Janka Kupala

Janka Kupala
Kyrillisch (Weißrussisch)
Янка Купала
Łacinka: Janka Kupała
Transl.: Janka Kupala
Transkr.: Janka Kupala
Janka Kupala

Janka Kupala (* 25. Junijul./ 7. Juli 1882greg. in Wjasynka bei Minsk; † 28. Juni 1942 in Moskau, eigentlich Iwan Daminikawitsch Luzewitsch) war ein weißrussischer Nationaldichter, Dramatiker, Publizist und Übersetzer, der gemeinsam mit Jakub Kolas und Maksim Bahdanowitsch zu den Hauptfiguren der weißrussischen Wiedergeburt (weißr.: Адраджэнне) Anfang des 20. Jahrhunderts zählt.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Jugend

Kupala wurde in Wjasynka, einem kleinen Gut in der Nähe von Minsk geboren und entstammte einer Familie, die zum verarmten Kleinadel gehörte. Nach Abschluss der weißrussischen Volksschule arbeitete er zunächst in der eigenen Wirtschaft, später u.a. aber auch als Hauslehrer, Schreiber, in einer Schnapsbrennerei in der Region Maladsetschna u.v.m. Um 1903/04 veröffentlichte Kupala zunächst einige sentimentale Gedichte in polnischer Sprache. Sein erstes Gedicht in weißrussischer Sprache fällt in das Jahr 1904; im Jahre 1905 wurde das erste Mal ein weißrussisch geschriebenes Gedicht von ihm gedruckt, was nur möglich war, da im Jahre 1905 das bis dahin im zaristischen Russland bestehende Druckverbot für Texte in weißrussischer Sprache aufgehoben worden war. Das Gedicht erschien in der Zeitschrift Nascha Niwa, der führenden Publikation in der Zeit der weißrussischen Wiedergeburt. Erste Poeme schrieb Kupala bereits 1906/07.

Wilna und Petersburg

1908 ging Kupala nach Wilna, das in dieser Zeit ein Zentrum der neuen weißrussischen Kultur war. Dort arbeitete Kupala in der Redaktion der Nascha Niwa]. Im Jahre 1909 siedelte er für einige Jahre nach Sankt Petersburg um, wo 1908 bereits sein erster Gedichtband unter dem Titel Жалейка (dt.: "Die Schalmei") erschienen war. Weitere Gedichtbände erschienen in den Folgejahren. 1913 kehrte er jedoch nach Wilna zurück, um seine Arbeit bei der Zeitschrift wieder aufzunehmen. Hier arbeitete er auch bei dem in Wilna ansässigen Weißrussischen Verlegerverband. In dieser Zeit erschienen mehrere Gedichtbände, u.a. im Jahre 1913 Шляхам жыцьця (dt.: „Der Weg des Lebens“). Ebenfalls in das Jahr 1913 fällt Kupalas zentrales Werk aus der Zeit vor der Revolution: das Drama Раскіданае гняздо (dt.: Das zerstörte Nest), das erst 1917, nach der Russischen Revolution uraufgeführt und 1919 in Wilna im Druck erscheinen konnte. Hierin thematisiert der Autor die Entwurzelung der weißrussischen Landbevölkerung, dargestellt am Beispiel einer Bauernfamilie. In Wilna unterstützte Kupala auch Maksim Bahdanowitsch bei der Herausgabe seiner Gedichtbände.

Erster Weltkrieg

Nach Beginn des Ersten Weltkriegs, im Herbst 1914, arbeitete Kupala an dem Gedichtzyklus Песьні вайны (dt.: "Lieder des Krieges"). Im Jahre 1915 zog er nach Moskau, wo er ein Studium an der Volksuniversität aufnahm. Im Dezember desselben Jahres wurde er in die Armee einberufen und diente in einer Straßenbaubrigade in Minsk, Polazk und Smolensk. Hier erlebte er auch die Oktoberrevolution. Von 1916 bis 1918 schrieb er kein einziges Gedicht.

