Jakobus Micyllus

Jakobus Micyllus
Der Humanist Jakob Micyllus

Jakob Micyllus (eigentlich Moltzer; * 6. April 1503 in Straßburg; † 28. Januar 1558 in Heidelberg) war ein deutscher Humanist, Dichter und Pädagoge. Er leitete die städtische Lateinschule in Frankfurt am Main und war Professor in Heidelberg.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Micyllus studierte 1518 bis 1522 in Erfurt, u. a. bei Helius Eobanus Hessus. Ende 1522 ging er nach Wittenberg zu Philipp Melanchthon. 1524, mit nur 21 Jahren, trat er sein Amt als Rektor der wenige Jahre zuvor gegründeten Lateinschule in Frankfurt an. Der Ratsherr und Patrizier Hamman von Holzhausen, dessen Sohn Justinian ebenfalls in Wittenberg studierte, hatte Micyllus auf Empfehlung Melanchthons berufen.

Die ersten Jahre seines Rektorats verliefen sehr erfolgreich. Ab 1526 entwickelte sich in der Frankfurter Bürgerschaft eine radikale Strömung, die von den beiden reformatorischen Predigern Dionysius Melander und Johann Bernhard genannt Algesheimer geschürt wurde. Sie wandten sich nicht nur gegen die Geistlichkeit der Stadt, die durch das kaiserliche Stift St. Bartholomäus repräsentiert wurde, sondern zunehmend auch gegen den von wenigen Patrizierfamilien beherrschten Rat.

Micyllus fühlte sich in dieser Atmosphäre unwohl. Es ist nicht klar, ob er Lutheraner war und deshalb in konfessionellem Gegensatz zu den eher zwinglianisch orientierten Predigern stand, oder ob er als Humanist sich nicht für theologische Streitfragen interessierte. Jedenfalls wandte er sich Anfang 1532 in einem Gedicht gegen den kurz zuvor verstorbenen Ulrich Zwingli. Daraufhin richtete sich die von Melander und Algesheimer beeinflusste öffentliche Meinung der Stadt gegen ihn. Der Rat, in dem sein Gönner Holzhausen eine einflussreiche Position hatte, ließ ihm immerhin genügend Zeit, sich eine neue Stelle zu suchen. Am 18. Januar 1533 wurde Micyllus auf eine Professur nach Heidelberg berufen.

In Frankfurt änderten sich jedoch bald wieder die Verhältnisse. 1533 suspendierte der Rat den katholischen Gottesdienst und kam damit dem Willen des Volkes entgegen. Gleichzeitig gelange es ihm aber, die radikalen Prediger zu isolieren und abzuberufen. Im Rat und in der Bevölkerung gewannen die gemäßigten Kräfte die Oberhand, und 1536 schloss sich die Stadt dem schmalkaldischen Bund und damit der Augsburger Konfession an.

Schon kurz darauf wurde Micyllus wieder als Rektor der Lateinschule nach Frankfurt gerufen. Sein Gehalt wurde von 60 Gulden jährlich auf 150 Gulden erhöht. Während seines zweiten Rektorats etablierte sich die Frankfurter Lateinschule endgültig. Sie wurde 1542 im ehemaligen Barfüßerkloster untergebracht.

1547 verließ Micyllus allerdings wiederum Frankfurt und folgte einem zweiten Ruf nach Heidelberg als Professor für griechische Sprache und Literatur. Dort starb er hochangesehen am 28. Januar 1558.

Werkauswahl

  • Varia epigrammata graco & latina & alia carmina graca, Basel 1538
  • Sylva variorum carminum
  • Commentataria in Homerum, Basel 1541
  • Annotationes in Joh. Bocatii genealogiam Deorum, Basel 1532
  • Scholta ad Marialis obscuriores aliquot locos
  • Ratio examinandorum versuum
  • Calendarium
  • Carmen elegiacum de ruina arcis Heidelbergensis, quae facta est 1537
  • Annotationes in Ovidium, & in Lucanum
  • Arithmetica logistica
  • Euripidis vita, Basel 1558
  • De Tragaedia & ejus portibus
  • Traductio aliquoe operum Luciani cum scholiis
  • Annotationes in Euripidem, Basel 1562
  • Urbis Francofurdi gratulatio ad Caronum, Leipzig 1530

Literatur

  • Classen, Johannes: Jakob Micyllus, Rektor zu Frankfurt am Main 1524-1533 und 1537-1547, als Schulmann, Dichter und Gelehrter. Frankfurt am Main 1861
  • Gerhard Dolinsky: Aus der Geschichtes des Frankfurter Gymnasiums, in: H.-J. Heydorn und K. Ringshausen: Jenseits von Resignation und Illusion - Festschrift zum 450jährigen Bestehen des Lessing-Gymnasiums. Frankfurt am Main 1971
  • Joannes Fridcricus Hautz: Jakob Micyllus …, Commentatio historico-litcraria. Heidelberg 1842 (mit Bibliogr.)
  • Johann Classen: Nachträge zu der Biographie des Jakob Micyllus, Frankfurt/M 1861
  • Georg Ellinger: Jakob Micyllus und Joachim Camerarius. In: Neue Jahrbuch für das klass. Altertum, Geschichte und deutsche Literatur und für Pädagogik Jahrgang 24 (1909), S. 1 50-173. - Ellinger 2, S. 28-44
  • Otto Clemen: Zu Jakob Micyllus In: Neue Heidelberger Jahrbuch N. F. (1941), S. 1-11
  • Arthur Henkel: "In Mortem Simii Heidelbergensis". Zu einem Epikediom des Jakob Micyllus In: Festschrift Leonard Forster. Baden-Baden 1982, S. 264-280
  • Hermann Wiegand: Hodoeporica. Baden-Baden 1984
  • [Adolf] Brecher: Micyllus, Jakob Molshem. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 21, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 704–708.
  • Franz Lerner: Micyllus, Jacob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, S. 459 f.
  • Walther Killy (Hg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache (15 Bände). Gütersloh, München: Bertelsmann-Lexikon-Verl., 1988-1991 (CD-ROM: Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7)

Weblinks


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