Janheinz Jahn

Janheinz Jahn

Janheinz Jahn (* 23. Juli 1918 in Frankfurt am Main; † 20. Oktober 1973 in Messel, Landkreis Darmstadt-Dieburg) war ein deutscher Schriftsteller und einflussreicher Vermittler der Literatur aus dem subsaharischen Afrika in Deutschland.

Jahn studierte in den 1930ern Theaterwissenschaften und Arabistik in München und anschließend zwei Jahre italienischen Kunstgeschichte in Perugia. 1939 wurde er zwar zur Wehrmacht eingezogen, konnte aber den Krieg über als Fronttheaterschauspieler und Touristenführer für Soldaten arbeiten. Bis 1946 befand er sich in englischer Kriegsgefangenschaft und arbeitete dort als Dolmetscher.

Nach dem Krieg arbeitete er als freiberuflicher Schriftsteller und Redner. 1949 veröffentlicht er Diwan aus Al-Andalus, eine Sammlung von Nachdichtungen von Werken hispano-arabischer Dichter des 10. bis 13. Jahrhunderts.

1951 traf Jahn den Dichter und späteren senegalesischen Präsidenten Léopold Sédar Senghor in Frankfurt am Main. Seither widmete er sich der Sammlung von afrikanischer Literatur der Négritude, die er mit Bibliografien, Übersetzungen und Essays bekannt machte. Von 1966 bis 1968 war er Generalsekretär des deutschen P.E.N.-Clubs. Senghor ernannte ihn zum senegalesischen Honorarkonsul.

Jahns Ehefrau wählte 1968 den Freitod und nahm dabei auch eines der beiden gemeinsamen Kinder mit in den Tod. In der Folgezeit lebte Jahn in Partnerschaft mit der Literaturwissenschaftlerin Ulla Schild.

1970 erhielt er den Übersetzerpreis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Jahn starb im Oktober 1973 an einem Herzinfarkt in seinem Haus in Messel.

Sein persönlicher Nachlass gehört heute dem Seminar für Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Universität Mainz befindet sich die Jahn-Bibliothek für afrikanische Literaturen, die bis 1998 von Ulla Schild betreut wurde und deren Grundlage die Büchersammlung Janheinz Jahns bildet.

Werke (Auswahl)

  • 1954: Schwarzer Orpheus. Anthologie moderner afrikanischer und afroamerikanischer Poesie. 49 Gedichte von 28 Autoren aus 12 afrikanischen Staaten, insgesamt 161 Gedichte von 82 Autoren.
  • 1958: Muntu. Umrisse der neoafrikanischen Kultur. Philosophische und kognitive Konzepte in afrikanischen und afroamerikanischen Kulturen. In viele Sprachen übersetzt, galt in den USA als die „Bibel der Schwarzen“.
  • 1960: Durch afrikanische Türen. Erlebnisse und Begegnungen in Westafrika (Reisebericht).
  • 1964: Schwarzer Orpheus. Erweiterte Neuausgabe, 110 Gedichte von 60 Autoren aus 23 afrikanischen Staaten. 256 Gedichte, 133 Autoren.
  • 1965: Gesamtbibliographie der neoafrikanischen Literatur.
  • 1966: Geschichte der neoafrikanischen Literatur, Eine Einführung.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jahn (Familienname) — Jahn ist im deutschen Sprachraum ein häufiger Familienname.[1] Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U …   Deutsch Wikipedia

  • Jahn — Jahn,   1) Friedrich Ludwig, genannt Turnvater Jahn, Pädagoge und Politiker, * Lanz (bei Perleberg) 11. 8. 1778, ✝ Freyburg (Unstrut) 15. 10. 1852; Gründer der deutschen Turnbewegung. Jahns Bedeutung liegt besonders in der Entwicklung des Turnens …   Universal-Lexikon

  • Afrikanische Literatur — Die afrikanische Literatur umfasst Literatur in verschiedenen Sprachen – europäischen und afrikanischen – mit verschiedenen Stilen und Themen sowie historischen Hintergründen. Einige Merkmale, die in der Literatur schwarzafrikanischer Autoren… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Jae–Jal — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • African literature — Introduction       the traditional oral and written literatures together with the mainly 20th century literature written mostly in European languages but also to an increasing extent in the many languages of the sub Saharan region. Traditional… …   Universalium

  • Berühmte Frankfurter — Frankfurt am Main war in den vielen Jahrhunderten seiner reichen Geschichte Geburts , Wirkungs und Sterbeort zahlreicher bedeutender Persönlichkeiten. Inhaltsverzeichnis 1 Bekannte, in Frankfurt am Main geborene Personen 1.1 Bis 1700 1.2 18.… …   Deutsch Wikipedia

  • Bitek — Okot p’Bitek (* 7. Juni 1931 in Gulu; † 20. Juli 1982 in Kampala) war ein ugandischer Dichter, Lehrer und Ethnologe. Sein größtes Werk ist Lawinos Lied. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Kindheit und Schule …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurter Persönlichkeiten — Frankfurt am Main war in den vielen Jahrhunderten seiner reichen Geschichte Geburts , Wirkungs und Sterbeort zahlreicher bedeutender Persönlichkeiten. Inhaltsverzeichnis 1 Bekannte, in Frankfurt am Main geborene Personen 1.1 Bis 1700 1.2 18.… …   Deutsch Wikipedia

  • Geistlicher Dichter — Dies ist eine alphabetische Liste der Dichter der Kirchenlieder, die in den deutschsprachigen Gesangbüchern der anerkannten Kirchen veröffentlicht sind (auch von Liedern in lateinischer Sprache). In Deutschland sind dies religiöse Körperschaften… …   Deutsch Wikipedia

  • Griaule — Marcel Griaule (* 1898 in Aisy sur Armançon, Département Yonne; † 1956 in Paris) war ein französischer Ethnologe, der für seine Studien bei den Dogon in Westafrika und für seine Pionierrolle in der ethnologischen Feldforschung in Frankreich… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”