Jakob Goldschmidt

Jakob Goldschmidt
Jakob Goldschmidt

Jakob Goldschmidt (* 31. Dezember 1882 in Eldagsen; † 23. September 1955 in New York) war ein Berliner deutsch-jüdischer Bankier.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Goldschmidt gründete 1909 gemeinsam mit Julius Schwarz die Privatbank Schwarz, Goldschmidt & Co. 1918 wechselte er in das Direktorium der Nationalbank für Deutschland, die 1922 mit der Darmstädter Bank für Handel und Industrie zur Darmstädter und Nationalbank (Danat-Bank) fusionierte. Als einer der dynamischsten und unkonventionellsten Großbankiers seiner Zeit besaß Goldschmidt bis zu 123 Aufsichtsratsmandate, u. a. in der neu gegründeten Ufa. In den 1920er Jahren trat er zudem der Gesellschaft der Freunde bei.

Goldschmidt verdrängte den konservativer agierenden Hjalmar Schacht aus der Führungsposition der Bank, der 1923 aufgrund der Differenzen mit Goldschmidt aus der Bank ausschied und kurz darauf seine Tätigkeit als Reichbankpräsident aufnahm.[1]

1931 wurde die Danat-Bank nach Kreditausfällen in Folge von Bilanzfälschungen der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei zahlungsunfähig. Im Anschluss daran geriet das gesamte deutsche Bankenwesen in eine tiefe Krise. Goldschmidt musste die Danat-Bank verlassen.

Goldschmidt war Senator der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Mitglied des Initiativkommitees der deutschsprachigen Encyclopaedia Judaica. Er finanzierte den Ankauf von Vincent van Goghs Gemälde Garten von Daubigny durch die Nationalgalerie Berlin und stiftete 1927 zur Erinnerung an seine Frau das Sophie Goldschmidt-Mädchenheim.

Goldschmidt verließ Deutschland 1933 und emigrierte 1936 in die USA. Dort hatte er noch einige Aufsichtsratsmandate inne, so bei Manitoba Sugar Company.

Sein Enkel Anthony Goldschmidt gründete 1979 das Unternehmen Intralink in Los Angeles mit den Hauptgeschäftszweigen Filmtitel-Design und Trailer (z.B. für The Da Vinci Code – Sakrileg und E.T.).

Literatur

  • Michael Jurk: Jakob Goldschmidt - Zum Leben und Wirken eines jüdischen Bankiers 1882 - 1955. Magisterarbeit der Universität Mains. Mainz 1984.
  • Gerald D. Feldman: Jakob Goldschmidt, the history of banking crisis of 1931 and the problem of freedom of manoeuvre in the Weimar economy. In: Zerrissene Zwischenkriegszeit. Wirtschaftshistorische Beiträge. Festschrift für Knut Borchardt. Baden-Baden 1994, S. 307ff.
  • Gerald D. Feldman: Jewish bankers and the crisis of the Weimar Republik. (= Leo Baeck Memorial Lecture, Band 39). New York 1995.
  • Lexikon des Judentums. Bertelsmann, Gütersloh 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 249.
  • Hans-Christian Rohde: Wir sind Deutsche mit jüdischer Religion. Geschichte der Juden in Eldagsen und Springe, Bennigsen, Gestorf, Völksen. Hallermunter Schriften 2. Museum auf dem Burghof e.V., Springe 1999. Seite 40-41.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. John Weitz: Hitlers Bankier – Hjalmar Schacht. Europa Verlag, München, Wien 1998, ISBN 3-203-84003-0, S. 94.

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