Jan Krejčí

Jan Krejčí
Jan Krejčí
Denkmal für Jan Krejčí im Stadtpark seiner Heimatstadt Klatovy (Klattau)

Jan Krejčí, auch Johann Krejči, (* 28. Februar 1825 in Klattau, Böhmen; † 1. August 1887 in Prag) war ein böhmischer Geologe und Mineraloge. Er gilt als Begründer der eigenständigen tschechischen Geologie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Krejčí wurde als Kind eines Dragonerveterans und einer Wäscherin geboren. Seine schulische Ausbildung erfolgte an einer deutschen Volksschule und in einem Prager Gymnasium. Am Polytechnikum widmete sich Jan Krejčí in den Jahren 1844 bis 1848 dem Studium der Chemie und Mineralogie. Mit der wissenschaftlichen Tätigkeit begann er als Assistent bei Franz Xaver Maximilian Zippe. Ab 1849 übernahm er die Aufgabe als Custos der mineralogischen Sammlungen im Böhmischen Landesmuseum unter der Leitung von Zippe.

Krejčís erste Lehrtätigkeit begann 1850 an der böhmischen Oberrealschule in Prag. Von 1860-1862 war er Direktor an der Realschule in Písek. Im Jahr 1853 begann seine Mitarbeit an der naturwissenschaftlichen Zeitschrift Živa (Ceres), die von Jan Evangelista Purkyně herausgegeben wurde.

In den Jahren 1859 bis 1861 war er an intensiven geologischen Kartierungsarbeiten in Böhmen beteiligt. Seit 1862 wirkte Krejčí in der Comité für die naturwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böhmen mit. Daraus gingen einige wichtige Publikationen hervor. Gemeinsam mit Karel Kořistka unterstand ihm die Redaktion der umfangreichen Schriftenreihe dieser Institution. Seine Habilitation erreichte Krejčí 1863 an der technischen Hochschule auf dem Gebiet der Mineralogie und Geologie, 1864 die Ernennung zum ordentlichen öffentlichen Professor. Als Rektor stand er von 1867 bis 1871 dieser Bildungseinrichtung vor.

Ab 1881 lehrte er an der Karls-Universität Prag in böhmischer Vortragssprache, erregte damit viel Aufsehen und erlangte dort die Berufung zum ordentlichen Professor für Geologie.

Jan Krejčí ist in seiner Familiengruft auf dem Vyšehrad-Friedhof von Prag bestattet. Aus Anlass seines Todes nach schwerer Krankheit hat der Dichter Adolf Heyduk das Gedicht Za Janem Krejčím verfasst. Seine Villa auf der nördlichen Seite des Vyšehrad-Felsens und eine ursprüngliche Gedenktafel wurden bei Bau des Straßentunnels in den Jahren 1902 – 1904 beseitigt. Zehn Jahre später wurde am Vyšehrad-Felsen eine neue und repräsentativere Gedenktafel angebracht. Eine Kopie dieser Tafel ist heute an der Festungsmauer von Vyšehrad zu sehen.

Im Nationalmuseum Prag befindet sich auf der 2. Etage eine Bronzebüste von Jan Krejčí. Sie ist im Jahr 1900 durch den Bildhauer Čeněk Osmík erschaffen und in den Komárov-Eisenhütten gegossen worden.

Verdienste

Geologische Karte von Prag und Umgebung 1877 von J. Krejčí und R. Helmhacker

Krejčí arbeitete bei der geologischen Landesaufnahme im Königreich Böhmen eng mit Rudolf Helmhacker zusammen. Beide legten frühe Grundlagen für eine systematische geologische Kartierung ihres Landes. Große Verdienste kommen beiden Wissenschaftlern bei der Erforschung der böhmischen Kreideformation zu, die 1870 in der Veröffentlichung Všeobecné a horopisné poměry, jakož i rozčlenění křídového útvaru v Čechách (deutsch: Allgemeine und orographische Verhältnisse sowie die Gliederung der Kreidenformationen in Böhmen) gipfelte.

Krejčí betätigte sich aktiv in der Politik. Diese Aktivität begann 1861 im Stadtrat von Písek und setzte sich mit einem Mandat im Landtag Böhmens für den Wahlbezirk Prachatice-Netolice bis 1873 fort. Ein öffentliches Bekenntnis für die Jungtschechische Bewegung und eine Auseinandersetzung mit František Ladislav Rieger führten zu einer Unterbrechung seiner Abgeordnetentätigkeit.

In seiner erneuten Mandatstätigkeit im Wiener Reichsrat (für die Städte Louny, Slaný, Nové Strašecí, Velvary und Rakovník) ab 1880 setzte er sich in zahlreichen Reden für die offizielle Verwendung der Tschechischen Sprache in Böhmen ein. Gesundheitliche Gründe zwangen ihn 1883 zur Beendigung seines Wirkens im Reichsrat, ohne dass er die politischen Mandate im Böhmischen Landtag und im Stadtrat von Prag aufgab.

Krejčís Verdienste um die geologische Fachliteratur Böhmens sind herausragend, jedoch außerhalb der Tschechischen Republik wenig bekannt. In der modernen tschechischen Fachliteratur wird er als Begründer der tschechischen Geologie bezeichnet. Die Bilanz seiner Tätigkeit sind mehrere bedeutende wissenschaftliche Publikationen. Wesentlich war das erste Geologielehrbuch in tschechischer Sprache (Erstauflage 1860) mit dem Titel Geologie, čili, Nauka o útvarech zemských; se zvláštním ohledem na krajiny českoslovanské (deutsch: Geologie oder Lehre über Erdformen mit besonderer Berücksichtigung der Tschechoslowakischen Landschaften).

Werke

  • Krejčí, J.: Geologie, čili, Nauka o útvarech zemských; se zvláštním ohledem na krajiny českoslovanské. Sešit 1. Litomyšl (Antonín Augusta) 1860
  • Krejčí, J.: Všeobecné a horopisné poměry, jakož i rozčlenění křídového útvaru v Čechách. Praha 1870
  • Krejčí, J. / Frič, A.: Geologische Karte von Böhmen. Section VI. Umgebung von Kuttenberg bis Böhm. Trübau. Prag (Commission bei Fr. Řivnáć) 1891
  • Krejčí, J. / Helmhacker, R.: Geologische Karte und Profile des Schichtaufbaues der Umgebung von Prag. Prag (Commissions-Verlag von Fr. Řivnáć), 1880 (Karte und Text)
  • Krejčí, J. / Helmhacker, R.: Erläuterungen zur Geologischen Karte des Eisengebirges (Zelezné Hory) und der angrenzenden Gegenden im östlichen Böhmen. Prag (Commissions-Verlag von Fr. Řivnáć), 1882 (Karte niemals erschienen, nur Text veröffentlicht)

Literatur

  • Matouškova: Krejčí Jan. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1969, S. 247 f. (Direktlinks auf S. 247, S. 248).
  • Miroslav Gabriel: Geolog Jan Krejčí. Praha (Ústřední ústav geologický) 1987
  • Friedrich Katzer: Geologie von Böhmen. Prag (Verlag I. Taussig) 1902
  • K. Kořistka: Übersicht der Thätigkeit der Naturwissenschaftlichen Landesdurchforschung von Böhmen vom J. 1864 bis zum J. 1890. Prag 1891

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