Die "Zwischenkriegszeit"

1919 zog Kupala nach Minsk, wo er bis zum Beginn des Großen Vaterländischen Krieges lebte. In Minsk wirkte er u.a. am Aufbau eines nationalen weißrussischen Theaters, an der Gründung der Belarussischen Staatsuniversität und der Akademie der Wissenschaften der Weißrussischen Sowjetrepublik (BSSR) mit. Auch die Entwicklung eines eigenständigen Verlagswesens in der BSSR gehört zu den Verdiensten Janka Kupalas.

Im August 1919 erschien hier die erste Ausgabe der Zeitung Звон (dt.: Die Glocke), deren Chefredakteur Kupala war. In der Folgezeit schrieb er neue Gedichte und übersetzte das Igorlied ins Weißrussische. 1922 erschien der Gedichtband Спадчына (dt.: Das Erbe), eine Zusammenstellung von Gedichten aus der Zeit vor dem Krieg und während des Krieges. Noch im Sommer 1922 beendete Kupala die Arbeit an einem seiner zentralen Werke, der Tragikomödie Тутэйшыя (dt.: Die Hiesigen), in der das städtische Leben aus der Zeit der Besatzung im Ersten Weltkrieg ironisch beleuchtet wird. Im Sommer 1926 druckte die Zeitschrift Полымя (dt.: Die Flamme), bis heute eine der führenden Literaturzeitschriften Weißrusslands, einen Zyklus von Gedichten Kupalas, die von einer deutlich spürbaren Protesthaltung geprägt waren und schon bald verboten wurden.

In den 1930er Jahren wurde Kupala, wie auch viele andere der Idee der weißrussischen Wiedergeburt verbundene Dichter und Schriftsteller, Opfer von Repressionen. Immer wieder wurde er zu Verhören zum Fall der so genannten "Union zu Befreiung Weißrusslands" (weißruss.: Саюз вызваленьня Беларусі) vorgeladen, einer Vereinigung, die tatsächlich überhaupt nicht existierte. Im November brach er unter Last der Anschuldigungen und Verhöre zusammen und beging einen Selbstmordversuch, blieb jedoch am Leben. Noch im Krankenhaus, offenbar vollständig gebrochen, verfasste Kupala einen offenen Brief (Адкрыты ліст Я. Купалы), in dem er sich von der Idee der nationalen Wiedergeburt lossagte. In den Jahren nach diesem Bruch schrieb Kupala ausschließlich prosowjetische Gedichte und Artikel, die an künstlerischem Wert weit hinter den Werken vor 1930 zurückblieben.

Letzte Jahre

Nach dem Überfall deutscher Truppen auf die Sowjetunion im Jahre 1941 und der darauffolgenden Besatzung der BSSR zog Janka Kupala erneut nach Russland. In einem kleinen Dorf in der Nähe von Kasan und in Moskau verlebte er seine letzten Lebensjahre. Im Juni 1942 stürzte er im Hotel Moskwa in Moskau von einer Treppe und kam dabei ums Leben, wobei die Umstände, die zu diesem Unfall führten, bis heute ungeklärt sind. Kupala wurde auf dem Wagankowskoje-Friedhof in Moskau beigesetzt. 20 Jahre später wurde die Urne mit seiner Asche nach Minsk überführt und dort bestattet.

Janka Kupala trat auch mit Übersetzungen ins Weißrussische in Erscheinung. Er übertrug u.a. Werke von Alexander Puschkin, Taras Schewtschenko, Nikolai Nekrassow, Iwan Krylow und Adam Mickiewicz.

Nach Janka Kupala wurden in Minsk ein Theater, ein Park, eine Straße und eine Metrostation benannt. In Minsk und Moskau stehen Denkmäler für Janka Kupala. Museen, die ihm und seinem Werk gewidmet sind, finden sich in Minsk und seinem Geburtsort Wjasynka.

Weblinks

 Commons: Yanka Kupala – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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