosophie ancienne et moderne , 1791
- Mémoire sur la vie et les œuvres de Diderot , posthum 1832 erschienen
Naigeon veröffentlichte mehrere Werke Holbachs, Diderots und weiterer aufgeklärter oder antiker Schriftsteller:
- Nicolas Frérèt: Lettre de Thrasibule à Leucippe. Ouvrage Posthume de M. F ., Londres ( Paris) ohne Jahr ( ca. 1768), 12°, 252 S.
- Baron Paul Heinrich Dietrich von Holbach: Opinions Des Anciens Sur Les Juifs, ohne Drucker,ohne Ort, 1769., 8°, 2 Teile, (2), 127, (3), 129-238 S.
- Baron Paul Heinrich Dietrich von Holbach: Essai sur les préjugés, ou de l'influence des opinions sur les mœurs et sur le bonheur des Hommes. Ouvrage contenant l'Apologie de la philosophie par Mr D.M. ohne Drucker, London ( Paris ), 12°, (2), 394 S.
- Collection des Moralistes Anciens, Didot, Paris, 1782,3 Bände in 12°
- Oeuvres de Sénèque, traduites en françois par LA GRANGE ; avec des notes de critique, d'histoire et de littérature (Naigeon), J.J. Smits et Cie, Paris, 1795, 6 Bände in 8°
- Oeuvres de Denis Diderot, Desray und Deterville, Paris, 1798, 15 Bände in 8°
Literatur
- Jean Philibert Damiron: Mémoire sur Naigeon, 1857
- Ferdinand Hoefer: Nouvelle Biographie générale. Band 37. Firmin-Didot, Paris 1863, S. 133-138. (Hauptquelle dieses Artikels)
Weblinks
- Kurzbiografie der Académie française (französisch)
Wikimedia Foundation.