Jane Franklin

Jane Franklin

Jane Griffin (* 1791; † 18. Juli 1875) war eine britische Abenteurerin des viktorianischen Zeitalters und wurde bekannt als die Ehegattin des Polarforschers Sir John Franklin, dessen Expedition in der kanadischen Arktis auf der Suche nach der legendären Nordwestpassage spurlos verschwand.

Jugendbildnis Jane Griffins, Holzstich

Sie heiratete Franklin als dessen zweite Frau im Jahre 1827, und begleitete ihn bei seiner Entsendung nach Australien als Gouverneur des damaligen Van-Diemen-Lands, dem sie schließlich den heutigen Namen „Tasmanien“ gab. Interessanterweise war Australien selbst durch einen Onkel Franklins, dem Entdecker Matthew Flinders, zu diesem Namen gekommen, so dass man in diesem Zusammenhang fast von einer Familientradition sprechen könnte. Dort unternahm sie mehrere Überlandwanderungen quer über den australischen Kontinent und Tasmanien, so im Jahre 1839 zwischen Port Phillip und Sydney, und 1841/1842 von Hobart nach Macquarie Harbour. Franklin wurde schließlich im Jahre 1843 aufgrund einer akuten Wirtschaftskrise der Provinz und seines unbeliebten Reformvorhabens bezüglich der dortigen Strafkolonie seines Gouverneurspostens enthoben, und so kehrten beide 1844 nach England zurück.

Nachdem ihr Gatte 1845 zu seiner letzten Expedition ausgelaufen und zwei Jahre lang jegliche Nachricht von seinen Schiffen ausgeblieben war, drängte sie zusammen mit dem Polarforscher John Ross, der Franklin persönlich versprochen hatte, nach drei Jahren ohne Nachricht nach ihm zu suchen, die Admiralität, Suchtrupps zu entsenden. Dies kam für die Admiralität mehr oder weniger überraschend – schließlich war Franklins Expedition die bisher technisch am besten ausgerüstete des Jahrhunderts gewesen und frühere Expeditionen hatten mit weitaus primitiveren Mitteln über vier Winter ohne größere Verluste im Eis verbracht, daher gab es zu diesem Zeitpunkt keinen Rettungsplan – doch da auch die öffentliche Meinung großen Anteil am Schicksal der Männer nahm und Klärung forderte, wurden 1848 erste Suchexpeditionen ausgesandt, was sich schnell zur bis dato größten Suchaktion der Geschichte ausdehnen sollte. Auch Lady Franklin beteiligte sich mit ihrem Privatvermögen ausgiebig an diesen Aktionen, und erhöhte unter anderem die Belohnung für die Rettung oder Aufklärung des Schicksals der Männer um 10.000 Pfund Sterling (nach heutigem Geldwert eine gute Million Euro). Zudem steckte sie fast ihr gesamtes Vermögen in Suchexpeditionen, 1850 unter Kapitän Charles Forsyth auf der Prince Albert, 1851 erneut die Prince Albert unter dem Kommando William Kennedys, und 1852 das Dampfboot Isabel mit Captain Edward Inglefield. Diese Expeditionen blieben, wie auch die weitaus umfangreicheren Unternehmungen der Royal Navy, weitestgehend erfolglos was die Klärung des endgültigen Schicksals Franklins anging. Lady Franklin sammelte in diesen Jahren alles an erdenklichen Informationen zu Arktis, und lag richtig mit ihren Vermutungen, dass Franklin sein Glück wohl weiter südlich bei der Victoria-Insel versucht habe.

Im Jahre 1854, 9 Jahre nach dem Auslaufen der Schiffe Franklins, erklärte die Royal Navy jedoch Franklin und seine Männer angesichts der gewaltigen Verluste der Suchtrupps an Männern und Material sowie des sich währenddessen ausweitenden Krimkrieges offiziell für tot und weigerte sich, weitere Expeditionen zu entsenden. Zudem trafen in diesem Jahr von Seiten des schottischen Forschers John Rae äußerst beunruhigende Berichte ein, die auf den Aussagen der Inuit basierten und nahelegten, Franklins Männer wären allesamt in der Gegend um die King-William-Insel beim Versuch, auf dem Landweg in Sicherheit zu gelangen, umgekommen, und hätten dabei wohl auch von dem zu damaliger Zeit völlig unvorstellbaren „letzten Mittel“, dem Kannibalismus, Gebrauch gemacht.

Lady Franklin weigerte sich, diesen Bericht anzuerkennen und kritisierte in der folgenden Zeit Dr. Rae in öffentlichen Diskussionen in Zeitungen und Magazinen aufs Schärfste, wobei sie auch von der öffentlichen Meinung ihrer Zeit große Unterstützung fand, unter anderem auch durch Charles Dickens, der in seiner eigenen Zeitung Household Words sowie The Times und The Illustrated London News Stellung gegen Raes Thesen nahm. Ihren Aussagen zufolge fühlte sie immer noch Hoffnung, ihren Gatten lebendig wiedersehen zu können. Die noch jungen Massenmedien nahmen sich des Themas verstärkt an, und so war die Anteilnahme am traurigen Schicksal des heldenhaften Lord Franklin und seiner treuen Gattin sehr groß, und schließlich hatte sie 1857 mit Hilfe von Spenden erneut genug Geld zusammen, um eine weitere Expedition finanzieren zu können. Francis Leopold MacClintock, der bereits an den ersten Expeditionen der Navy als Offizier teilgenommen hatte, lief am 2. Juli mit der kleinen Dampfyacht Fox in See, und fand schließlich 1859 in der von John Rae beschriebenen Gegend um die King-William-Insel die erschütternden Überreste der Expedition, inklusive eines in einem Steinhaufen deponierten Schreibens, das besagte, dass Lord Franklin bereits am 11. Juni 1847 verstorben sei.

Nachdem also klar geworden war, dass ihr Gatte bereits so lange verstorben war, widmete sich Lady Franklin nun wieder ihrer Leidenschaft fürs Reisen. Sie wurde vielerorts mit überwältigenden Sympathiebekundungen empfangen, und bereiste unter anderem Nordamerika, Indien und Japan. In ihren letzten Jahren widmete sie sich weiterhin der Aufklärung des Schicksals der so unglücklichen Franklin-Expedition sowie dem Andenken an ihren Mann; so wurde schließlich zwei Wochen nach ihrem Tode in der Westminster Abbey eine große, von ihr finanzierte Gedenktafel enthüllt.

Ihr Beispiel als treue, sich in Würde um ihren heldenhaften Gatten sorgende Ehefrau inspirierte eine Anzahl von zeitgenössischen Liedern und Gedichten.


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