- Jan Mikulicz-Radecki
-
Johann Freiherr von Mikulicz-Radecki (auch Jan Mikulicz-Radecki) (* 16. Mai 1850 in Czernowitz, damals Österreich-Ungarn; † 14. Juni 1905 in Breslau, damals Deutsches Reich), war ein einflussreicher Chirurg und der Begründer der Gastroskopie. Sein Sohn war der Gynäkologe Felix von Mikulicz-Radecki.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Als Schüler Theodor Billroths in Wien war Mikulicz Universitätsprofessor in Krakau, Königsberg und seit 1890 in Breslau, wo Willy Anschütz von 1898 bis 1905 sein Assistent gewesen war.
1881 beschrieb er die Achalasie als Funktionsstörung des unteren Ösophagussphinkters; 1886 stellte er die subtotale Schilddrüsenresektion vor, um die postoperative Hypothyreose zu verhindern; 1896 verwendete er erstmals einen Mundschutz während Operationen zur Sicherung des aseptischen Verlaufs von Operationen. 1902 ermöglichte er die Anerkennung der Lokalanästhesie, die Carl Ludwig Schleich schon 1892 erfolglos vorgestellt hatte.
Nachdem er seinem Oberarzt Ferdinand Sauerbruch 1903 die Lösung der Probleme bei Operationen an der offenen Lunge übertragen und dieser den herrschenden Unterdruck im Brustraum als deren Ursache erkannt hatte, ließ Mikulicz in Breslau eine große Unterdruck-Operationskammer errichten.
Er entwickelte mehrere chirurgische Hilfsmittel, die noch nach ihm benannt sind. Weiters werden die chronisch rezidivierenden Aphthen manchmal noch als Mikulicz-Aphthen bezeichnet. Im angelsächsischen Raum wird das Mikulicz syndrome - vermutlich eine Variante des Sjögren-Syndroms I - nach ihm bezeichnet.
Mikulicz' Staatsangehörigkeit ist heute schwer anzugeben. Er hatte deutsche und polnische Vorfahren. Sein Geburtsort gehörte zu Österreich-Ungarn, nach dem ersten Weltkrieg zu Rumänien, heute zur Ukraine. Mikulicz sprach fließend fünf Sprachen und veröffentlichte auf Deutsch, Polnisch, Russisch und Englisch. Er selbst antwortete immer, wenn er nach seiner Nationalität gefragt wurde: Ich bin Chirurg. [1]
Instrumente
Mikulicz machte sich auch um neue Instrumente zur Vereinfachung chirurgischer Eingriffe verdient. Er erfand eine gebogene, scharfe Klemme (ähnlich dem "Overholt"), die noch heute beim Eröffnen des Abdomens (Bauchraumes) genutzt wird, um Peritoneum beziehungsweise Faszie anzuklemmen. Ebenso wird sie in der Traumatologie angewendet, wo mit ihrer Hilfe beispielsweise Stücke des Femurkopfes gefasst und ausgeschnitten werden können (siehe Endoprothese).
Diese Klemme wird im Operationsjargon in der Regel kurz als Miku, Mikulicz oder Mikulicz-Klemme bezeichnet.
Bedeutende Schüler
Ferdinand Sauerbruch, Georg Ernst Konjetzny
Werk
- Paul von Bruns, Ernst von Bergmann, Johann von Mikulicz (Hrsg.): Handbuch der praktischen Chirurgie. 1900-1901 in vier Bänden, 1926-1930 in sechs Bänden
Quellen und Einzelnachweise
- ↑ Zitiert nach: Kustzrycki WA: Bericht über das deutsch-polnische Symposium in Breslau (Wroclaw). Deutsche Gesellschaft für Chirurgie - Mitteilungen 2/2005: 154-8 (PDF)
- Nova et Vetera: Johann Mikulicz-Radecki. Br Med J 1950 (4670): 103–4. PMID: 15426820
- Olch PD: Johann von Mikulicz-Radecki. Ann Surg. 1960 (152):923-6. PMID: 13730681
Weblinks
- Literatur von und über Johann von Mikulicz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Veröffentlichungen über Mikulicz-Radecki http://www.dbc.wroc.pl/dlibra/collectiondescription?dirids=171 [1]
Personendaten NAME Mikulicz-Radecki, Johann Freiherr von KURZBESCHREIBUNG deutscher Chirurg und der Begründer der Gastroskopie GEBURTSDATUM 16. Mai 1850 GEBURTSORT Czernowitz, damals Österreich-Ungarn STERBEDATUM 14. Juni 1905 STERBEORT Breslau, damals Deutsches Reich
Wikimedia Foundation.